Donnerstag, 24. März 2016

Und noch ein Pass

 






Zur Abwechslung haben wir uns mal für eine landschaftlich sehr schöne Strecke :-), durch die Calchaquí- Täler, entschieden, im Wesentlichen die Ruta nacional 40 Richtung Norden. Weinstöcke, soweit das Auge reicht, und allmählich wird die Vegetation subtropisch. Nach dem Wein kamen die riesigen Kakteen.
Bei einem kleinen Ort namens Londres gibt es Inka-Ruinen - denkt man gar nicht, dass die Inka soweit nach Süden gekommen sind. Es ist nur eine sehr kleine Siedlung, aber man kriegt einen Eindruck davon, wie sie seinerzeit gelebt haben. Natürlich spazierten stilecht einige Lamas dort herum.
Leider war das Wetter nicht so toll.

 

Und gleich wieder alte Steine - der Indio-Stamm der Kilmes (Quilmes)  wurde von den spanischen Eroberern ausgehungert und vertrieben. Sie sind bis zur La-Plata-Mündung geflohen und haben da ihr eigenes Aussterben beschlossen. Ziemlich tragischer Teil der Eroberung der Neuen Welt.

Nach ein wenig Hausputz und Autobasteln auf einem Campingplatz haben wir uns in Cafayte auf die (vergebliche) Suche nach einer Wäscherei begeben, dabei etwas von diesem netten, aber recht touristischen, Städtchens gesehen und einen Kaffee an der Plaza genossen. Nun war die Qual der Wahl, denn es gibt zwei sicher
gleichermaßen reizvolle Straßen weiter nach Norden. Wir haben die westliche (ungeteerte) Straße genommen, weil wir uns die chilenisch-argentinische Eisenbahn durch die Berge anschauen wollten.
Immer noch viel Wein, aber auch jede Menge Gemüse-Anbau, Lehmziegel-Häuser, haufenweise der riesigen Säulenkakteen und dann eine recht bizarre Gebirgslandschaft, die unglaublich abwechslungsreich ist. Immer wieder neue Formen und Farben - und unermüdlich ging es nun bergauf bis zur Abra del Acay, lockere 4.900 Meter hoch, bisheriger Höhenrekord. Recht sanft und auf einer ordentlichen Piste ging es dann hinab nach San Antonio de los Cobres, einem nicht sonderlich schönen Minenstädtchen. Von dort aus sind es knapp 40 Km zum Viaducto la Polverilla, das wir uns dann aber doch ein klein wenig beeindruckender vorgestellt haben. An dieser Eisenbahnstrecke soll ein gewisser Josip Broz, uns besser bekannt als Marschall Tito, mitgearbeitet haben.

Eigentlich wollten wir uns Salta anschauen, aber wie immer ist das große Auto ein Problem in Städten, so haben wir es beim Einkaufen belassen, haben uns auf den langen Weg Richtung Paraguay gemacht. Hinter der Stadt zogen sich erst noch endlose Zuckerrohr-Felder hin, bald aber wurde es rechts und links der Straße ganz eintönig. Die einzige Abwechslung waren Unmengen von kleinen weißen Schmetterlingen - gelegentlich konnte man meinen, in einen Schneeschauer geraten zu sein. Viele hunderte Kilometer schnurgerader Straße, hie und da ein Dorf, und es wurde immer heißer. Während des Fahrens war es noch auszuhalten, aber bei den Pausen und in der Nacht sind wir beinahe geschmolzen. Dazu gab es 2x abendliche Moskito-Überfälle, die es natürlich hauptsächlich auf mich abgesehen hatten.

Na ja, irgendwann war auch das vorbei und nach einem Abstecher in einen kleinen Nationalpark hatten wir die Grenze zu Paraguay erreicht. Die waren prima drauf, trotz viel Betrieb war alles in einer schlappen halben Stunde erledigt, so schnell wie noch nie. In Asuncion war erst mal Geld besorgen, Tanken und Einkaufen angesagt. Nun sind wir Millionäre, gute 6.000 Guarani sind 1 € ! Tanken ist fast so günstig wie in Chile und auch das Einkaufen war
erfreulich. Im Gegensatz zu Argentinien, das durch die galoppierende Inflation längst europäisches Preisniveau erreicht hat. Das fängt ja schon mal prima an.... Wegen begeisterter Berichte in einem Reisenden-Forum haben wir uns auf den Weg zu einem deutsch-schweizer Paar gemacht, das WoMo-Stellplätze anbietet. Perfekt! Alles da, was man zwischendrin mal braucht: Strom, Duschen, ein Pool, viel Schatten, WiFi, eine Waschmaschine (!), nette Gesellschaft. Da werden wir es sicher ein Weilchen aushalten.


 

 


Schöne Pass-Fotos

Es waren zwei herrliche Wochen im Park bei Elli und Werner, einem Paar aus dem
Badischen, das halb in Deutschland, halb in Chile lebt und damit offensichtlich sehr glücklich ist. Jedenfalls strahlten sie unglaublich viel Freundlichkeit, Wärme und Liebenswürdigkeit aus - es fiel direkt schwer, weiter zu fahren. Aber wir wollen ja noch mehr von diesem Kontinent sehen, und so brachen wir dann doch auf. Einkaufen in Temuco und dann auf die "Autobahn" Richtung Norden. Aber wir verpassten die richtige Einfahrt, die nicht wirklich beschildert war, fanden uns auf der südlichen Richtung. Ja doof, also bei der nächsten Ausfahrt 'raus. Kurz davor machte ein LKW-Fahrer, der uns überholte, hektische Handzeichen und als wir die Autostraße verlassen hatten, war klar, was war: schon wieder ein Reifen platt.
Klaus hat den tapfer neben der Straße gewechselt (gottseidank ging die Winde wieder, um den Ersatzreifen herunter zu hieven - wiegt immerhin schlappe 160 Kg) und dann aber los nach Süden. Anderntags versuchte Klaus, an einer Tanke herauszufinden, wo wir neue Reifen bekommen könnten. War alles ein wenig vage und verwirrend, bis wir in Los Angeles (nicht in USA!) fündig wurden. Nach einigen Stationen fand Klaus die Reifen, die er wollte, aber es dauerte, bis er sie bekommen würde. Also sind wir, um die Wartezeit einigermaßen angenehm zu verbringen, zum Salto Laja - nicht weit weg - gefahren. Der größte Wasserfall Chiles, der aber im Hochsommer nur ein armseliges Rinnsal ist. Egal, es war ein nettes, entspanntes Plätzchen.


Nun denn, als die Reifen da und verstaut waren, ging es wieder nach Argentinien und wir sind gemütlich dahin gegondelt. Haben ein nettes französisches Tramper-Paar mitgenommen, auf einer Rumpelpiste das Auspuffrohr verloren (schon wieder mal) und dann gab es nach einer weiteren Rumpelei ein wenig Lenk-Probleme. Klaus wusste, was es bedeutet und schon ganz :-) bald waren wir fündig in Bezug auf eine kompetente Werkstatt. Alles kein Problem, das Teil ist gleich besorgt. Aber nix wars, das gab es nicht und musste angefertigt werden. So verbrachten wir zwei recht heiße Tage in Mendoza in anheimelnden Werkstatt-Ambiente. Aber immerhin bot die Bergkette hinter uns einen Ausblick auf den Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas. Man muss die Dinge positiv sehen...

Als alles fertig war, düsten wir los und stürzten uns in einen Großeinkauf. Bedachten allerdings nicht, dass es auch in Argentinien an den Provinz-Grenzen Lebensmittel-Kontrollen gibt. Man darf quasi gar nix an frischen Sachen dabei haben. Was alles beinhaltet, was nicht eindeutig Konserve ist. Wir hatten eine Schale mit Weintrauben offen bei uns, die haben wir dem Kontrolleur präsentiert. Er motzte, Klaus motze zurück und die Strategie ging auf. Er nahm uns die Trauben ab, guckte dafür nicht weiter 'rum. Das wäre blöd für uns gewesen. Wir hatten jede Menge verbotener Sachen dabei. Gerade noch mal gut gegangen... Aber wir sollen wir uns denn bitte im Wohnmobil versorgen - vor allem in Gegenden, wo auf Hunderte von Kilometern nix, rein gar nichts ist?? Dazu kommt, dass die Versorgungslage in Chile und Argentinien völlig unterschiedlich ist. In Argentinien kriegt man, dank der vielen italienischen Einwanderer, ganz prima und recht preiswert tollen Käse und feinen Panchetta, prima Salami, wovon natürlich ordentlich gebunkert wird. Darf man aber nicht, auch wenn eingeschweißt, nach Chile mitnehmen. In Chile wiederum gibt es sehr viel besseres Gemüse und Obst, wollen die Argentinier aber nicht. Je nun, wir haben unsere Tricks entwickelt und verstecken das "Gefahrengut", was in diesem verwinkelten Auto gut geht. Unlängst hatten wir 5 (!!!!) Kontrolleure im Auto, die alles akribisch durchsucht, aber unsere Verstecke nicht gefunden haben :-) !! Wobei wir einigermaßen sicher waren, die wollten einfach nur das interessante Auto genauer sehen und sich so die Zeit mal ganz angenehm vertreiben. Viel los ist an den kleinen Grenzstationen ja nun wirklich nicht.
Nachdem wir nun schon einige Male zwischen den Ländern gependelt sind, wissen wir, was wo besser, einfacher ist und wie man sich jeweils verhält. Ist schon kurios, wie anders es dieseits und jenseits des Anden-Hauptkammes ist, über den die Grenze verläuft. Aber die Leute sind alle sehr freudlich, haben grundsätzlich Nachsicht mit doofen Touristen, die der Sprache nicht wirklich mächtig sind und hegen eine dezente Neugier. Wobei das Auto schon eine große Rolle spielt. In Argentinien gibt es noch viele LKWs dieser Sorte und da wird man immer freudig begrüßt.


So langsam ging es ins Hochgebirge und wir hatten uns eine schöne Strecke zwischen Argentinien und Chile auf der Karte ausgeguckt. Also auf zum Paso de Agua Negra, was schon richtig toll begann. Stressfreie Ausreise aus Argentinien, viele Kilometer danach gemütliche Einreise nach Chile bei einem klitzekleinen Grenzübergang. Gottseidank hatte ich alle "verbotenen" Lebensmittel gut versteckt, die junge Frau war überaus gründlich, fand natürlich gar nichts.

Wider Erwarten war die Straße zum Pass hoch schon geteert, was die Gurkerei auf den Serpentinenstraßen erheblich erleichtert. In ca. 3.500 Meter Höhe haben wir, obwohl es erst Mittag war, unser Nachtlager zwecks Akklimatisation aufgeschlagen. Hat schon mal jemand Reiberdatschi (Reibekuchen/Backes) auf 3.500 Metern gebacken? Positiv: die Gefahr des Anbrennens ist sehr gering. Negativ: es daaaaauuert, bis man sie halbwegs goldbraun kriegt. Es ging uns also noch prima, kein Problem mit dem Schnaufen, auch Schlafen klappte problemlos. Erwartungsvoll krabbelten wir am nächsten Tag weiter zur Passhöhe und die Landschaft wurde immer großartiger. Gut, mit dem Teer auf der Straße war es vorbei, aber sie war gepflegt und gut befahrbar. Wir sahen immer mal wieder bizarre Schneefelder, an die wir auf der chilenischen Seite näher herankamen. Sog. Büßerschnee, der wohl durch Winderosion entsteht.
Bergmäßig treiben die Chilenen es sehr bunt, wir waren völlig hingerissen von den bunten Gipfeln, die immer wieder unversehens auftauchten. So haben wir uns recht langsam und gemütlich wieder abwärts begeben, es gab sooo viel zu gucken.


Nach dem Pass sind wir Richtung Küste gefahren, wollten eventuell ein paar Tage am Pazifik verbringen. Aber kurz vor La Serena wurde es immer diesiger, wolkiger und auch recht kühl. So haben wir unsere Einkäufe erledigt, einen hübschen Platz unterhalb eines Dorfes direkt am Meer gefunden und da beim Abendessen einer Schar Pelikane zugeguckt, die sich ihr Abendessen fischten.
Und sind zurück in die Berge, haben uns auf den Weg zum nächsten Pass gemacht, dem Paso San Francisco, auch so gute 4.700 Meter hoch. Weil wir uns schon ein wenig der Höhe angepasst gefühlt hatten, haben wir das Nachtlager erst bei knapp unter 4.000 Metern aufgeschlagen, an einem wunderschönen Salzsee mit malerischer Bergkulisse und jeder Menge Flamingos am nächsten Morgen im See. Aber da pfiff uns der Wind ordentlich um die Ohren und nach Sonnenuntergang wurde es saukalt -
Wärmflasche und dicke Decken haben wir nicht umsonst mitgenommen! Das Schnaufen war schon ein wenig mühsamer und ich habe nicht mehr ganz so gut geschlafen. Leider ist hier noch Coca-Tee verboten, den man aber in Peru und Bolivien kriegt und der sehr gut bei der Höhenanpassung helfen soll. Nun gut - da geht es ja auch noch ein bisschen höher 'rauf.


Bei diesem Pass kriegt man schon einige 6.000er zu sehen, darunter der Ojos de Salados, den höchsten Berg Chiles (6879 Meter), ein erloschener Vulkan. Wobei die Chilenen sich noch mit den Argentiniern streiten, ob er nicht doch noch höher als der Aconcagua sei - angeblich sind die Vermessungen recht ungenau. Ein richtig schöner Berg ist der Cerro de San Francisco, direkt am Pass, immerhin auch über 6.000 Meter. Blöderweise ist das, ansonsten ganz gute Kartenmaterial, mit nur sehr wenig Höhenangaben (auch wenig
Topographie) versehen. Da wir nicht nochmal eine Nacht um die 4.000 verbringen wollten, war die Frage, wie weit wir fahren müssen, um problemlos schlafen zu können. Aber wir sind ja beide ganz gut im Kartenlesen und so haben wir uns alles genauestens angeguckt und kamen zu dem Schluß, dass es alsbald straff bergab gehen müsste. War auch so, ein weites Tal tat sich auf und etwa zu unserer gewohnten Zeit hatten wir einen schönen Platz gefunden. Ganz karg und wüstenhaft, aber sehr, sehr schöne Berge rechts und links. Und am nächsten Morgen bei der Weiterfahrt sahen wir die ersten Vicunas. Das sind die Kleinsten der Lamas, sehen aus wie Guanacos, nur eben kleiner und sie haben nicht diesen lustigen Henkel-Schwanz. Diese beiden Sorten leben nach wie vor wild, während Lamas und Alpakas domestiziert sind, meist in Herden gehalten werden.