Montag, 14. Dezember 2015

An den Anden

Nach den Pinguinen hatten wir genug von der öden Landschaft und sind Richtung Westen
gefahren. In Sarmiento haben wir auf einen Campingplatz gehofft, auch endlich einen gefunden - der eigentlich keiner war, eher eine Freizeiteinrichtung eines Vereins oder einer der Ölgesellschaften. In der Gegend wird viel Öl, und noch mehr Gas, gefördert. Netter Platz soweit, nur war die Internet-Sendeanlage gerade kaputt und es gab kein Wasser im Sanitärbereich. Also keine benutzbaren Toiletten und schon gar keine warme Dusche. Dennoch sind wir für eine Nacht geblieben, weil es ein netter, windgeschützter Platz war und ich ein wenig Hausputz machen konnte, ohne dass mir beim Auskehren der Staub gleich wieder entgegenflog.

Ein Stück weiter südlich gibt es einen Park mit vielen versteinerten Bäumen, der war schon richtig schön. Der junge Ranger war ein super Netter, sprach ein wenig Englisch, erzählte uns sehr viel und erlaubte uns, auf dem Parkplatz zu übernachten. Die Baumstücke, die hier herumliegen, sind älter als die Anden. Muß man sich mal vorstellen: ca. 60 Millionen Jahre! Die hat es angeschwemmt, als es das Gebirge noch gar nicht gab, und sind dann versteinert.
Wir sind ein wenig herumgewandert und es blies uns zeitweise fast vom Weg. Eigentlich kommt der patagonische Wind aus Westen, aber wir erleben ständige Richtungsänderung. Und damit auch durchaus heftige Temperatur-Unterschiede. Man weiß nie, was man an- oder ausziehen soll. Scheint die Sonne und der Wind kommt aus Westen, wird es durchaus warm, keine Socken und T-Shirt reicht völlig. Kommt der Wind aber aus Süden, denkt man im Auto, es ist schön warm, aber man kriegt eine Tiefkühlpackung um die Ohren gehauen, sobald man aussteigt. Brrrr... Fröstel - schudder....

Ein Rudel Guanacos

Jetzt ging es stramm weiter Richtung Anden, deren erste Gipfel im Westen zu sehen waren. Kurz vor dem Lago Viedma stand am Straßenrand ein holländischer Landrover mit einer Panne - er hatte sehr viel Öl verloren. Eine wirklich kuriose Geschichte erfuhren wir dann: ein Paar mit einem kleinen Kind ist schon länger auf Weltreise, in Südamerika bekamen sie für ein paar Wochen Besuch von einem Cousin mit Frau, die sie in einem gemieteten Camper-Van für ein paar Wochen begleiteten.
Nandu mit Nachwuchs
Da die Gattin, Mutter des Kindes, eine heftige Migräne-Attacke bekam, tauschten die beiden Frauen die Plätze in den Autos, damit die Kranke sich hinlegen konnte. Das Auto fuhr voraus und bemerkte nicht, dass der Landrover nicht mehr hinter ihm war. Die Havarierten hatten schon 2 Stunden am Straßenrand gewartet, als wir auf sie trafen. Erst mal haben wir sie mit Kaffee versorgt und ein wenig Windschutz in unserem Wohnzimmer geboten. Und sie dann zu einem schönen Platz am See an der Ruta 40 geschleppt, wo sie weithin sichtbar waren, sollten die Verwandten den Verlust bemerken und zurückkehren. Was dann auch der Fall war, etliche Stunden später. Das Kind hatte seine Mami wieder und die Migräne hatte sich verflüchtigt.

Von dem Platz aus hatte man einen phantastischen Blick auf den Fitz Roy, aber leider sah das Wetter dort nicht sehr vielversprechend aus. Eigentlich wollten wir nach El Chaltén, dieses tolle Massiv aus der Nähe sehen, aber es hat wenig Sinn, wenn es nur Wolken, Nebel und möglicherweise Regen hat. Gut - kriegt er eine zweite Chance auf der Rückfahrt. Und so haben uns am nächsten Morgen über den Fuchs gefreut, der gemächlich über den Platz geschlendert ist, es sich neben unserem Auto gemütlich gemacht hat. Und sind dann weiter nach Calafate gefahren.
Da geht es recht touristisch zu, weil Ausgangspunkt für all` die Attraktionen hier am südlichen Ende der Welt. Wir brauchten nur ein wenig Brot und anderen Kleinkram zur Versorgung und haben uns schnell weiter Richtung Perito Moreno-Gletscher aufgemacht. Klaus war ein wenig angefressen, weil man dort nicht mehr über Nacht bleiben darf, und das noch bei dem durchaus happigen Eintritt. Aber derartige Attraktionen werden nun mal touristisch "ausgebeutet", da kann man nix machen.
Es ist ein sensationeller Gletscher, einer der wenigen, der immer noch weiter wächst - und den wollen Viele sehen. Und er ist beeindruckend. Ständig kracht und donnert es, aber leider sahen wir keine spektakulären großen Stücke abbrechen, nur etwas Kleinkram kullerte in den See. Aber wenigstens ein Kondor segelte recht malerisch darüber hinweg.

Gerade hatten wir einen schönen Platz neben der Straße zurück nach Calafate für die Nacht gefunden, bekamen wir Besuch - eines der französischen Paare, das mit uns auf dem Schiff war. Es war ein netter Abend mit einem improvisierten Abendessen und einigen Verständigungs-Schwierigkeiten. Die Franzosen sind keiner Fremdsprache mächtig, Marie-Claude kann ein klitzepetit Englisch, das aber noch dürftiger ist als unser Französisch. So haben wir aufeinander eingequatscht und haben bestenfalls die Hälfte voneinander verstanden. Was soll`s, es war dennoch eine nette Überraschung. Am nächsten Morgen - wir mussten wieder durch Calafate - stoppten uns Anhalter am Ortsausgang.
Patagonische Flamingos
Es war ein schnuckliges, junges deutsche Paar, das mit Rucksack in Südamerika herumreist. Und diese Gelegenheit nutze auch gleich noch ein Israeli, den wir selbstredend auch mitnahmen. Ein junger Fotograf, der Menschen und ihre Emotionen festhält (natürlich nur mit Einverständnis verwendet). Das war eine recht unterhaltsame Fahrt bis zur Ruta 40, wo der Israeli sich verabschiedete, er wollte weiter nach Norden. Johanna und Sven fuhren noch bis zu unserer Mittagspause mit uns, bekamen dann alsbald einen weiteren Lift Richtung Puerte Natales. Klar, wir sind das nettere Fahrzeug, aber doch recht langsam. Aber auf halbem Weg weiter trafen wir die Beiden wieder. Und sie nahmen die Mitfahrgelegenheit über eine zwar rumpelige Schotterstraße, aber dennoch ca. 1 Stunde kürzere Strecke, gerne wahr. Es war eine schöne Abkürzung, mit sanften Hügeln, vielen Schafen und Flamingos. Und keinerlei Verkehr. Wieder auf der 40, bekamen die Beiden einen Lift, wir hoffen, bis zu ihrem Ziel. Denn allzulange Zeit haben sie nicht mehr, sie müssen zu Semesterbeginn wieder daheim sein.

 


1 Kommentar:

  1. Hier ist auch ganz lustig, wenns nicht so schaurig traurig wär:

    http://n0by.blogspot.de/2016/01/vor-dem-knallkristallkampf-jagd-aufs.html

    * Jagd auf's Fickvieh oder "El-Taharrush".

    So nennt sich der koranische konditionierte Kult und Krampf, dass eine Rotte von Mannschweinen sich an flüchtenden Frauen vergreift.

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