Donnerstag, 24. Dezember 2015

Verwandten-Besuch

Gabi, die wir in Valdes mit ihrem Peter getroffen hatten, erzählte, es gäbe im südlichen
Chile eine Kolonie von Königspinguinen. Keiner unserer gesamten Reiseführer wusste etwas darüber, aber Gabi fand es dann per Internet heraus. In der Bahia Inútil (=unnütze Bucht) auf Feuerland sollen sich seit ein paar Jahren die Pinguine angesiedelt haben, wohl die einzigen ausserhalb der Antarktis, was einigermaßen sensationell ist.


Eigentlich wollten wir gar nicht so weit nach Süden, aber die Pinguine waren zu und zu verlockend. So sind wir nach Punta Arenas gefahren (die südlichste Stadt Chiles), haben uns versorgt und das Internet genutzt, um noch ein wenig mehr über die Kolonie heraus zu finden. Abends haben wir uns für die Fähre nach Feuerland angestellt, morgens um 1/2 9 konnten wir aufs Schiff rollen. Als es noch im Hafen stand, sprang eine Gruppe Delphine um uns herum - das war schon mal ein schöner Anfang.

Der Königspinguin-Park war dann auch schnell gefunden - so richtig verfahren kann man sich nicht. Noch ist es nicht der große touristische Auftrieb, weil die Kolonie noch recht neu und weitgehend unbekannt ist. Alles wirkt ein wenig improvisiert und der Eintrittspreis ist recht moderat. Wir konnten auch ohne Probleme draußen für die Nacht stehen. Dabei noch aus der Ferne die Oberkellner herumlaufen sehen und einen romantischen Sonnenuntergang genießen.

Der Wind war friedlich, die Sonne eher freundlich und so machte es unendlich viel Spaß, den Pinguinen zuzusehen. Eigentlich stehen sie nur herum, aber wenn man sich Zeit nimmt und sie beobachtet, geht schon was ab. Allerdings kann man die wirklich lustigen Sachen nicht fotografieren oder filmen, die passieren zu unvermutet und spontan. Einer watschelte 2-3 Schritte, stolperte und fiel kerzengerade vornüber, blieb mit dem Schnabel in der Erde stecken.
Aber er hat sich sehr schnell wieder aufgerappelt. Sie wirken nur ein wenig unbeholfen, sind es aber nicht wirklich. Von den ganz großen Exemplaren (sicher 1 Meter hoch) standen sich öfter 2 gegenüber, reckten sich, streckten die Schnäbel in die Luft und schrieen sich gegenseitig an. Es wirkte aber nicht aggressiv - keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Jedenfalls klangen sie nicht ganz so nach rostiger Autohupe wie die Magellan-Kollegen.

Waren die schon ein Erlebnis: diese hier sind der absolute Hit! Kein Wunder, dass meine Handtasche in absolute Verzückung geriet und kaum mehr zu bändigen war. Wenn man endlich mal seine Verwandten besuchen darf!! Jetzt verstehe ich aber auch, warum ich mit einem Pinguin herumlaufe. Gut - das ist jetzt geklärt.


Natürlich wäre ein Zoo-Besuch ungleich preisgünstiger gewesen, aber die Pinguin-Klassiker in freier Wildbahn sehen zu können war schon ein Erlebnis der besonderen Art. Es gibt wohl schon ein paar kleine Tour-Veranstalter, die die Kolonie im Programm haben - es bleibt abzuwarten, wann der ganz große Run ausbricht.

Weil wir gegen Weihnachten nicht unbedingt eine Witterung wie daheim haben wollten und Feuerland auch sonst nicht wirkliche Attraktionen zu bieten hat, sind wir schnell wieder Richtung Norden gefahren. Sicher - eine Tour in die Antarktis, ein Segeltörn durch die Magellan-Straße oder den Beagle-Kanal hätte uns schon gereizt, aber diese Sachen sind absurd teuer, hätten unser Reisebudget arg strapaziert. Nee, wir müssen nicht alle Sensationen dieser Welt erleben und abhaken, wir waren schon sehr froh, die Pinguine gesehen zu haben, ehe auch sie zur 5-Sterne-Attraktion in den Reiseführern werden. Wobei wir natürlich jetzt dummerweise auch beitragen.....


Also wieder Richtung Norden und nach Argentinien. Am Lago Viedma haben wir wieder auf dem schönen Platz mit dem netten Fuchs logiert. Der Fitzroy war in dicke, dunkle Wolken gehüllt. Weil wir aber Zeit haben, bekam er eine weitere Chance. Und siehe da: am nächsten Morgen kaum ein Wölklein im Gebirge! Schnell aus den Federn, in die Puschen und auf nach El Chaltén! Den wohl schönsten Gebirgsstock der Anden wollten wir schon sehr, sehr gerne aus der Nähe sehen. Zwar ist er "nur" 3.405 Meter hoch, aber tatsächlich sehr faszinierend mit seinen 9 Zacken. "Fitzroy" heißt er nach dem Kapitän der "Beagle", dem Schiff von Charles Darwin. Eigentlich ist es der "Chaltén", was sich auch mehr und mehr durchzusetzen scheint.


 

 

 

Montag, 14. Dezember 2015

An den Anden

Nach den Pinguinen hatten wir genug von der öden Landschaft und sind Richtung Westen
gefahren. In Sarmiento haben wir auf einen Campingplatz gehofft, auch endlich einen gefunden - der eigentlich keiner war, eher eine Freizeiteinrichtung eines Vereins oder einer der Ölgesellschaften. In der Gegend wird viel Öl, und noch mehr Gas, gefördert. Netter Platz soweit, nur war die Internet-Sendeanlage gerade kaputt und es gab kein Wasser im Sanitärbereich. Also keine benutzbaren Toiletten und schon gar keine warme Dusche. Dennoch sind wir für eine Nacht geblieben, weil es ein netter, windgeschützter Platz war und ich ein wenig Hausputz machen konnte, ohne dass mir beim Auskehren der Staub gleich wieder entgegenflog.

Ein Stück weiter südlich gibt es einen Park mit vielen versteinerten Bäumen, der war schon richtig schön. Der junge Ranger war ein super Netter, sprach ein wenig Englisch, erzählte uns sehr viel und erlaubte uns, auf dem Parkplatz zu übernachten. Die Baumstücke, die hier herumliegen, sind älter als die Anden. Muß man sich mal vorstellen: ca. 60 Millionen Jahre! Die hat es angeschwemmt, als es das Gebirge noch gar nicht gab, und sind dann versteinert.
Wir sind ein wenig herumgewandert und es blies uns zeitweise fast vom Weg. Eigentlich kommt der patagonische Wind aus Westen, aber wir erleben ständige Richtungsänderung. Und damit auch durchaus heftige Temperatur-Unterschiede. Man weiß nie, was man an- oder ausziehen soll. Scheint die Sonne und der Wind kommt aus Westen, wird es durchaus warm, keine Socken und T-Shirt reicht völlig. Kommt der Wind aber aus Süden, denkt man im Auto, es ist schön warm, aber man kriegt eine Tiefkühlpackung um die Ohren gehauen, sobald man aussteigt. Brrrr... Fröstel - schudder....

Ein Rudel Guanacos

Jetzt ging es stramm weiter Richtung Anden, deren erste Gipfel im Westen zu sehen waren. Kurz vor dem Lago Viedma stand am Straßenrand ein holländischer Landrover mit einer Panne - er hatte sehr viel Öl verloren. Eine wirklich kuriose Geschichte erfuhren wir dann: ein Paar mit einem kleinen Kind ist schon länger auf Weltreise, in Südamerika bekamen sie für ein paar Wochen Besuch von einem Cousin mit Frau, die sie in einem gemieteten Camper-Van für ein paar Wochen begleiteten.
Nandu mit Nachwuchs
Da die Gattin, Mutter des Kindes, eine heftige Migräne-Attacke bekam, tauschten die beiden Frauen die Plätze in den Autos, damit die Kranke sich hinlegen konnte. Das Auto fuhr voraus und bemerkte nicht, dass der Landrover nicht mehr hinter ihm war. Die Havarierten hatten schon 2 Stunden am Straßenrand gewartet, als wir auf sie trafen. Erst mal haben wir sie mit Kaffee versorgt und ein wenig Windschutz in unserem Wohnzimmer geboten. Und sie dann zu einem schönen Platz am See an der Ruta 40 geschleppt, wo sie weithin sichtbar waren, sollten die Verwandten den Verlust bemerken und zurückkehren. Was dann auch der Fall war, etliche Stunden später. Das Kind hatte seine Mami wieder und die Migräne hatte sich verflüchtigt.

Von dem Platz aus hatte man einen phantastischen Blick auf den Fitz Roy, aber leider sah das Wetter dort nicht sehr vielversprechend aus. Eigentlich wollten wir nach El Chaltén, dieses tolle Massiv aus der Nähe sehen, aber es hat wenig Sinn, wenn es nur Wolken, Nebel und möglicherweise Regen hat. Gut - kriegt er eine zweite Chance auf der Rückfahrt. Und so haben uns am nächsten Morgen über den Fuchs gefreut, der gemächlich über den Platz geschlendert ist, es sich neben unserem Auto gemütlich gemacht hat. Und sind dann weiter nach Calafate gefahren.
Da geht es recht touristisch zu, weil Ausgangspunkt für all` die Attraktionen hier am südlichen Ende der Welt. Wir brauchten nur ein wenig Brot und anderen Kleinkram zur Versorgung und haben uns schnell weiter Richtung Perito Moreno-Gletscher aufgemacht. Klaus war ein wenig angefressen, weil man dort nicht mehr über Nacht bleiben darf, und das noch bei dem durchaus happigen Eintritt. Aber derartige Attraktionen werden nun mal touristisch "ausgebeutet", da kann man nix machen.
Es ist ein sensationeller Gletscher, einer der wenigen, der immer noch weiter wächst - und den wollen Viele sehen. Und er ist beeindruckend. Ständig kracht und donnert es, aber leider sahen wir keine spektakulären großen Stücke abbrechen, nur etwas Kleinkram kullerte in den See. Aber wenigstens ein Kondor segelte recht malerisch darüber hinweg.

Gerade hatten wir einen schönen Platz neben der Straße zurück nach Calafate für die Nacht gefunden, bekamen wir Besuch - eines der französischen Paare, das mit uns auf dem Schiff war. Es war ein netter Abend mit einem improvisierten Abendessen und einigen Verständigungs-Schwierigkeiten. Die Franzosen sind keiner Fremdsprache mächtig, Marie-Claude kann ein klitzepetit Englisch, das aber noch dürftiger ist als unser Französisch. So haben wir aufeinander eingequatscht und haben bestenfalls die Hälfte voneinander verstanden. Was soll`s, es war dennoch eine nette Überraschung. Am nächsten Morgen - wir mussten wieder durch Calafate - stoppten uns Anhalter am Ortsausgang.
Patagonische Flamingos
Es war ein schnuckliges, junges deutsche Paar, das mit Rucksack in Südamerika herumreist. Und diese Gelegenheit nutze auch gleich noch ein Israeli, den wir selbstredend auch mitnahmen. Ein junger Fotograf, der Menschen und ihre Emotionen festhält (natürlich nur mit Einverständnis verwendet). Das war eine recht unterhaltsame Fahrt bis zur Ruta 40, wo der Israeli sich verabschiedete, er wollte weiter nach Norden. Johanna und Sven fuhren noch bis zu unserer Mittagspause mit uns, bekamen dann alsbald einen weiteren Lift Richtung Puerte Natales. Klar, wir sind das nettere Fahrzeug, aber doch recht langsam. Aber auf halbem Weg weiter trafen wir die Beiden wieder. Und sie nahmen die Mitfahrgelegenheit über eine zwar rumpelige Schotterstraße, aber dennoch ca. 1 Stunde kürzere Strecke, gerne wahr. Es war eine schöne Abkürzung, mit sanften Hügeln, vielen Schafen und Flamingos. Und keinerlei Verkehr. Wieder auf der 40, bekamen die Beiden einen Lift, wir hoffen, bis zu ihrem Ziel. Denn allzulange Zeit haben sie nicht mehr, sie müssen zu Semesterbeginn wieder daheim sein.

 


Samstag, 5. Dezember 2015

Durch die Pampa

Nach 2 weiteren Tagen auf See kamen wir am 9. November abends in Uruguay an, konnten aber erst am nächsten Morgen von Bord rollen. Der Kapitän war mit uns unten am Schiff und es war ein sehr netter Abschied von ihm. Wir bekamen eine Einladung, ihn daheim in Kroatien zu besuchen - wie nett!

Bis mittags dauerte es, ehe Zoll- und Einreiseformalitäten erledigt waren, aber das nur für uns und die Schweizer, weil unsere Papiere absolut o.k. und eindeutig waren - im Gegensatz zu den Franzosen und Holländern, die brauchten noch ein paar Stunden mehr.
Eigentlich hatten wir einen Platz ausgeguckt, an dem wir uns für die erste Nacht in Montevideo treffen wollten, aber der war dann doch nicht auffindbar. So haben wir uns neben einer Straße am Meer auf eine Wiese gestellt und konnten das urbane Leben der Uruguayer studieren. Alles, was 2 Beine hat und unter 35 ist, joggt ganz professionell, mit Smartphone am Oberarm und Stöpseln im Ohr. Die Älteren fahren mit dem Auto, stellen es ab, machen Dehn- und Streckübungen. Und dann gibt es noch die ganz Verrückten, die einen Personal-Trainer bestellen und mitten auf der Wiese im Park das ganz harte Programm durchziehen. Jede Menge Rennrad-Fahrer düsten vorbei - man hatte den Eindruck, die Stadt ist ein einziges Fitness-Biotop. Ziemlich heiß war es, wir haben eher faul im Auto herumgelungert und sahen dann am Nachmittag "unserem" Schiff beim Auslaufen zu. WinkeWinke!
Ist ja schon schön, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Und vor allem wieder das eigene Bett + Tageslicht beim Aufwachen! Am nächsten Tag war Auffüllen der Futterkisten angesagt, also haben wir uns in die Stadt begeben, eine Bank aufgetrieben und eingekauft. Und dabei die Highlights von Montevideo besichtigt. Weiter gings dann nach Punta del Este, wo Klaus die die zweite Hand sehen wollte. Ein Künstler hat sie installiert, wovon Klaus die Rechte in Chile schon gesehen hatte.
Als wir gerade dabei waren, herauszufinden, wo nun die Linke sich befindet, sprach uns eine Frau auf Deutsch an. Sie und ihr Mann sind weltweit auf der Suche nach einem Platz für den Ruhestand. Und sie waren erstaunt, wie wir mit dem Auto von Deutschland hierhergekommen sind. Es war ein netter Nachmittag bei uns im Auto mit viel Plausch & Austausch und sie zeigten uns dann die Hand. Najaaaaa.....Die Begegnung mit den Leuten war es eher wert, die waren real und richtig nett. Während die Hand doch ein wenig enttäuschte. Genauso wie der Ort selbst, der eine reine Ferienkolonie für die Reichen und Schönen ist und beinahe nur aus Hochhäusern besteht. Und nur in der Saison von Dezember bis März bevölkert ist, ansonsten ist es Tote Hose.


Da war Colonia del Sacramento, eine alte Stadt am Rio de la Plata, genau gegenüber von Buenos Aires, doch sehr viel stilvoller. Durch die alten Gassen mit zum Teil sehr groben Steinpflaster zu schlendern machte sehr viel mehr Spaß. Und immer wieder standen uralte Autos herum, wovon allerdings die wenigsten noch wirklich fahrtüchtig sind.


Weil die Autoversicherung für Südamerika noch nicht bezahlt war, mussten wir zusehen, nach Buenos Aires zur Agentur zu kommen. Mit der Fähre wären wir zwar in Nullkommanix in Argentinien gewesen , aber die Kosten standen einfach nicht dafür. Wir hatten noch ein wenig Zeit und so sind wir lieber die ca. 350 Km über Land gefahren. Und hatten noch einen netten Abend in der Botanik mit unglaublich vielen, sehr hellen Glühwürmchen in den nahen Büschen. Das war eine richtige Lightshow! Besuch von einer kleinen Gruppe Austauschschülern mit einer deutschen Betreuerin hatten wir auch noch.


In Buenos Aires wußte Klaus von einer große Allee in Hafen- und Stadtnähe, wo man mit dem WoMo stehen kann. War auch nett, wenngleich ziemlich laut wegen des Verkehrs. Das Wetter war nicht sehr freundlich, so machte ein Stadtbummel nicht so richtig Spaß. Aber wichtig war erst mal, Geld zu besorgen. Der arglose Tourist denkt, Kreditkarte in die Wand stecken und Scheine abgreifen. Ist aber nicht , weil :geht nicht. Und wäre auch doof, wenn es funktionierte. Der offizelle Kurs für Euronen ist nämlich ca. 1: 10, was für uns das Land recht teuer machte. Die Inflation ist sehr hoch und das Vertrauen ins Bankensystem ist extrem niedrig. So gibt es einen sog. " Blauen Markt". Auf der Einkaufsmeile Florida hört man nur "Cambio, cambio" und den Rufen sollte man folgen. Dann kriegt man nämlich in privaten?? Wechselstuben ca. 1:15, was unsere Kaufkraft doch sehr erhöht.


Und dann wollte ich Kultur-Tante doch sehr gerne die Buchhandlung sehen, die in einem alten Theater etabliert ist. Es war eine schier endlose Hatscherei in Gedränge über weitgehend kaputte Gehsteige in engen Straßen, aber wir haben es tapfer geschafft. Und es hat sich rentiert, der Laden ist wirklich toll!! Auf der Bühne (mit Vorhang) ist ein, sehr bevölkertes, Café, in den Rängen sind die Buchregale und alles sieht noch sehr authentisch und sorgsam gepflegt aus. Soweit ich das Buchangebot sichten konnte - mein Spanisch ist doch noch recht rudimentär, aber man kennt ja seinen Job - war sehr umfassend und es standen jede Menge Leute an den Kassen (die ehemaligen vom Theater) an. Die Argentinier sind wirklich Buchliebhaber, das freut das kleine Buchhändlerinnen-Herz. Am nächsten Tag mussten wir nochmal in die Stadt, einiges besorgen, aber es begann alsbald wieder ordentlich zu regnen. Und so kamen wir einige Stunden später nass bis auf die Knochen wieder am Auto an. Nicht lustig! Und schon gar nicht lustig war, als der Regen immer stärker wurde und Sturzbäche von Wasser ins Auto strömten. Überall Schüsseln aufstellen, Aufnehmer positionieren - es war ein rechter Kampf gegen die Elemente. Aber wir haben dann schon alle Schwachstellen gefunden und sie weitgehend eleminieren können.


Was gut war, denn nach Tagen langweiliger Fahrt durch die Pampa - die ihren Namen wirklich verdient - haha - nur endlose Felder und Viehweiden - erreichten wir Patagonien und kriegten gleich das volle Programm der hiesigen Wetterbedingungen mit. Im Auto konnte man durch den heftigen Wind eher seekrank als auf dem Schiff werden, der Hagel klang, als seien wir in einem Guerilla-Krieg unter Beschuss geraten, nach nur Minuten heftigen Regens standen wir in einem See, der uns darüber nachdenken ließ, sich für ein Amphibien-Fahrzeug zu entscheiden. Aber man gewöhnt sich dran, am nächsten Tag war das Unwetter sehr ähnlich und wir haben es einfach tapfer durchgestanden. Und dann wurde es erst mal besser. Auf dem Weg zu den Seelöwen und den Papageien haben die blöden Viecher zwar die Reihenfolge nicht eingehalten, aber das war vielleicht das Nette daran. Kaum werden sie von den Touristen entdeckt, sagen die sich: Nööö, wir haben keine Lust, von den Leuten beglotzt zu werden, wir verzupfen uns lieber. Und Recht haben sie!

Mittwoch, 11. November 2015

Auf Columbus' Spuren

Eigentlich wollten wir Indien - und einiges mehr von Asien - entdecken. Aber es ging uns wie Columbus: wir landen in Amerika. Was heutzutage nur ein wenig einfacher und vorhersehbarer ist. Das große Auto wird auf ein RoRo-Frachtschiff verladen, wir fahren mit und wissen, wo wir ankommen. In ein paar Wochen rollen wir entspannt in Montevideo/Uruguay von Bord.

Haus und Hof wurde winterfest gemacht, dem Mercedes eine Rundum-Erneuerung spendiert und los gings, nach Hamburg zum Hafen. Auf dem Weg dahin haben wir noch bei einigen lieben Leuten vorbei geguckt und konnten uns wieder an das mobile Leben gewöhnen.

Blöd war nur, dass wir keinen exakten Abfahrtstermin wussten. Was daran lag, dass die Agentur, über die Klaus die Passage gebucht hatte, kurz zuvor Insolvenz angemeldet hatte. Es war ein wenig nervig, aber dann ging doch noch alles gut. Wir wurden, zusammen mit einem Schweizer Paar, mit einem "follow-me-car" auf Deck 6 der Grande Brasile geleitet, wo die Autos festgezurrt wurden und wir unsere kleinen, fensterlosen Kabinen auf Deck 12 beziehen konnten.

Nun ja, das ist keine Kreuzfahrt auf dem Traumschiff, es ist ein Frachter. Vollgeladen mit Containern, jede Menge neuer, etlichen alten Autos, riesigen Arbeits-Geräten und sonstigem Gedöns. Es riecht nach Diesel, Öl, Dreck und Arbeit.


Offensichtlich hatten wir eine Discounter-Linie gebucht - nein, wir hatten nur das Pech, eines der wenigen schwedischen Schiffe - unter der Flagge von Gibraltar - der eigentlich italienischen Reederei zu erwischen. Was in erster Linie bedeutet: ziemlich lausiges Essen. Es ist nur unwesentlich besser als zu Columbus' Zeiten, denke ich, nur ohne Schiffszwieback. Der Koch sowie die Besatzung unter Deck sind Philippinos, die restliche Mannschaft besteht aus Osteuropäern. Also keine italienische Küche, eher kommen ziemlich mißhandelte Lebensmittel auf den Tisch. Das Ganze ist recht fleischlastig und man fragt sich täglich, was die armen Tiere dem Koch getan haben, um derart malträtiert zu werden. Aber irgendwas ist dann immer doch noch essbar. Nöö, nicht gerade ein kulinarisches Highlight, aber wir sind auch nicht zum Vergnügen hier. Wir sind nur Fracht.


Das Wetter in Hamburg war mäßig, die Ausfahrt durch die Elbe am späten Nachmittag war dennoch ganz beeindruckend, man kriegte einiges von der Stadt zu sehen. Die nächste Station war Tilbury, der Hafen von London, der östlich in der Themse-Mündung liegt. Da genug Zeit war, konnten wir von Bord und sind mit einem Vorortzug in die Stadt gefahren. Wir wollten keinen Streß mit Sightseeing , sind einfach nur zum Tower und nämlicher Bridge gebummelt, was richtig Spaß machte. Es war Sonntag, die Sonne schien in Strömen, es war warm und die ganze Stadt war auf den Beinen. Zurück auf dem Schiff fanden wir neue Reise-Genossen vor. Ein Schotte mit seiner brasilianischen Frau, die eine geruhsame Reise zur südamerikanischen Familie machen. Ohne Auto, dafür mit Unmengen von Gepäck, wofür sie die Eigner-Kabine gebucht hatten. Die ist ein wenig luxoriöser als unsere winzigen Kajüten, hat vor allem Fenster und ein ordentliches Doppelbett - wir müssen mit schmalen Stockbetten vorlieb nehmen.

Weiter gings (kurioserweise wieder zurück) nach Antwerpen und auch da konnten wir in die Stadt. Nun zu 6t, aber leider bei ziemlich miesem Wetter. Grau, kalt, windig, regnerisch. Schade, denn wir hätten gerne ein wenig mehr von der Stadt gesehen. Für einen entspannten Bummel war es einfach zu ungemütlich. Aber einen traumhaften Schokoladen-Laden haben wir doch noch gefunden.

Danach war unsere Reisegesellschaft komplett. Es kamen noch zwei französische und ein niederländisches Paar an Bord. Der Kapitän und einige der Offiziere wechselten, was für uns insofern erfreulich war, als dass der Kapitän, ein älterer Kroate, gerne kocht, isst und Party macht. Ab sofort wurde das Essen um Einiges geniessbarer. Nun gab es keinen Stop mehr in einem europäischen Hafen, der Nächste war erst im Senegal, in Dakar.

Da lag unserem Frachter gegenüber ein riesiges deutsches Kreuzfahrtschiff und man staunte sich gegenseitig an. Der Lärm der diversen Discos an Bord schallte zu uns herüber, wir konnten an ihrem Bordkino - eine riesige Leinwand auf dem obersten Deck - teilhaben, aber neidisch auf Komfort und Entertainemnt war von uns niemand. Wir haben den Luxus von sehr viel Zeit und müssen uns nicht unterhalten lassen. Wir können ungehindert auf dem ganzen Schiff herumlaufen, auf der Brücke herumlungern und in den Häfen beim Ein- und Ausladen zugucken, was alles recht spannend ist. Da genug Zeit war, sind wir in Dakar von Bord gegangen und in die Stadt gelaufen. Die ist nicht wirklich spektakulär, wir hatten auch nur einen Vormittag Zeit, aber es reichte, um einen kleinen Eindruck zu bekommen.

Inzwischen wurde das Schiff "Afrika-fest" gemacht. Seitlich der großen Rampe, die zum Laden herunter gelassen wird, hing Stacheldraht, um zu verhindern, dass blinde Passagiere an Bord klettern. Auf dem obersten Deck wurden die Feuerwehrschläuche aktiviert, um eventuelle Eindringlinge damit abwehren zu können. Alles wurde abgeschlossen und wir bekamen jede Menge schicker Gimmicks. Malaria-Prophylaxe, später dann Mundschutz, Handschuhe, Desinfektionsmittel wg. Ebola. Sehr fürsorglich, aber die Infektions-Gefahr ist für uns ziemlich gering, so haben wir davon keinen Gebrauch gemacht.

Ein wenig aufwendiger waren unsere Nachtwachen in den nächsten Häfen. Unsere Autos standen in einem bisher abgeschlossenen Bereich, der inzwischen mit vielen LKWs für Conakry/Guinea aufgefüllt wurde. Wie uns der Kapitän sagte, könne man nicht für die Sicherheit der Autos garantieren, wenn das Deck offen ist. Da niemand von uns die tatsächliche oder nur vermeidliche Gefahr einschätzen konnte, haben wir eine abwechselnde Wache organisiert. Im Stunden-Rythmus waren immer 2 Leute von uns unten bei den Autos. Was in Conakry ziemlich abenteuerlich war. Auf unserem Deck stand ein großer LKW, den die afrikanischen Jungs einfach nicht von Bord bekamen. Nachdem
sie zuvor schon einen LKW ziemlich ramponiert hatten, haben sie mit diesem Auflieger wahrlich keine Heldentaten vollbracht. Lilo, die Schweizerin, und ich hatten Dienst, als sie versuchten, das Ding herunter zu bekommen. Zwar bin ich kein LKW-Profi, aber dass der Fahrer ständig falsch eingeschlagen hatte, konnte selbst ich erkennen. Mit dem Ergebnis, dass das Gefährt sich völlig verkeilt hatte. Mit einem großen Gabelstapler haben sie ihn irgendwie in die Spur gezogen, dann wurde wieder falsch gelenkt, mit einer Kette an einer Zugmaschine ging es auch nicht wirklich - es dauerte ca 3,5 Stunden, bis das Trumm endlich unten war. Und dann konnte der Rest der Fahrzeuge entladen werden, was aber auch ewig dauerte. Es war eine sehr lange Nacht für uns....

Da war es in Freetown/Sierra Leone doch entspannter, die Jungs hatten es wesentlich besser drauf. Wir kamen am Nachmittag an, die ganze Nacht wurde ent- und beladen und am nächsten Morgen waren wir schon wieder unterwegs. Und dann gins auf Hohe See, rüber nach Südamerika. Unterwegs hatten wir eine Menge Spaß, ständig war Party. Der Kapitän stand immer mal mit ein paar Flaschen da, kochte für alle und man saß beieinander. Marisa, die Brasilianerin, wurde unterwegs Großmutter und schmiss eine Runde Schampus, Allan, ihr schottischer Ehemann, hatte Geburtstag, der gebührend gefeiert wurde. Als wir Afrika hinter uns hatten, gab es eine große Grillparty an Deck für die gesamte Mannschaft. Und der Swimming Pool - naja, eher eine größere Badewanne - wurde aktiviert. Den Äquator haben wir leider in der Nacht überquert, so gab es dafür keine Festivität, aber am nächsten Tag bekamen wir eine schicke Urkunde.


Diese sehr langsame Art zu reisen ist fabelhaft. Alle paar Tage kommt eine Durchsage, dass die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden sollen - also kein Streß mit Jetlag. Stiegen wir aufs Schiff mit Pullovern und Jacken, konnte man langsam auf mehr und mehr wärmende Kleidung verzichten, sich an andere Temperaturen gewöhnen. Und man guckt um den Äquator herum den Fliegenden Fischen von Deck aus zu...

Nach 6 Tagen auf See schlugen wir dann in Brasilien auf - der erste Hafen war Vitoria. Die Einfaht ist wirklich toll, es geht durch einen recht engen, sehr schönen Fjord zum Pier, was bei wunderbarem Wetter ein Genuß war. Nur in die Stadt zog es uns nicht, es war sehr heiß, man hätte in praller Sonne ziemlich weit laufen müssen. Wofür? Wir kriegen noch genug Brasilien zu sehen. Es ging weiter Richtung Rio de Janeiro und das Wetter wurde immer schlechter. Für die Stadt hatte der Kapitän einen Agenten kontaktiert, der eine Stadttour für uns organisieren sollte. Der Preis dafür erschien uns nur ein wenig zu hoch. So sind Klaus und ich am Ankunftstag in Rio sehr, sehr früh aufgestanden, um mit dem Mann zu verhandeln. Erfolgreich, so ist der ganze Trupp nach dem Frühstück in den Kleinbus geklettert, um einen Eindruck von Rio zu bekommen.

Na ja.... so richtig begeistert war ich nicht. Gut, das Wetter war nicht toll, aber Slums und Obdachlose sehen auch bei Sonnenschein nicht besser aus. Der berühmte Karneval ist in der Realität auch nicht so glitzernd und exotisch. Es gibt riesige Betontribünen in einem recht schäbigenViertel, durch das dann die Samba-Schulen tanzen. Und die Preise auf den Tribünen sind exorbitant - also nix für Otto Normalverbraucher. Ganz lustig ist die futuristische Kirche und die Treppe mit unglaublich vielen Kacheln aus aller Welt war einfach zu lang, um alles im Detail angucken zu können. Natürlich wollten wir auf den Corcovado zur berühmten Christus-Statue. Aber da hatten wir Pech, der war überwiegend im Nebel. Für winzige Momente war er mal zu sehen, ich habe ihn nur halbwegs von der Rückseite erwischt. Die letzte Station der Rio-Tour war die Copacabana. Ein netter Strand mit schicken Wellen und unfassbar vielen negroiden Menschen, die einem Sonnenbrillen, abenteuerliche Bikinis, Selfie-Sticks, Strandtücher, Erdnüsse, Musik und sonstigen Kram verhökern wollten. Das Verhältnis von Strandbesuchern und Verkäufern war ungefähr 1 : 1. Eigenartig: wenn man viel reist, relativieren sich die Dinge. Und ich denke, mit Rio habe ich nicht wirklich was im Leben verpasst. So hielt sich die Enttäuschung in engen Grenzen, weil wir es nicht mehr nach Ipanema geschafft hatten. Und auf die vielen Kirchen hatten wir eh keine Lust. Und sonst... nicht wirklich beeindruckend.

Am nächsten Tag waren wir in Santos, wo Allan und Marisa von Bord gingen, um ihre Familie in Sao Paulo zu sehen. Es gab einen umfangreichen, rührenden Abschied, denn die Beiden waren wirklich fantastische Reisegenossen. Brasilianisches Temperament und britisches Unterstatement - eine großartige Mischung!

 

 


Dienstag, 13. Januar 2015

Schönes neues Jahr


Auf dem Weg nach Zagora kam uns ein Auto entgegen, von einer einheimischen Werkstatt. Klaus erklärte ihm, dass wir schon Kunde bei Mohamed Gortido seien und kurz drauf kam er selbst uns entgegen. Die Buschtrommeln bestehen zwar heutzutage sicher auch hier aus Mobiltelefonen, die Kontakte klappen aber immer noch bestens. Der Kollege hatte offensichtlich die zwei nahenden Kunden angekündigt. Gleich waren Termine ausgemacht und Hilmar konnte die Bestellung für seinen benötigten Filter aufgeben. Und war einigermaßen begeistert von derartigem Kundendienst.

Die beiden Autos bekamen in den nächsten Tagen ihre nötige Wartung und auch noch kleine Spielzeug-Gesellen.

In Zagora hat sich ein findiger Marokkaner darauf verlegt, aus Palmholz Modelle von diesen individuellen Autos zu schnitzen – ganz allerliebst! Damit es auch authentisch wird, hat Klaus eine Dose Original-Lack mitgebracht.

Ein wenig künstlerische Freiheit muss man zugestehen, aber viele Details sind wirklich pfiffig und originell umgesetzt. Sogar das Boot ist auf dem Dach – und abnehmbar! Damit war das Thema „Weihnachtsgeschenke“ bestens erledigt.

Ein paar Tage – eben die um Weihnachten – haben wir auf einem heimeligen Campingplatz unter Palmen zugebracht. Mit einer niederländischen Großfamilie als Nachbarn, die heimisches Brauchtum pflegte und eine Palme weihnachtlich dekoriert hatte.

Da wir weiter ins Erg Chegaga wollten und Hilmar erst mal genug vom Schaufeln und Blecheinsatz hatte, sind wir alleine weiter gefahren.

Unterwegs und erst recht im Erg war der Teufel los, es ging zu wie am Stachus. Offensichtlich ist es der Hit, den Jahreswechsel in der Wüste zu erleben. Ein riesiger Pulk von spanischen Geländefahrzeugen – Autos und Motorrädern – war unterwegs, dazu zahllose andere Autos, die Touristen zu Hotels und „Nomaden“-Zeltlagern brachten. Überhaupt waren wir von den Socken, wie erschlossen das Gebiet mittlerweile ist.

Sogar per Hubschrauber wurden Leute eingeflogen.

Wenigstens war die Wüste wieder Sand, nicht mehr Schlamm. Was uns aber gleich wieder ein paar Blechsoli einbrachte.

Weil uns der Betrieb ein wenig zu viel wurde, sind wir an Silvester doch weiter nach Foum-Zguid gefahren. Und das sollte sich als eine gute Idee herausstellen, denn da trafen wir auf ein nettes deutsches Paar, mit dem wir einen lustigen Abend vor der Stadt verbrachten. In Ermangelung von Feuerwerk fielen uns die Knicklichter ein, die schon länger im Auto herumliegen. Die kamen nach Mitternacht zum Einsatz, wir haben draußen damit herumgeblödelt, grad lustig war’s.

Am nächsten Tag hatten wir einen lauschigen Übernachtungsplatz frequentiert, den wir schon kannten. Oberhalb eines Oueds und gegenüber einer Ortschaft. Zwar nervte erst eine Kinderhorde, die Klaus dann aber mit höchst qualifiziertem Pädagogen-Einsatz (und einigen Bonbons) zur Raison brachte und wir dann einen ruhigen, wenn auch kühlen, Abend genießen konnten.

Als wir im Bett lagen, kam Wind auf und die recht verbogenen Sandbleche an der Rückseite des Schlafzimmers begannen, eine muntere Serenade zu klappern.

Hör mal, Schatzi, sie spielen unser Lied!

Aber gänzlich unromantisch sprang Klaus aus dem Bett und knebelte die Musiker.

Dafür wurde ich am nächsten Morgen früh um 6 vom Gebrüll des Muezzin geweckt. Ich weiß ja nicht, was das kleinere Übel war…

Wenn man in abgelegenen Gegenden unterwegs ist, ist die Stille etwas, das man wahrnimmt und genießt.  Danach fällt einem jedes Geräusch offensichtlich umso deutlicher auf.

 

 

 

Mayers Abenteuer-Reisen – mit uns erleben sie das blaue Wunder !


Nach einigen Tagen in Merzouga mit großer Wäsche, Internet-Nutzung und Einkäufen haben wir uns auf den Weg nach Westen mit Zwischenziel Zagora aufgemacht. Selbstredend nicht über die Straße, das hätten die Autos ja übel genommen. Kurz nachdem wir bei Taouz munter auf der Piste dahinfuhren, hielt uns ein Motorradfahrer auf und erklärte sehr wort- und gestenreich, dass wir auf keinen Fall auf diesem Wege weiterkämen, da alles noch viel zu matschig. Er zeichnete uns eine Karte mit einem passierbaren Umweg in den Sand und wir wurden ein wenig skeptisch. Kann man ihm glauben? Wie aktuell sind seine Informationen? Will er sich nur ein wenig dazuverdienen, indem er sich uns als Führer andient? Man kann nie wissen….

Angesichts der bisher recht überschwemmten Wüste entschieden wir uns, ihm erst mal zu glauben und sind seinem empfohlenen Umweg gefolgt. Natürlich ohne ihn als Führer und das ging auch prima. Es hetzt uns ja nix, ein Umweg erschließt neue Welten. Wir gerieten in ein sehr schönes Tal, in dem nichts los war, außer unglaublichem LKW-Verkehr. In den Bergen wird Quarz abgebaut, der abtransportiert wird – die Fahrer haben sich vermutlich sehr gewundert, was wir dort wollen, die meisten haben aber sehr freundlich gegrüßt.

Als wir das Nachtlager abseits der Piste aufgeschlagen hatten, kamen einige Fahrer angerannt, in der Hoffnung, Bier und/oder Zigaretten schnorren zu können, waren aber auch nicht frustriert, als wir uns da wenig freigiebig gezeigt hatten. Die Dopes brauchen wir selbst viel zu nötig. Die anderen Fahrer grüßten freundlich, indem sie beim Vorbeifahren den Warnblinker einschalteten.

Alles ging bestens dahin, wir kamen nördlich von Ramlia aus, beinahe da, wo wir uns das gedacht hatten. Und das ohne viel Matsch & Modder, mit nur 1x Steckenbleiben im Sand.

Frohgemut haben wir uns den Weg weiter gesucht – und auch gefunden. Bis sich dann die große Frage erhob, wo die Piste nach Zagora sein könnte. Da, wo sie hätte sein sollen, erstreckte sich eine weites Wasser- und Matsch-Gebiet. Weil aber jemand zuvor sagte, die Piste sei ganz prima, bog Klaus da ein, wo sie hätte sein sollen. Nur war das ein recht verwüstetes Schlachtfeld mit tief eingegrabenen Spuren und unglaublichen Hubbeln. Für ihn sah das fahrbar aus und die vielen Spuren dorthin deuteten auf eine mögliche Passage.

Tja, das hat man davon, wenn man seinen eigenen Maximen nicht folgt: unbedingt Pausen machen, um die Mittagszeit ist man erschlafft und es passieren die blödesten Sachen.

Und ich sach noch: lass uns erst Brotzeit machen, dann sehen wir weiter….

Es ging ca. 300 Meter, dann war Schluss mit Lustig, es ging nichts mehr. Wenigstens konnte man, wenn auch ein wenig tricky, wenden, denn rückwärts zurück wäre es eine echte Herausforderung, nahezu unmöglich, gewesen.

Hilmar war uns, trotz größter, sehr berechtigter Zweifel, gefolgt und auch er musste dann wenden. Was nur gut war, denn als Klaus den Rückweg antrat, steckte er so richtig fest, dazu noch in Schieflage, gelehnt an einer gemauerten Befestigung. Der Blech-Einsatz führte nur dazu, dass eines sich unterhalb des Autos völlig verkeilte – ein richtig schönes Desaster.

Inzwischen hatte sich die männliche Jugend des nahen Ortes eingefunden und war begeistert ob des Spektakels.

Es blieb nichts anderes übrig, als dass Hilmar mit Hilfe seiner neuen, schicken lila Bergegurte das Blaue Auto, nach hinten ziehend, befreien musste.

Ich denke mal, er hat sich die gebuchte Tour mit Mayers Abenteuerreisen ein wenig anders vorgestellt. Bleibt zu hoffen, die Regress-Forderungen halten sich in Grenzen….

Andererseits: wer kriegt schon eine solche Gelegenheit, sich selbst und sein Material derart extrem zu testen?

Und: extra-großes Kompliment !!! Wer schafft das schon auf Anhieb mit solcher Bravour..?

Ich weiß, wovon ich rede. Mit Mayers Abenteuer-Reisen muss man seine Nerven daheim lassen und eiserne Ruhe bewahren. Schließlich bin ich mit dem Veranstalter schon einige Jahre unterwegs.

Es kommt sowieso immer anders als man denkt. Klaus ist schon sehr oft in der Sahara gewesen, aber so viel 

Wasser und Matsch hat er noch nie erlebt. Ja, auch wir hatten von den jüngsten, heftigen Regenfällen in Marokko gehört, konnten uns nur nicht vorstellen, in wie weit das auch unsere Reiseroute betreffen würde. Das jedenfalls hatten wir in keiner Weise erwartet. Aber vielleicht doch irgendwie geahnt, weil wir das Boot mitgenommen haben, weswegen wir öfter mal verspottet wurden. Fahren die in die Wüste mit einem Kanu auf dem Dach – hahaha!

Aber wo wir fast 3 Jahre zuvor durch weite Sandwüste gefahren sind, erstrecken sich nun Seen, da hätte man bestimmt die eine oder andere Paddeltour machen können.