Donnerstag, 11. Februar 2016

Waldarbeiten in Chile

Über den Paso de Icalma sind wir wieder nach Chile 'rüber. Ausreise war schnell erledigt,
bei der Einreise war ein großer Stau. Aber die Wartezeit haben wir dann ganz angenehm wegen eines Plauschs mit einer argentinischen Familie verbracht. Eine junge Frau konnte passabel englisch und so war das mit radebrechen, übersetzen und Zeichensprache möglich, all' ihre neugierigen Fragen zu beantworten. Scheint keine Gegend zu sein, in der sich viele Europäer herumtreiben. Jedenfalls waren dem recht jungen Genzer unsere Pässe etwas fremd, er hatte ein wenig Mühe, damit klar zu kommen. Der Kollege, der das Auto inspizieren sollte, aber war völlig hingerissen, guckte sich begeistert drinnen um und verstand sofort, dass das unsere Wohnung ist - zeigte also den nötigen Respekt vor unserer Privatsphäre, latschte auch nicht mit Schuhen durchs "Haus". Und war noch mehr entzückt, als er einen Australien-Aufkleber in einer der Türen entdeckte. Er hatte 2 1/2 Jahre dort verbracht, war hin und weg, dass wir da auch schon waren. Zwar hatte alles insgesamt
einige Zeit gekostet, es war aber dennoch der bisher entspannteste und amüsanteste Grenzübergang. Auch in Chile schien die Sonne, es war warm, wenig windig und die Landschaft sanft, freundlich alpin. Am Lago Gualletue fanden wir einen superschönen Platz und nette Gesellschaft von einem chilenischen Gefängniswärter aus Santiago, der am See mit Familie urlaubte.


An Hand von Karten und einem (alten) Reiseführer haben wir uns eine Tour ausgeguckt, die sich richtig toll anbot. War sie auch, wenn auch ein wenig anders als gedacht. Den Kontakt mit der Natur hatten wir uns etwas anders, nicht ganz so intensiv, vorgestellt. Von Lonquimay aus gibt es zwei
kleine Straßen Richtung Norden. Die Östliche sollte entlang des wildromatischen Rio BioBio die Westliche zum (noch aktiven) Vulkan Lonquimay führen. Klaus wollte Vulkan, ich wollte Rio. Klar - wir nehmen die Straße zum Vulkan. Gerieten dann aber doch auf die östliche Straße, die alsbald keine mehr war. Natürlich nicht geteert, aber erst mal recht kommod. Es wurde eng beim Überqueren eines Bächleins, war aber noch kein Problem mit diesem Auto. Wir haben uns noch nicht viel dabei gedacht. Und dann kam es Schlag auf Schlag. Alle paar hundert Meter ein neues Hindernis. Umgefallene Bäume im Weg, dicke Äste unter Wagenhöhe, Brückchen über Bäche, die zu schmal für uns waren, sehr steile, enge Auffahrten nach Bachdurchfahrung. Tapfer haben wir alle Hindernisse überwunden, aber es hätte eh kaum noch eine Chance zur Umkehr gegeben. Also war Einsatz von Hirn und Werkzeug
vonnöten.


Störendes Holz wurde niedergesägt, die zu schmalen Brückchen mit Steinen, Sand, Holz und zur Not mit den eigenen Sandblechen verbreitert, die zu steile Auffahrt nach einem Bach abgegraben - irgendwie ging es schon immer weiter. Bis wir vor einem riesigen, mehrstämmigen Baum standen, der abgebrochen und über den Weg gefallen war, zwar abgesägt, aber viel zu wenig. Keine Chance, dran vorbei zu kommen. Abgesehen von viel manueller
Sägearbeit war dann auch die strategische Überlegung angesagt, dem Baum nicht die Stabilität im Liegen zu nehmen. Hätten wir ihm eine seiner wesentlichen Stützen gekappt, wäre uns das Monstrum aufs Hirn gefallen.

Nööö, das war ja noch nicht alles, bis zu einem einigermaßen gemütlichen Schlafplatz war noch einiges aus dem Weg zu räumen. Als wir ziemlich die Schnauze voll hatten, bot sich ein Platz an der Sonne - den wir mehr als dankbar annahmen. Es wären nur noch schlappe 5 Km bis zu einer halbwegs passablen Straße gewesen, aber da alle paar Hundert Meter ein Hindernis lauerte, konnten wir uns ausrechnen, wie lange wir dafür brauchen würden. Und darauf hatten wir einfach keine Lust mehr - besser am nächsten Tag ausgeruht erneut ans Werk gehen.


Und wirklich war noch einiges an Waldarbeit zu tun - das Ärgste war ein dickes Trumm Baumstamm, das auf dem Weg lag. Manuell bekamen wir das nicht bewegt, dann also mit dem Auto wegziehen. Eigentlich eine gute Idee, aber der Gurt riß. Nun doch manuell arbeiten, mit Hebel-Einsatz. Wir kriegten den Stamm dann soweit weg bewegt, dass das Auto haarscharf dran vorbeikam. Ein paar kleinere Bäume mussten noch entsorgt werden und nach ca. 2 Stunden hatten wir es geschafft, konnten in eine offensichtlich befahrene Straße einbiegen. Aber man soll sich natürlich nie zu früh freuen. War der Waldarbeiter-Job erledigt, wartete nun einer als Panzerknacker auf uns.
Denn wir standen nach ca 1 Km vor einem Tor, das mit einer Kette und einem sehr stabilen Schloß versperrt war. Da das "Privat"-Schild außen war, waren wir doch ein wenig erstaunt, denn wir kamen auf einem öffentlichen Weg, der in allen Karten und im Navi verzeichnet war. Umkehren? Nie im Leben! So hat Klaus sich als Schloßknacker versucht, aber das Ding war nicht zu sprengen. Da kam die Eisensäge zum Einsatz, mit der es gelang, eines der Kettenglieder durchzukriegen. Und dann war es endlich geschafft, wir konnten auf die andere Straße abbiegen, die wir eigentlich nehmen wollten.


Na ja, es war schon eine sehr schöne Strecke hinter uns, aber wir hatten eigentlich nicht viel Zeit, die Natur in ihrer ganzen Pracht zu bewundern, wir waren zu sehr damit beschäftigt, uns einen Weg zu bahnen. Aber in solchen Dingen sind wir ja schon recht erprobt und ein gutes Team. Es ist wohl so, dass wir beide in kritischen Situationen zur Hochform auflaufen, beide lösungsoriertiert und mit viel Improvisationstalent gesegnet sind. Ein klein wenig stolz waren wir aber schon, dass wir alten, eigentlich faulen, Säcke das so gut hingekriegt haben. Und dann musste natürlich alles nochmal analysiert werden. Was war das Ärgste, das Schwierigste, das Kritischte? Und natürlich waren wir auch froh um das schöne Wetter, denn hätte es geregnet, wäre der Weg sehr rutschig gewesen und so manches hätte nicht mehr funktioniert, hätte böse ausgehen können.


Alles noch mal gutgegangen, der Flurschaden, den wir hinterlassen haben, hält sich in Grenzen, die Schäden am Auto sind zu verschmerzen. Alle Rücklichter kaputt, einiges verbogen, Abwasserschlauch-Verbindung ist weg, natürlich jede Menge dicker Kratzer und das Blödeste: eines der Hörner auf dem Dach ist abgefatzt. Klaus hat es retten können, aber es ist wohl eine doofe Arbeit, das wieder anzubringen.

So ist Klaus dann doch noch zu seinem Vulkan gekommen, die westliche Straße zurück führte direkt zum Lonquimay. Die Umgebung ist vom Ausbruch 1988/89 noch komplett geprägt: nur Asche und Lavabrocken ringsum, eine recht unwirtliche, aber sehr faszinierende Landschaft. Am Fuß des Berges haben wir einen netten Platz für die Nacht gefunden und erst mal ausgiebig unser Badezimmer unter Wasser gesetzt, eine Dusche war dringend nötig.

Da wir von Vulkanen noch nicht genug hatten, sind wir durch den nächsten Nationalpark weiter südlich gefahren, da gibt es den Conguillo zu sehen und den Llarma, der noch aktiv ist. Dieses riesige Asche- und Geröllfeld zu seinen Füßen ist schon recht beeindruckend.


Weiter auf dem Weg nach Temuco, wo Klaus eine Werkstatt für die Beseitigung der diversen Schäden am Auto suchen wollte, war einfach kein Platz für die Nacht zu finden - alles recht zersiedelt und eingezäunt. Aber dann entdeckte er ein "Campingplatz"-Schild, auf dem auch noch ein deutsches Fähnchen zu sehen war. Also abgebogen, aber der Weg schien uns ins Nichts zu führen, nach Campingplatz sah es jedenfalls gar nicht aus. Da keine Chance zum Wenden bestand, fuhr Klaus weiter und dann: eröffnete sich ein wunderschöner parkähnlicher, sehr, sehr großer Platz. Der
tatsächlich von einem deutschen Paar betrieben wird. Zwar sind sie nicht unbedingt auf so große Autos ausgerichtet, aber wir konnten uns zwischen Bäumen durch auf eine Wiese stellen und einer der Bäume war dann auch bald abgesägt. Ein genau so großes Auto hatte schon den einzigen geeigneten Platz belegt und das gehört einem ebenfalls deutschen Paar, das schon seit 7 Jahren unterwegs ist.

Eigentlich wollten wir höchstens 2 Tage bleiben, haben dann aber schnell
umdisponiert. Sind nach Temuco gefahren, Lebensmittel eingekaufen und Klaus hat alles besorgt, was er zum Herrichten des Autos brauchte. Auf dem schönen Platz konnte er das auch alles gut selbst machen. Ich durfte die Waschmaschine von Elli benutzen, konnte mal wieder gründlich das Haus putzen - so sind aus den 2 Tagen dann tatsächlich 2 Wochen geworden. Was will man auch mehr? Nette Gesellschaft, ein paar lustige Grillabende gemeinsam mit unseren "Landlords" Elli und Werner, dazu herrliches Sommerwetter und ab und an ein Hüpfer in den Swimmingpool.



 

Anden-Schlendrian

Den wohl schönsten Teil der Carretera Austral hatten wir nun abgefahren und es stand ein
großer Service für das Auto an. Was in Argentinien besser geht, da mehr LKWs dieser Art unterwegs sind. Wir haben wieder einen netten kleinen Grenzübergang gefunden und uns dann auf die Suche nach einer Werkstatt gemacht. Nach ein paar Versuchen in einigen Städten wurde Klaus in El Bolsón fündig. Ein netter Mensch, der ziemlich alles an Groß- und Kleinvieh richtet. So manches war ein wenig unsortiert, aber er konnte ein Kupplungsproblem lösen, das Klaus schon länger genervt hatte und bisher niemand lösen konnte. So war der Aufenthalt ein wenig länger als gedacht, aber es hat sich wohl rentiert, denn die Kupplung fluppt nun wie nix.


Nachdem wir die Vorräte aufgefüllt hatten, sind wir in die "Argentinische Schweiz" aufgebrochen, eine wirklich wunderschöne Berglandschaft mit vielen Seen. Und sehr angenehmem Klima - zumindest jetzt im Hochsommer. Aber Bariloche, eines der touristischen Zentren, hat uns nicht wirklich begeistert. Eine eigentlich schön gelegene Stadt an einem See, die sich einen Hang hinaufzieht. Aber alles war recht verlottert, die Stadt hat kein Gesicht - alles wirkte improvisiert, sehr unkoordiniert. Die Suche
nach einem Campingplatz war total erfolglos. Was es - mühsam genug zu finden - gab, war für uns gänzlich ungeeignet. Viel zu eng und zu schief. Und der eine Platz, auf den wir uns hätten quetschen können, war astronomisch teuer. Aber dann haben wir doch noch einen schönen, kostenlosen Platz am See gefunden. Von dem aus man sogar zu Fuß in die Stadt gehen konnte. Aber nix von dem, was wir besorgen wollten, bekamen wir. Und in der Wäscherei hat man mir dann auch noch einen meiner schönen Stoff-Wäschebeutel unterschlagen. Da hinein stopfe ich die Wäsche, gebe das so ab und habe bisher immer alles, mitsamt dem gewaschenen Beutel, zurückbekommen. Als wir schon wieder unterwegs waren, fiel mir auf, dass der Wäschebeutel fehlt. Ärger....Der war so praktisch.


Also nix wie weg aus der Stadt und weiter nach Norden. Ein Weilchen hinter der Stadt fanden wir einen schönen Platz neben der Straße, machten es uns gemütlich. Und nahmen einen alten Rundhauber-Bus wahr, der ein Stück vor uns parkierte. Überraschung! Überraschung!! Es war Oscar mit seiner (halben) Familie, den Klaus auf seinem Südamerika-Trip vor 9 Jahren kennengelernt hatte. Dessen Sohn Alejandro inzwischen in München lebt und uns schon in Adlitz besucht hatte. War das ein großes Hallo!! Aber leider hatten die nicht so viel Zeit, aber es gab noch ein nettes Geplauder und Zeit genug für die nächsten Verabredungen.

Montag, 4. Januar 2016

Wind oder Regen ??

Wären am nächsten Morgen die Berge weiterhin wolkenfrei gewesen, wären wir noch geblieben. Aber leider war schon wieder alles zugezogen, und auch eine Tour ein Stück weiter nördlich brachte nicht mehr viel, außer wolkenverhangenen Bergen und kein sichtbarer Fitzroy. Nun gut, also auf Richtung Chile. Auch, weil uns der heftige Wind langsam auf den Wecker ging, allerdings war uns auch klar: die Alternative bedeutet Regen. Der Wind kommt von Westen, also vom Pazifik. Die Wolken bleiben an den Anden hängen und regnen sich in Chile ab. Und der Wind pfeift dann ungehindert nach Osten, also Argentinien.


Aber man könnte ja auch mal Glück haben und ein paar trockene Tage erwischen. Auf dem Weg fanden wir zauberhafte Plätze nahe unglaublich türkis-farbenen Seen, wie sie zuhauf am Andenrand liegen. Sehr malerisch, allerdings wurden wir noch immer heftig vom Wind durchgeschüttelt. Für den Weg nach Chile haben wir uns für einen ganz kleinen Grenzübergang (Paso R. Roballos) entschieden, weil wir uns eine schöne Strecke erhofft haben.
Zwei kleine Häuschen standen unvermittelt in der Landschaft, das Erste, für die Grenze zuständige, besetzt mit immerhin 3 Mann. Allerdings ohne modernes Gerät wie Kopierer oder gar Computer. Alle relevanten Daten wurden ordentlich in dicke Kladden eingetragen, wobei dem Jüngsten (offensichtlich noch Lehrling) von den anderen beiden Männern sorgfältig assistiert wurde. Auffinden der Motor-Nummer, des Fabrikats etc. in einer deutschen Zulassung und das Eintragen in die richtige Spalte zeigte ihm der Mittlere, während der ältere Mann dazukam, die Stempel bedächtig neu einstellte und ordentlich auf dem Schreibtisch drapierte. Es war ein herrliches Schauspiel! Und allen hatte es offensichtlich Spaß gemacht.


Wir dachten, das nächste Häuschen wäre der chilenische Grenzposten, aber weit gefehlt - das war nur die argentinische Polizeistation, die vermutlich die 3 Männer auch bevölkern, wenn es sein muß. Es ging noch viele Kilometer durch ein unglaublich schönes Tal auf rumpeliger Schotterpiste, ehe wir nach Chile einreisen konnten.Wir sind ja keine Schön-Wetter-Touristen, so haben wir zwar ordentlich auf das Mist-Wetter geschimpft, aber dann doch den Reiz der Landschaft entdeckt. Wolkenverhangene Berge, Nebelfetzen, gefilterter Blick durch Nieselregen - das ergibt bei einer wirklich grandiosen Landschaft eine sehr eigene Stimmung. Nöö, ich bin wahrlich kein Fantasy-Fan, aber bei der Landschaft und der Stimmung wäre ich beinahe Tolkien anheim gefallen.


Wie schön, dass wir ungefähr bei Cochrane auf die Carretera Austral getroffen sind. Das ist eine Straße, die längs durch Süd-Chile geht und bei der man besser vergisst, dass sie seinerzeit das Militär unter Pinochet in die Landschaft gefräst hat. Sie ist einfach nur schön. Klar: ungeteert mit üblem Wellblech und zeitweise gigantischer Ansammlung von Schlaglöchern mit ein bisschen Straße drumherum. Aber entlang des Rio Baker zum Lago General Carrera war nur Begeisterung im Auto. Da schlängelt sich ein unfassbar türkisfarbiger Fluß durch eine grandiose Gebirgslandschaft und man folgt dem bis zu einem noch viel tükiseneren See.
Na klar, sieht bei herrlichem Sonnenschein viel doller aus, man kann bei "unserer" Wetterlage nicht die Super-Fotos machen. Aber wir haben, denke ich, eine Landschaft erlebt, die atemberaubend schön ist. Regenwald - heißt nicht umsonst so, es regnet. Aber wie schön kann das sein! Vor allem, weil es dann doch nicht permanent geregnet hat. Die Vegetation überschlägt sich vor Wachstumsfreude und ich bin noch immer nicht fertig damit, alles zu identifizieren. Wilde Rosen, Lupinen, Digitalis, Eisenhut -kennt man von daheim,
mehr oder weniger in freier Wildbahn. Aber dann kamen die Fuchsien! Was wir daheim mühevoll in Töpfen hegen, wuchert hier in übermannsgroßen Büschen in Überfülle. Menno, sind die schön!!


Mehr und mehr sahen wir am Wegesrand riesige Blätter, die wie unser Rhabarber anmuteten. Nur viel größer. Ist aber tatsächlich so was Ähnliches. Kann man essen, schmeckt aber mehr nach Apfel und hat vor allem nicht die Oxalsäure. Und zerfällt nicht ganz so wie unser Rhabarber.
Nach einem Test-Kochen weiß ich nun, worauf man achten muss. Weiter nördlich fuhren wir durch den Nationalpark Queulat, wo die Dinger unglaubliche Ausmaße erreichen. Sie heißen "Pangue", die essbaren Stengel "Nalca", wie mir ein junger chilenischer Radfahrer bestätigte, den ich beim Sammeln traf. Radfahrer hat es übrigens auf der Carretera Austral unglaublich viele - Stücker 20 - 30 trifft man leicht pro Tag. Verständlich, weil es eine wirklich wunderschöne Landschaft hat.


So nimmt es nicht Wunder, wenn ein guter Teil der Stecke zu einem Nationalpark wurde. Und der NP Queulat ist ein Regenwald-Wunderland. Höhepunkt ist der Ventisquero Colagante, der "hängende" Gletscher. Aber erst mal hingen wir. Und zwar auf der Zufahrt mit einem sehr platten Hinterreifen. Klaus hatte sich noch gar nicht richtig von einer heftigen Erkältung mit diversen Problemen erholt und bei mir war gerade was Adäquates im Anzug. Super!!! Da hat man Lust auf derlei Komplikationen. Aber es gab unweit einen schönen Campingplatz, zu dem wir humpeln und dann alles wieder richten konnten. Und hatten danach doch noch einen lustigen Silvester-Abend nach getaner Arbeit. Der nächste Morgen war Belohnung - wolkenloser Himmel, strahlende Sonne und sicher der wunderbare Anfang eines tollen neuen Jahres. Also sind wir - quasi gleich nach dem Aufwachen - zum Gletscher
gestapft. Wunderbare Hohlwege durch den Regenwald, eine lustige Brücke und ein grandioser Pfad führten uns zu einigen wunderschönen Aussichtspunkten.

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Verwandten-Besuch

Gabi, die wir in Valdes mit ihrem Peter getroffen hatten, erzählte, es gäbe im südlichen
Chile eine Kolonie von Königspinguinen. Keiner unserer gesamten Reiseführer wusste etwas darüber, aber Gabi fand es dann per Internet heraus. In der Bahia Inútil (=unnütze Bucht) auf Feuerland sollen sich seit ein paar Jahren die Pinguine angesiedelt haben, wohl die einzigen ausserhalb der Antarktis, was einigermaßen sensationell ist.


Eigentlich wollten wir gar nicht so weit nach Süden, aber die Pinguine waren zu und zu verlockend. So sind wir nach Punta Arenas gefahren (die südlichste Stadt Chiles), haben uns versorgt und das Internet genutzt, um noch ein wenig mehr über die Kolonie heraus zu finden. Abends haben wir uns für die Fähre nach Feuerland angestellt, morgens um 1/2 9 konnten wir aufs Schiff rollen. Als es noch im Hafen stand, sprang eine Gruppe Delphine um uns herum - das war schon mal ein schöner Anfang.

Der Königspinguin-Park war dann auch schnell gefunden - so richtig verfahren kann man sich nicht. Noch ist es nicht der große touristische Auftrieb, weil die Kolonie noch recht neu und weitgehend unbekannt ist. Alles wirkt ein wenig improvisiert und der Eintrittspreis ist recht moderat. Wir konnten auch ohne Probleme draußen für die Nacht stehen. Dabei noch aus der Ferne die Oberkellner herumlaufen sehen und einen romantischen Sonnenuntergang genießen.

Der Wind war friedlich, die Sonne eher freundlich und so machte es unendlich viel Spaß, den Pinguinen zuzusehen. Eigentlich stehen sie nur herum, aber wenn man sich Zeit nimmt und sie beobachtet, geht schon was ab. Allerdings kann man die wirklich lustigen Sachen nicht fotografieren oder filmen, die passieren zu unvermutet und spontan. Einer watschelte 2-3 Schritte, stolperte und fiel kerzengerade vornüber, blieb mit dem Schnabel in der Erde stecken.
Aber er hat sich sehr schnell wieder aufgerappelt. Sie wirken nur ein wenig unbeholfen, sind es aber nicht wirklich. Von den ganz großen Exemplaren (sicher 1 Meter hoch) standen sich öfter 2 gegenüber, reckten sich, streckten die Schnäbel in die Luft und schrieen sich gegenseitig an. Es wirkte aber nicht aggressiv - keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Jedenfalls klangen sie nicht ganz so nach rostiger Autohupe wie die Magellan-Kollegen.

Waren die schon ein Erlebnis: diese hier sind der absolute Hit! Kein Wunder, dass meine Handtasche in absolute Verzückung geriet und kaum mehr zu bändigen war. Wenn man endlich mal seine Verwandten besuchen darf!! Jetzt verstehe ich aber auch, warum ich mit einem Pinguin herumlaufe. Gut - das ist jetzt geklärt.


Natürlich wäre ein Zoo-Besuch ungleich preisgünstiger gewesen, aber die Pinguin-Klassiker in freier Wildbahn sehen zu können war schon ein Erlebnis der besonderen Art. Es gibt wohl schon ein paar kleine Tour-Veranstalter, die die Kolonie im Programm haben - es bleibt abzuwarten, wann der ganz große Run ausbricht.

Weil wir gegen Weihnachten nicht unbedingt eine Witterung wie daheim haben wollten und Feuerland auch sonst nicht wirkliche Attraktionen zu bieten hat, sind wir schnell wieder Richtung Norden gefahren. Sicher - eine Tour in die Antarktis, ein Segeltörn durch die Magellan-Straße oder den Beagle-Kanal hätte uns schon gereizt, aber diese Sachen sind absurd teuer, hätten unser Reisebudget arg strapaziert. Nee, wir müssen nicht alle Sensationen dieser Welt erleben und abhaken, wir waren schon sehr froh, die Pinguine gesehen zu haben, ehe auch sie zur 5-Sterne-Attraktion in den Reiseführern werden. Wobei wir natürlich jetzt dummerweise auch beitragen.....


Also wieder Richtung Norden und nach Argentinien. Am Lago Viedma haben wir wieder auf dem schönen Platz mit dem netten Fuchs logiert. Der Fitzroy war in dicke, dunkle Wolken gehüllt. Weil wir aber Zeit haben, bekam er eine weitere Chance. Und siehe da: am nächsten Morgen kaum ein Wölklein im Gebirge! Schnell aus den Federn, in die Puschen und auf nach El Chaltén! Den wohl schönsten Gebirgsstock der Anden wollten wir schon sehr, sehr gerne aus der Nähe sehen. Zwar ist er "nur" 3.405 Meter hoch, aber tatsächlich sehr faszinierend mit seinen 9 Zacken. "Fitzroy" heißt er nach dem Kapitän der "Beagle", dem Schiff von Charles Darwin. Eigentlich ist es der "Chaltén", was sich auch mehr und mehr durchzusetzen scheint.


 

 

 

Montag, 14. Dezember 2015

An den Anden

Nach den Pinguinen hatten wir genug von der öden Landschaft und sind Richtung Westen
gefahren. In Sarmiento haben wir auf einen Campingplatz gehofft, auch endlich einen gefunden - der eigentlich keiner war, eher eine Freizeiteinrichtung eines Vereins oder einer der Ölgesellschaften. In der Gegend wird viel Öl, und noch mehr Gas, gefördert. Netter Platz soweit, nur war die Internet-Sendeanlage gerade kaputt und es gab kein Wasser im Sanitärbereich. Also keine benutzbaren Toiletten und schon gar keine warme Dusche. Dennoch sind wir für eine Nacht geblieben, weil es ein netter, windgeschützter Platz war und ich ein wenig Hausputz machen konnte, ohne dass mir beim Auskehren der Staub gleich wieder entgegenflog.

Ein Stück weiter südlich gibt es einen Park mit vielen versteinerten Bäumen, der war schon richtig schön. Der junge Ranger war ein super Netter, sprach ein wenig Englisch, erzählte uns sehr viel und erlaubte uns, auf dem Parkplatz zu übernachten. Die Baumstücke, die hier herumliegen, sind älter als die Anden. Muß man sich mal vorstellen: ca. 60 Millionen Jahre! Die hat es angeschwemmt, als es das Gebirge noch gar nicht gab, und sind dann versteinert.
Wir sind ein wenig herumgewandert und es blies uns zeitweise fast vom Weg. Eigentlich kommt der patagonische Wind aus Westen, aber wir erleben ständige Richtungsänderung. Und damit auch durchaus heftige Temperatur-Unterschiede. Man weiß nie, was man an- oder ausziehen soll. Scheint die Sonne und der Wind kommt aus Westen, wird es durchaus warm, keine Socken und T-Shirt reicht völlig. Kommt der Wind aber aus Süden, denkt man im Auto, es ist schön warm, aber man kriegt eine Tiefkühlpackung um die Ohren gehauen, sobald man aussteigt. Brrrr... Fröstel - schudder....

Ein Rudel Guanacos

Jetzt ging es stramm weiter Richtung Anden, deren erste Gipfel im Westen zu sehen waren. Kurz vor dem Lago Viedma stand am Straßenrand ein holländischer Landrover mit einer Panne - er hatte sehr viel Öl verloren. Eine wirklich kuriose Geschichte erfuhren wir dann: ein Paar mit einem kleinen Kind ist schon länger auf Weltreise, in Südamerika bekamen sie für ein paar Wochen Besuch von einem Cousin mit Frau, die sie in einem gemieteten Camper-Van für ein paar Wochen begleiteten.
Nandu mit Nachwuchs
Da die Gattin, Mutter des Kindes, eine heftige Migräne-Attacke bekam, tauschten die beiden Frauen die Plätze in den Autos, damit die Kranke sich hinlegen konnte. Das Auto fuhr voraus und bemerkte nicht, dass der Landrover nicht mehr hinter ihm war. Die Havarierten hatten schon 2 Stunden am Straßenrand gewartet, als wir auf sie trafen. Erst mal haben wir sie mit Kaffee versorgt und ein wenig Windschutz in unserem Wohnzimmer geboten. Und sie dann zu einem schönen Platz am See an der Ruta 40 geschleppt, wo sie weithin sichtbar waren, sollten die Verwandten den Verlust bemerken und zurückkehren. Was dann auch der Fall war, etliche Stunden später. Das Kind hatte seine Mami wieder und die Migräne hatte sich verflüchtigt.

Von dem Platz aus hatte man einen phantastischen Blick auf den Fitz Roy, aber leider sah das Wetter dort nicht sehr vielversprechend aus. Eigentlich wollten wir nach El Chaltén, dieses tolle Massiv aus der Nähe sehen, aber es hat wenig Sinn, wenn es nur Wolken, Nebel und möglicherweise Regen hat. Gut - kriegt er eine zweite Chance auf der Rückfahrt. Und so haben uns am nächsten Morgen über den Fuchs gefreut, der gemächlich über den Platz geschlendert ist, es sich neben unserem Auto gemütlich gemacht hat. Und sind dann weiter nach Calafate gefahren.
Da geht es recht touristisch zu, weil Ausgangspunkt für all` die Attraktionen hier am südlichen Ende der Welt. Wir brauchten nur ein wenig Brot und anderen Kleinkram zur Versorgung und haben uns schnell weiter Richtung Perito Moreno-Gletscher aufgemacht. Klaus war ein wenig angefressen, weil man dort nicht mehr über Nacht bleiben darf, und das noch bei dem durchaus happigen Eintritt. Aber derartige Attraktionen werden nun mal touristisch "ausgebeutet", da kann man nix machen.
Es ist ein sensationeller Gletscher, einer der wenigen, der immer noch weiter wächst - und den wollen Viele sehen. Und er ist beeindruckend. Ständig kracht und donnert es, aber leider sahen wir keine spektakulären großen Stücke abbrechen, nur etwas Kleinkram kullerte in den See. Aber wenigstens ein Kondor segelte recht malerisch darüber hinweg.

Gerade hatten wir einen schönen Platz neben der Straße zurück nach Calafate für die Nacht gefunden, bekamen wir Besuch - eines der französischen Paare, das mit uns auf dem Schiff war. Es war ein netter Abend mit einem improvisierten Abendessen und einigen Verständigungs-Schwierigkeiten. Die Franzosen sind keiner Fremdsprache mächtig, Marie-Claude kann ein klitzepetit Englisch, das aber noch dürftiger ist als unser Französisch. So haben wir aufeinander eingequatscht und haben bestenfalls die Hälfte voneinander verstanden. Was soll`s, es war dennoch eine nette Überraschung. Am nächsten Morgen - wir mussten wieder durch Calafate - stoppten uns Anhalter am Ortsausgang.
Patagonische Flamingos
Es war ein schnuckliges, junges deutsche Paar, das mit Rucksack in Südamerika herumreist. Und diese Gelegenheit nutze auch gleich noch ein Israeli, den wir selbstredend auch mitnahmen. Ein junger Fotograf, der Menschen und ihre Emotionen festhält (natürlich nur mit Einverständnis verwendet). Das war eine recht unterhaltsame Fahrt bis zur Ruta 40, wo der Israeli sich verabschiedete, er wollte weiter nach Norden. Johanna und Sven fuhren noch bis zu unserer Mittagspause mit uns, bekamen dann alsbald einen weiteren Lift Richtung Puerte Natales. Klar, wir sind das nettere Fahrzeug, aber doch recht langsam. Aber auf halbem Weg weiter trafen wir die Beiden wieder. Und sie nahmen die Mitfahrgelegenheit über eine zwar rumpelige Schotterstraße, aber dennoch ca. 1 Stunde kürzere Strecke, gerne wahr. Es war eine schöne Abkürzung, mit sanften Hügeln, vielen Schafen und Flamingos. Und keinerlei Verkehr. Wieder auf der 40, bekamen die Beiden einen Lift, wir hoffen, bis zu ihrem Ziel. Denn allzulange Zeit haben sie nicht mehr, sie müssen zu Semesterbeginn wieder daheim sein.

 


Samstag, 5. Dezember 2015

Durch die Pampa

Nach 2 weiteren Tagen auf See kamen wir am 9. November abends in Uruguay an, konnten aber erst am nächsten Morgen von Bord rollen. Der Kapitän war mit uns unten am Schiff und es war ein sehr netter Abschied von ihm. Wir bekamen eine Einladung, ihn daheim in Kroatien zu besuchen - wie nett!

Bis mittags dauerte es, ehe Zoll- und Einreiseformalitäten erledigt waren, aber das nur für uns und die Schweizer, weil unsere Papiere absolut o.k. und eindeutig waren - im Gegensatz zu den Franzosen und Holländern, die brauchten noch ein paar Stunden mehr.
Eigentlich hatten wir einen Platz ausgeguckt, an dem wir uns für die erste Nacht in Montevideo treffen wollten, aber der war dann doch nicht auffindbar. So haben wir uns neben einer Straße am Meer auf eine Wiese gestellt und konnten das urbane Leben der Uruguayer studieren. Alles, was 2 Beine hat und unter 35 ist, joggt ganz professionell, mit Smartphone am Oberarm und Stöpseln im Ohr. Die Älteren fahren mit dem Auto, stellen es ab, machen Dehn- und Streckübungen. Und dann gibt es noch die ganz Verrückten, die einen Personal-Trainer bestellen und mitten auf der Wiese im Park das ganz harte Programm durchziehen. Jede Menge Rennrad-Fahrer düsten vorbei - man hatte den Eindruck, die Stadt ist ein einziges Fitness-Biotop. Ziemlich heiß war es, wir haben eher faul im Auto herumgelungert und sahen dann am Nachmittag "unserem" Schiff beim Auslaufen zu. WinkeWinke!
Ist ja schon schön, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Und vor allem wieder das eigene Bett + Tageslicht beim Aufwachen! Am nächsten Tag war Auffüllen der Futterkisten angesagt, also haben wir uns in die Stadt begeben, eine Bank aufgetrieben und eingekauft. Und dabei die Highlights von Montevideo besichtigt. Weiter gings dann nach Punta del Este, wo Klaus die die zweite Hand sehen wollte. Ein Künstler hat sie installiert, wovon Klaus die Rechte in Chile schon gesehen hatte.
Als wir gerade dabei waren, herauszufinden, wo nun die Linke sich befindet, sprach uns eine Frau auf Deutsch an. Sie und ihr Mann sind weltweit auf der Suche nach einem Platz für den Ruhestand. Und sie waren erstaunt, wie wir mit dem Auto von Deutschland hierhergekommen sind. Es war ein netter Nachmittag bei uns im Auto mit viel Plausch & Austausch und sie zeigten uns dann die Hand. Najaaaaa.....Die Begegnung mit den Leuten war es eher wert, die waren real und richtig nett. Während die Hand doch ein wenig enttäuschte. Genauso wie der Ort selbst, der eine reine Ferienkolonie für die Reichen und Schönen ist und beinahe nur aus Hochhäusern besteht. Und nur in der Saison von Dezember bis März bevölkert ist, ansonsten ist es Tote Hose.


Da war Colonia del Sacramento, eine alte Stadt am Rio de la Plata, genau gegenüber von Buenos Aires, doch sehr viel stilvoller. Durch die alten Gassen mit zum Teil sehr groben Steinpflaster zu schlendern machte sehr viel mehr Spaß. Und immer wieder standen uralte Autos herum, wovon allerdings die wenigsten noch wirklich fahrtüchtig sind.


Weil die Autoversicherung für Südamerika noch nicht bezahlt war, mussten wir zusehen, nach Buenos Aires zur Agentur zu kommen. Mit der Fähre wären wir zwar in Nullkommanix in Argentinien gewesen , aber die Kosten standen einfach nicht dafür. Wir hatten noch ein wenig Zeit und so sind wir lieber die ca. 350 Km über Land gefahren. Und hatten noch einen netten Abend in der Botanik mit unglaublich vielen, sehr hellen Glühwürmchen in den nahen Büschen. Das war eine richtige Lightshow! Besuch von einer kleinen Gruppe Austauschschülern mit einer deutschen Betreuerin hatten wir auch noch.


In Buenos Aires wußte Klaus von einer große Allee in Hafen- und Stadtnähe, wo man mit dem WoMo stehen kann. War auch nett, wenngleich ziemlich laut wegen des Verkehrs. Das Wetter war nicht sehr freundlich, so machte ein Stadtbummel nicht so richtig Spaß. Aber wichtig war erst mal, Geld zu besorgen. Der arglose Tourist denkt, Kreditkarte in die Wand stecken und Scheine abgreifen. Ist aber nicht , weil :geht nicht. Und wäre auch doof, wenn es funktionierte. Der offizelle Kurs für Euronen ist nämlich ca. 1: 10, was für uns das Land recht teuer machte. Die Inflation ist sehr hoch und das Vertrauen ins Bankensystem ist extrem niedrig. So gibt es einen sog. " Blauen Markt". Auf der Einkaufsmeile Florida hört man nur "Cambio, cambio" und den Rufen sollte man folgen. Dann kriegt man nämlich in privaten?? Wechselstuben ca. 1:15, was unsere Kaufkraft doch sehr erhöht.


Und dann wollte ich Kultur-Tante doch sehr gerne die Buchhandlung sehen, die in einem alten Theater etabliert ist. Es war eine schier endlose Hatscherei in Gedränge über weitgehend kaputte Gehsteige in engen Straßen, aber wir haben es tapfer geschafft. Und es hat sich rentiert, der Laden ist wirklich toll!! Auf der Bühne (mit Vorhang) ist ein, sehr bevölkertes, Café, in den Rängen sind die Buchregale und alles sieht noch sehr authentisch und sorgsam gepflegt aus. Soweit ich das Buchangebot sichten konnte - mein Spanisch ist doch noch recht rudimentär, aber man kennt ja seinen Job - war sehr umfassend und es standen jede Menge Leute an den Kassen (die ehemaligen vom Theater) an. Die Argentinier sind wirklich Buchliebhaber, das freut das kleine Buchhändlerinnen-Herz. Am nächsten Tag mussten wir nochmal in die Stadt, einiges besorgen, aber es begann alsbald wieder ordentlich zu regnen. Und so kamen wir einige Stunden später nass bis auf die Knochen wieder am Auto an. Nicht lustig! Und schon gar nicht lustig war, als der Regen immer stärker wurde und Sturzbäche von Wasser ins Auto strömten. Überall Schüsseln aufstellen, Aufnehmer positionieren - es war ein rechter Kampf gegen die Elemente. Aber wir haben dann schon alle Schwachstellen gefunden und sie weitgehend eleminieren können.


Was gut war, denn nach Tagen langweiliger Fahrt durch die Pampa - die ihren Namen wirklich verdient - haha - nur endlose Felder und Viehweiden - erreichten wir Patagonien und kriegten gleich das volle Programm der hiesigen Wetterbedingungen mit. Im Auto konnte man durch den heftigen Wind eher seekrank als auf dem Schiff werden, der Hagel klang, als seien wir in einem Guerilla-Krieg unter Beschuss geraten, nach nur Minuten heftigen Regens standen wir in einem See, der uns darüber nachdenken ließ, sich für ein Amphibien-Fahrzeug zu entscheiden. Aber man gewöhnt sich dran, am nächsten Tag war das Unwetter sehr ähnlich und wir haben es einfach tapfer durchgestanden. Und dann wurde es erst mal besser. Auf dem Weg zu den Seelöwen und den Papageien haben die blöden Viecher zwar die Reihenfolge nicht eingehalten, aber das war vielleicht das Nette daran. Kaum werden sie von den Touristen entdeckt, sagen die sich: Nööö, wir haben keine Lust, von den Leuten beglotzt zu werden, wir verzupfen uns lieber. Und Recht haben sie!