Montag, 25. April 2016

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Nach so viel geballter Natur war mal wieder Kultur angesagt und wir sind alte Steine gucken
gefahren. Hier im Grenzgebiet von Paraguay, Argentinien und Brasilien lebten die Guaraní, ein wohl ganz cleverer und tüchtiger Volksstamm. Sie hatten nur die Angewohnheit, Menschenfleisch zu essen. Als die Jesuiten kamen, landeten zwar auch noch einige von ihnen im Kochtopf, aber dann konnten sie die Guaraní überzeugen, dass auch Schweine ganz lecker sind und haben ihnen so das Menschen-essen abgewöhnt. Zwar haben die Jesuiten auch missioniert, aber sie haben für die Indianer Siedlungen - die sog. Reduktionen - gebaut,
ihnen alle möglichen Handwerke beigebracht und sie weitgehend selbst bestimmt und
autonom leben lassen. Da die Indianer sehr tüchtig und erfolgreich waren, passte das den Großgrundbesitzern ringsum gar nicht und sie brachten den Papst dazu, die Jesuiten wieder abzuziehen. Weil sie die fleißigen Arbeiter als Sklaven haben wollten. Aber Pech gehabt: die Jesuiten konnten die Guaraní noch warnen und die sind flugs in die Wälder geflüchtet. Nix wars mit billigen Sklaven. Wenigstens mal ein Beispiel für gelungenen Widerstand gegen die Eroberer.




Bis Buenos Aires gibt es nicht mehr viele Highlights, das Gebiet zwischen Rio Uruguay und dem Paranà ist ziemlich sumpfig, aber es gibt noch einen kleinen Naturpark am Uruguay, El Palmar. Tatsächlich jede Menge Palmen, so muß es früher weit und breit ausgesehen haben. Das Besondere hier sind die Carpinchos, auf deutsch Wasserschweine. Wasser stimmt schon, sie liegen da gerne drin herum, aber mit Schweinen haben sie nichts zu tun, es sind Nagetiere, die größten, die es gibt. Es gibt noch andere, ähnliche Nager, die Vizcachas, die aber sind nachtaktiv, man hörte sie nur quieken und herumrennen, hie und da konnte man im Schein der Taschenlampe eins sehen.

Und dann gab es nur noch Regen, den ganzen Weg bis Buenos Aires war es nass. Einen Nachmittag mit ein wenig Sonne haben wir für einen kleinen Stadtbummel und einen Kaffee an der Straße nutzen können. Aber da war noch die Einladung von Oscar & Alicia zu einem Asado. Das sind die mit dem lustigen Rundhauber-Bus, die wir bei Bariloche unvermittelt getroffen hatten. Die Klaus auf seiner ersten Südamerika-Reise kennen gelernt hatte und ein Kontakt geblieben ist. Sie leben in einem Vorort von Buenos Aires, nur dorthin zu finden, gestaltete sich ein wenig abenteuerlich.

Das Navi kannte die Straße, konnte aber keine Hausnummern identifizieren. Es ist eine sehr tückische Straße. Mittendrin kehrt sich die Einbahn-Regelung um, was aber das Navi nicht weiß. Und dann hört sie auch noch auf, um irgendwo anders weiter zu gehen. Das ist doch unerhört! Als wir schon einigermaßen verzweifelt waren, sah ich einen Briefträger bei einem Haus. Den kann man fragen! Und schon hatte ich Klaus hinaus gejagt, er kriegt Fragerei besser geregelt als ich. Zurück kam er mit einer perfekten, vom Briefträger angefertigten Skizze und selbstredend war das Haus exakt eingezeichnet, er kannte Oscar.Und wir hatten 2 sehr nette Tage dort.

Als wir dann Buenos Aires verlassen wollten (sehr viel Regen!) stoppte uns eine gesperrte Ausfallstraße. Taxler hatten sie blockiert, um gegen Uber zu demonstrieren. Das kann man gut verstehen und da übt man sich schon in Geduld.
 
Je weiter wir uns Uruguay näherten, desdo
nasser wurde es, es muss ein gewaltiges Unwetter getobt haben, von dem wir aber nur ein wenig Gewitter mitbekommen haben. Ein kleiner Ort kurz hinter der Grenze war von einem Tornado schrecklich verwüstet und weiter des Weges waren
Brücken weggespült, Straßen unpassierbar. Wir mussten einen großen Umweg fahren, um nach Montevideo zu kommen. Und nun sind wir im Urlaubsquartier fürs große Auto angekommen. Hier in einer netten Ferienanlage, die ein Schweizer Paar errichtet hat, gibt es einen großen Stellplatz für WoMos, der gerne von zwischenzeitlich heim Reisenden frequentiert wird. Es ist aber auch komfortabel, denn mit einem Bus ist man in einer knappen Stunde am Flughafen von Montevideo. Das Auto ist innen und außen wieder sauber, die ganze Wäsche ist gewaschen, so können wir Anfang Juni gleich wieder weiter fahren.
 

Viel fallendes Wasser






Es war ein netter Platz bei René und Marion, deutsche Gesellschaft dort - lustigerweise
auch Leute, die wir ca. 3 Jahre zuvor schon in Kanada getroffen hatten. Und es gab einen Einkaufstrip in einen nahe gelegenen Ort, in dem deutschstämmige Siedler Markt halten, Brot, Wurst, Kuchen etc. verkaufen. Nett soweit, aber unser Heimweh hält sich in Grenzen, ich habe nur sehr verhalten dort eingekauft. In Südamerika brauchen wir eher keine Thüringer (???) Bratwürste und Schwarzwälder Brot. Nach einem Abend in großer geselliger Runde sind wir am Ostersonntag Richtung Iguazù-Fälle aufgebrochen.

Unterwegs haben wir in einem Öko-Park Station gemacht, bei Itaipu, wo sich das wohl weltweit größte Wasserkraftwerk befindet. Weil unglaublich viel Land dafür verbraucht wurde, bekam die Betreiber-Gesellschaft die Auflage, im Gegenzug Natur-Reservate einzurichten. Haben sie gemacht und alles dort ist völlig kostenfrei! In Tati Yupi gibt es ein super-schönes Tourist-Resort. Man muss sich nur bei der Betreiber-Gesellschaft ein Permit holen und dann hat man 3 Tage feinster Natur mit jeglichem Komfort. Großzügige und sehr gepflegte sanitäre Einrichtungen, heiße Duschen und sogar (völlig ungewöhnlich ) Toilettenpapier , Strom, Küchen-Spülbecken und gar, wenn man sich vors Auto gehockt hat, hie und da Internet. Wir haben dort zwei deutsche Mädels getroffen, die hatten einen Bungalow für eine Nacht, auch völlig umsonst.
Weil es gar so schön war, haben wir die 3 Tage ausgenutzt, ehe wir uns auf den Weg zu den sensationellen Wasserfällen gemacht haben. Da wir nicht per Straße den Zacken über Brasilien fahren wollten - der bedeutet: wieder neue Stempel in den schon recht vollen Pässen - haben wir uns für die Fähre über den Paranà von Paraguay direkt nach
 
  
Argentinien entschieden. Sehr lustig, das Gefährt! Nur eine Plattform, die von einem angehängten Boot geführt wird. Aber es erfüllt seinen Zweck, funktioniert offensichtlich bestens. Und bei den Fällen angekommen, gab es gleich das nächste lustige
 
 
Transportmittel: eine Schmalspurbahn, die einen zu den Sensationen bringt. Weil wir schon relativ spät dran waren, sind wir gleich bis zum Garganta del diablo, dem Teufelsschlund,
 
 
 
durchgefahren. Das ist eine hufeisenförmige Abbruchkante, über die sich unglaubliche Wassermassen hinunter stürzen. Um dorthin zu kommen, trabt man von der Bahnstation
noch ca. 1 Km auf Stegen über den Iguazù-Fluss, mit ordentlich Coati-Gegenverkehr. Und
    
   
immer mehr allerbuntester Schmetterlingen drumrum. Und dann sieht man schon die Gischt-Fahnen, die einen bald ziemlich durchnässen. Was aber bei den Temeraturen durchaus angenehm ist. So viel tosendes Wasser auf einen Haufen, da kann man nur staunen.



Am nächsten Tag haben wir uns das ganz große Panorama angeguckt. Sind tapfer zu Fuß gelaufen und haben dabei die auch versprochenen Affen gesehen.
 
 Wenn die mal nicht für die Touristen inszeniert waren:-) Die hockten so malerisch in den Bäumen, da kam ich um den Gedanken nicht umhin. Affen sind schlau, im Gegensatz zu den Coatis (Waschbär-Verwandte), die nur gefrässig sind. Zur Mittagszeit wollten wir einen Imbiss nehmen, es gab auch ein durchaus passables Angebot. Aber es war nicht ratsam, die draußen großzügig aufgestellten Tische und Stühle zu nutzen. Unverzüglich wurde man von marodierenden Coati-Horden angegriffen, sobald man mit seinem Futter die Imbiss-Bude verlassen hatte. Was ist denn das für eine schräge Geschäftsidee?? Gut, ihr blöden Touristen kriegt Nahrung, die ihr aber unverzüglich den fetten Pelztieren abzutreten habt...? Na ja, immerhin taugte es zu einiger Belustigung. Und ich hatte mal einen Coati auf der Schulter, der sich die Tüte mit den Empanaden greifen wollte. Notgedrungen haben wir unseren Imbiss in der Verkaufs-Hütte verzehrt, mit einigen anderen Leuten, die auch hungrig und nicht bereit waren, ihr Mittagsmahl mit den diebischen Ringelschwänzen zu teilen. Selbst als wir gesättigt auf einer Bank saßen, wollte sich so ein frecher Kerl an unserem Getränk vergreifen, hat aber von Klaus mächtig eins auf die Schnauze gekriegt. Ja, so soll es sein - der Mann beschützt das Weib gegen die Feinde :-)))



Aber die Wasserfälle sind grandios, da kann man nicht meckern. Eleonar Roosevelt soll bei diesem Anblick "poor Niagara" gesagt haben und damit könnte sie recht haben. Es rauscht und tost und es ist unfassbar, wieviel Wasser da unaufhörlich hinunter stürzt. Sind immerhin die 2.größten Fälle der Welt und wirklich imposant, wurden schon als das 8. Weltwunder bezeichnet.


 

Und weil wir noch nicht genug Wasser gesehen hatten, sind wir danach zu den Moconà-Fällen (ein Stück südöstlich) weiter gefahren. Sicher, die sind nicht so spektakulär, aber sie sind dennoch was Besonderes. Normalerweise sürzt sich Wasser der Länge nach in den Abgrund. Hier aber rauscht es breitseitig hinab. Auf über 3 Km fällt ein Fluß der Länge nach in den Paranà. Bei hohem Wasserstand sieht man gar nix davon, bei Niedrigwasser sind es gut 12 Meter Höhenunterschied - wir haben ein Mittelmaß erwischt. Per Boot wird man dort entlang geschippert und das ist schon eine tolle Sache. Da es unglaublich gurgelt, sprudelt und wirbelt, wird man ordentlich durchgeschüttelt, schlimmer als auf einer Straße voller riesiger Schlaglöcher. Da hätte ich es nicht gerne gehabt, wäre das Boot gekentert, obwoh ich ganz gut schwimmen kann - die Überlebenschancen sind sicher sehr gering. Aber alles noch mal gut gegangen, wir sind heil und ziemlich trocken wieder an Land geklettert.