Mittwoch, 17. Dezember 2014

Nasse Wüste


In Memoriam unserer Reise-Maus haben wir ein neues Rezept kreiert:

Pizza Erwin.

Mit verbesserter Rezeptur. Jetzt neu: ohne Maus.

Angesichts der kleinen Fladenbrote, die man hier überall kriegt, kam ich auf die Idee, die Unterseite davon als Pizzaboden zu verwenden. Geht prima und schmeckt nicht schlecht.

Bei einer abendlichen Blödelei bekam sie ihren Namen und wird sicher ein fester Bestandteil unserer Reise-Gerichte werden. Hoffentlich weiterhin ohne Maus. Aber wir haben die schöne Falle von Mouloud behalten dürfen – wer weiß, wann man die mal wieder braucht.

 

Nach einigen gemütlichen Tagen in der Source bleu sind wir ins Erg Chebi aufgebrochen, um endlich das richtige Sahara-Gefühl zu bekommen – jede Menge schöner Sanddünen.

Da hat sich seit den letzten 2 Jahren, als wir dort waren, jede Menge verändert. Musste man früher nach Ende der Teerstraße einfach durch die Pampa fahren, gab es nun eine trassierte Schotterpiste, die sicher bald auch asphaltiert sein wird. Die Hotels am Rande des Erg haben sich vervielfacht, wir haben nur gestaunt, was sich alles getan hat. Und bei soviel touristischen Angebot ist es klar, dass es bald eine anständige Straße dorthin geben muss.  

Aber unseren alten Platz in den Dünen haben wir wieder gefunden, Klaus wollte schwungvoll noch ein Stückchen rein fahren und schon saßen wir fest. Nur die Oberfläche war trockener Sand, darunter war es recht feucht, was ordentlich bremste. Schon war der erste Sandleiter-Einsatz nötig und es dauerte einige Zeit, bis das Auto wieder festen Grund unter den Rädern hatte. Nix war es mit dem Genießen eines romantischen Sonnenuntergangs in der Wüste, es war schon dunkel, als die Befreiungs-Aktion beendet war.

Am nächsten Tag wollten wir um die Dünen auf die Rückseite des Erg fahren, was ordentliche Umwege zur Folge hatte. Auch hier hatte es sehr viel geregnet, so dass regelrechte Seen entstanden sind, die weiträumig umfahren werden mussten. So kamen wir nicht sehr weit, fanden aber einen schönen, trockenen Übernachtungsplatz.

Und hatten einen erstklassigen Sternenhimmel über uns.

Anderen Tags ging es weiter mit befahrbaren Wegen suchen. Ging es einigermaßen eben dahin, wurde es schnell wieder recht feucht und es blieb nur der Weg durch die Dünen. Schick, so eine Achterbahn-Fahrt mit Sandhaufen-Hopsen, aber die war nicht so ganz nach Hilmars Geschmack. Und schon war es passiert: eine Düne im falschen Winkel und wohl auch im falschen Gang angefahren und er steckte fest. Das Auto stand auch noch bedenklich schief. Aber das konnte recht flott wieder gerade gebracht werden und weiter gings.

In einem sehr breiten Oued wollten wir uns einen Platz fürs Nachtlager suchen, Hilmar fand eine nette Stelle, Klaus fuhr, ohne weiteren Test, hinein und schon steckte das blaue Auto fast bis zu den Achsen im dicksten Matsch. Alle Bleche kamen zum Einsatz, es war eine Mords-Schufterei, bis es endlich befreit war.

Wir sahen aus wie die Schweine! Und bekleckert hatten wir uns auch noch. Vollgemoddert bis in die Haarspitzen!.

Was für ein Glück, dass wir eine recht alberne, lustige Party sind, so haben wir die ganze Zeit herumgeblödelt und niemand hat den großen Frust gekriegt. Es hat ja auch keinen Sinn, über solche Dinge zu lamentieren. So was passiert halt und man kann nur versuchen, das Beste draus zu machen. Und fürs nächste Mal draus zu lernen.

Danach ging es aber ohne jeglichen Zwischenfall weiter bis zur Teerstraße nach Merzouga. Wo wir einen netten Campingplatz frequentiert haben. Erst mal große Wäsche, Hausputz, entspannen und auf die nächste Etappe vorbereiten.

Und Touristen gucken, die sich von hier aus auf Kamelen durch die Dünen tragen lassen. Wir haben begeistert einem Trupp Amis zugeguckt, wie sie sich – in „passender“ Wüstenmontur, auf die Tiere haben hieven lassen, um dann, aneinander angebunden, das echte Nomaden-Feeling zu genießen. Einer sagte: „they are laughing at us“. Falls er uns damit gemeint hat, hatte er nicht unrecht. Auch im Falle der Kamele mag er nicht ganz falsch gelegen haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Erwin, der blinde Passagier


Irgendwie ist es einer Maus gelungen, sich in unser Auto zu schleichen. Klaus vermutet, sie hat sich mit Gemüse-Einkaufstüten eingeschmuggelt. Jedenfalls hörten wir verdächtige Geräusche und tatsächlich war in unserer Vorrats-Schublade eine Nudeltüte angeknabbert. Also war das große Umräumen angesagt, alle Lebensmittel mussten Mäuse-sicher verstaut werden.

In der Pampa, in der wir noch unterwegs waren, war an den Kauf einer Mausefalle gar nicht zu denken, so lebten wir einige Tage mit dem Nager, den wir inzwischen „Erwin“ getauft hatten. Er tobte ordentlich durch den hinteren Teil des Autos, wir hörten ihn immer wieder huschen, hopsen und rascheln. In Er Rachidia kamen wir leider am Freitag an, da waren viele Läden geschlossen, auch der Eisenwarenhandel, wo wir sicher eine Falle bekommen hätten.

In der Source bleu brachte uns Mouloud, einer der Händler und inzwischen Klaus’ Freund, eine tolle marokkanische Falle, die dann 2 Tage später „Schnapp“ machte und Erwin war erlegt. Tags zuvor hatte das gewitzte Mäuslein noch den Camembert von der Falle geschleckt, ohne sich erwischen zu lassen. Dann aber war Hartkäse und Klaus’ Befestigungstechnik dem Nager doch überlegen.

Für die zahlreichen Katzen auf dem Campingplatz war das ein kulinarischer Abend allererster Kajüte. Bekamen sie zu den Überresten unserer Lammkoteletts auch noch frische Maus.

Ein paar Ruhetage an einem schönen, festen Platz braucht man hie und da, nicht nur, um die ungebetenen Gäste zu entsorgen.

An den Autos musste das Eine oder Andere gerichtet werden, das bei der sehr rumpeligen Piste in Mitleidenschaft gezogen wurde, und das ging nicht ganz so einfach wie gedacht.

Unsere Reisebegleiter sind das erste Mal in Marokko und sie sind natürlich übervoll mit neuen Eindrücken, die einige Zeit zur Verarbeitung brauchen, auch dafür sind ein paar Tage an einem Platz ganz gut.

Und dann ist da Mouloud, ein ganz liebes marokkanisches Schlitzohr, das hier auf dem Campingplatz einen Laden betreibt, ansonsten afrikanische Musik macht und „Klausiklaus“ seit einigen Jahren ganz fest in sein Herz geschlossen hat.

Gleich am ersten Abend waren wir 4 bei ihm daheim zum Essen eingeladen, es gab natürlich eine köstliche marokkanische Tajine. Das ist schon eine feine Sache, ein schöner Platz mit Familienanschluss und einem spannenden Programm. Vor allem für unsere Reisegenossen, die so etwas alleine, auf eigene Faust, sicher nicht erlebt hätten. Denn es gab auch noch einen Ausflug zu der mit Mouloud befreundeten Berber-Familie, die nomadisch inmitten der Wüste lebt. Vollgeladen mit Fleisch (junges Kamel), Brot, Getränken, Obst und Keksen sind wir allesamt mit unserem Auto hingefahren, denn unterwegs musste noch jemand eingesammelt, zurück noch wer mitgenommen werden. Da war mehr Platz vonnöten, als Moulouds Auto zu bieten hätte. Es war ein sehr vergnüglicher Nachmittag mit Futtern, Trommeln, Tanz und Gesang im Nomadenzelt.

So was kann man sicher nicht bei einem Reiseveranstalter buchen und falls doch, ist es nicht das richtige Leben.

 

 

 

 

 


 

Erste Pisten


Noch immer sind wir zu viert unterwegs, niemand hat eine feste Route, einen Plan, das machen wir täglich neu aus. Je nach Wetter, Lust und Laune. Und nach Fes begann das eigentliche Abenteuer. Wohin jetzt? Wir haben uns – angesichts des Winters im Atlas – für die östliche Umgehung entschieden. Wettertechnisch ist es noch nicht der Hit, recht kühl und etwas unbeständig, aber wenigstens kein Schnee.

Für uns ist das Gebiet genau so neu wie für unsere Reisegenossen - so ist es sicher richtig: gemeinsam Neues entdecken.

Wir haben ein Walky-Talky, das sogar tatsächlich funktioniert, so können wir uns auch während der Fahrt verständigen. Kurzfristige Stops anmelden, „nach rechts oder links“ klären, auf Schönes am Wegesrand hinweisen und natürlich jede Menge Witze machen.

Der Osten von Marokko ist nicht das touristische Highlight und entsprechend kartentechnisch nicht sonderlich zuverlässig. Wir hatten eine Vorstellung von einer schönen Route, die wir aber ständig revidieren mussten.

Macht ja nix, man kommt immer irgendwo an. Und ist überrascht, was sich bietet.

Ein ganzes Stück östlich von Fes ist eigentlich nur noch plattes, ödes Land, aber es gibt einen kleinen Flecken  Bergland, der sehr schön sein soll. Es gelang uns auch, dort hin zu finden, wobei wir erst einmal auf einer „Straße“ landeten, die in einem Dorf endete. Die Bewohner wiesen uns den richtigen Weg, aber wir kamen nicht sehr weit, die unbefestigte Straße war durch einen Bergrutsch ziemlich blockiert. Leider also Umkehr und erst mal wieder zurück zur befestigten Straße Richtung Midelt.

Die wir hinter Missour wieder verlassen haben, um auf kleinen Sträßchen durch die Ausläufer des Hohen Atlas zu fahren. Da wir zu einer in der Karte grün gekennzeichneten Straße wollten, gerieten wir in ein ganz wunderschönes Tal, in dem wir das Nachtlager aufschlugen. Wir dachten, am nächsten Tag in Er Rachidia zu sein, aber für die vielleicht 30 Km durch das Tal brauchten wir den ganzen nächsten Tag.

Die Piste ist offensichtlich sehr wenig benutzt, in einem grausigen Zustand, durch viel Regen zuvor noch übler. Ständig gab es Auswaschungen, die entweder weiträumig umfahren oder tatsächlich gequert werden mussten.

Natürlich kamen in dieser menschenleeren Gegend sofort Leute angerannt – wir waren die Sensation des Tages, wenn nicht gar des Jahres. Unsere Aktionen waren sicher das ganz große Kino für sie.

Aber sie hielten nicht nur Maulaffen feil, ein paar Jungs hatten eine gute Idee, eine besonders böse Stelle doch noch passieren zu können. Ein Stück abseits der Piste konnte man die Böschung zu einem trockenen Flussbett hinab fahren, musste über heftiges Geröll hoppeln und konnte dann nach einer Biegung wieder die Böschung hinaufkrabbeln. Nicht einfach, aber machbar.

Für Hilmar war es die erste ernsthafte Piste in freier Wildbahn, aber er hat es sehr bravourös und tapfer geschafft.

So war es eigentlich nicht vorgesehen, es sollte eine leichte Tour zum Üben werden, aber er bekam gleich das

volle Programm geliefert, das Mensch und Material sehr viel abverlangte.



Als Belohnung war dann aber die anvisierte „grüne“ Straße tatsächlich ganz wunderschön und - geteert!!! Selten wohl wurde Teer so freudig begrüßt…

Endlich dann doch in Er-Rachidia angekommen, haben wir uns ein feines Mittagessen und einen großen Karton mit dem köstlichen marokkanischen Gebäck gegönnt, ehe wir uns in der Source bleu de Meski fürs erste installiert haben.

 

 

 

 



 

Nun aber Afrika


Morgens also die große Einkaufstour und dann, mit vollen Vorratskammern, auf zum Ticket-Kauf für die Fähre und ab zum Hafen. Da standen wir einige Stunden herum, was immer wieder gemütlich (?) ist. Einigermaßen pünktlich haben wir gegen 16 Uhr den Hafen verlassen, kamen in der Dämmerung in Tanger an und bis alle Formalitäten erledigt waren, umfing uns Finsternis.

Nur mussten wir noch aus dem Hafen raus und vor allem Sprit fassen. Beide Autos waren quasi leer, in Marokko ist der Diesel sehr viel billiger. Es sollte alsbald eine Tankstelle geben, aber wie wir auf einem Autobahn-Schild sahen, war die nächste Futterstelle erst nach 20 Km. Doof, wenn es auch noch bergauf geht. Wir versuchten, recht eng beieinander zu bleiben, um im Notfall uns gegenseitig Hilfe geben zu können,  wir mit dem Großen Blauen waren es dann, die mit dem buchstäblich letzten Tropfen Diesel in die Tanke einrollten.

Wir übernachteten auch gleich auf dem Parkplatz daneben, obwohl uns ein heftiger Geruch nach altem Fisch entgegen schlug. Aber in der Düsternis noch einen komfortableren Platz zu finden, erschien uns recht unwahrscheinlich. Man kann ja auch mal mit geschlossenen Fenstern schlafen….

Der nächste Morgen empfing uns ohne wesentlichen Geruch und mit Sonnenschein, so sind wir frohgemut ins berüchtigte Rif-Gebirge aufgebrochen. Den freundlich winkenden, lichthupenden Männern rechts und links der Straße haben wir ebenso nett, aber eindeutig ablehnend geantwortet. Beim Brotkauf-Stop in einem Dorf quasselte mich ein Cannabis-Bauer zwar in Grund und Boden, aber mein Verweis auf den kompetenten Chef im großen Auto brachte ihn an seine Grenzen, er sah ein, dass mit uns nix geht.

Nee, ist nicht wirklich ein Problem, die Leute wollen ein Geschäft machen, wissen aber auch sehr gut, wo es wenig Zweck hat, weiter zu insistieren.

So konnten wir recht entspannt die schöne Landschaft genießen und haben einen Zacken in die Landstraße gehauen, um einen Abstecher nach Chefchouen zu machen.

Ist natürlich immer ein Problem, mit den großen Autos in eine kleine alte Stadt zu fahren, aber da muss man Kompromisse finden. Und einmal mehr Kompromisse, wenn man mit 2 dieser Kaliber unterwegs ist. Und dazu noch unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten der Bewohner unter einen Hut kriegen muss.

Das haben wir sehr bravourös hingekriegt und sind entspannt durch diese faszinierende alte Stadt geschlendert.

Dieser Blau-Farbenrausch! Wieso braucht man dazu noch Cannabis?

Derart positiv motiviert sind wir weiter südlich gefahren und landeten in einer größeren Ortschaft, die auf der Karte meines Vertrauens ü-ber-haupt nicht verzeichnet ist. Verzeihung, Herr Michelin, aber das nehme ich übel!

Inzwischen allerdings denke ich, wir haben Bielefeld entdeckt, das es bekanntermaßen nicht gibt. Jedenfalls habe ich das mal handschriftlich in der Karte nachgetragen…

Wobei man Bielefeld durchaus empfehlen kann. Der Markt war zwar matschig unter den Füßen, aber die Stände überzeugten durch Vielfalt und Frische im Angebot. Da Mittagszeit, ließen wir uns Brouchettes bruzzeln, was köstliche, gegrillte Fleischstückchen sind. Die kriegt man dann mit einigen Gemüsen serviert, ohne Teller und Besteck. Man klaubt das Zeugs einfach mit reichlich gebotenem Brot auf und stopft es sich in den Mund. Gar köstlich!

Moulay Idriss, eine wichtige moslemische Pilgerstätte, wollten wir eigentlich ansehen, aber da war wieder das Problem mit den großen Autos in einer engen alten Stadt, so haben wir den Versuch abgebrochen und sind nach Volubilis gefahren. Da konnten wir unten am Fluss stehen bleiben, um am nächsten Morgen gemütlich durch die Reste der Römer-Siedlung zu laufen. Recht windig war es, aber wenigstens trocken.

Da es in Meknes keine passable Lösung für uns und die großen Autos gab, sind wir weiter nach Fes gefahren, dort gibt es einen Campingplatz in Stadtnähe, den wir schon einmal frequentiert hatten.

Unsere Erfahrung von vor zwei Jahren bestätigte sich: die Fassi können wesentlich besser hupen als Auto fahren. Wir mussten quer durch die Stadt und ständig blockierte irgendein Hirni irgendwas. Vor einem Kreisverkehr schritt die Polizei energisch ein, weil ein LKW und ein PKW, der Frau und Kind in 2. Reihe einladen wollte, absolut alles blockierte. Mit deutlichem Hinweis auf unsere 2 großen Autos dahinter machten die Polizisten die Fahrer so richtig rund. Wir haben amüsiert das Spektakel beobachtet und hatten alsbald wieder freie Fahrt.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Fes-Besichtigung ins Auge gefasst, aber das Wetter war gar nicht danach. Kalt, Regen – nur ungemütlich. So haben wir das auf den nächsten Tag verschoben, was nur gut war.

Da schien die Sonne und wir brachen auf. Durch die Medina mit Führer, was sinnvoll ist, denn ansonsten würde man sich dort hoffnungslos verlaufen, weil so riesig, eng und unübersichtlich.

Der Führer hatte nicht mit unserer Kauf-Resistenz gerechnet, wir widerstanden den Mosaiken, dem Leder und den Teppichen. Dabei hatte er uns so dringend davon überzeugen wollen, wie wichtig es ist, den Touristen die Handwerkskunst als wesentliches Kulturgut präsentieren zu müssen. Wobei er sicher Provisionen kassiert hätte, wenn wir dem Kaufrausch erlegen wären, da konnten wir mühelos widerstehen.

Aber entsprechend frostig verabschiedete er sich.

Freitag, 28. November 2014

1822


Das Wetter wurde leider immer unfreundlicher, grau, regnerisch und kühl, so sind wir recht zügig Richtung Portugal gefahren. Wo es erst nur auch nicht sehr viel besser war. Immerhin hatten wir einen schönen Sonnentag, als wir den Parque Nacional do Bucaco besucht haben – eine wunderschöne Anlage mit Bäumen aus der ganzen Welt und einem herrlich kitschigen ehemaligen Sommerpalast der königlichen Familie, heute ein Luxushotel.

Südlich von Coimbra gibt es bei Conimbriga römische Ausgrabungen, die uns nicht gerade umgehauen haben, aber dieses Fußboden-Mosaik ist dann doch ganz toll.

Vor Óbidos sahen wir seltsames Bauwerk, das sich dann doch als Kirche entpuppe. Ein Paar stand davor und die gehörten offensichtlich dazu, erklärten und zeigten uns das Gebäude und auf unsere Frage, ob wir auf dem Platz davor nächtigen dürfen, wiesen sie uns den Weg zu einem kommunalen WoMo-Stellplatz. Der ungleich besser war, weil ganz nah der alten Stadtbefestigung, denn natürlich wollten wir uns dieses alte Städtchen gerne ansehen.

Inzwischen hatten wir Kontakt mit Iris und Hilmar, die, auch mit einem 911er, ebenso in Portugal mit Ziel Marokko unterwegs sind. Auf die Beiden haben wir südlich von Lissabon auf einem Campingplatz gewartet. Ganz schnell war ein gemeinsamer Reiseplan erarbeitet und nun sind wir als 1822 – zweimal 911 - unterwegs mit Ziel Sahara.

Die erste große Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Wir wollten nach Silves, einer alten und ehemals sehr wichtigen Stadt. Dummerweise konnten wir an einer Straßengabelung nicht eindeutig klären, ob rechts oder links günstiger wäre. Wir entschieden uns für links, auch das LKW-Navi war dieser Meinung. Aber das war fatal.

Denn ganz rasch steckten wir inmitten einer zauberhaften Altstadt fest. Als es schon kein „Zurück“ mehr gab, tauchten Schilder auf, die die Durchfahrt von Wohnmobilen verbot, ein LKW-Verbotsschild haben wir überhaupt nicht entdecken können. Wäre aber äußerst sinnvoll gewesen, denn um eine sehr enge rechtwinklige Kurve kamen wir gerade noch ohne Materialschäden. Aber dann: eine Gasse - einseitig zugeparkt und ein Stromkasten auf dem Gehsteig der anderen Seite! Natürlich bildete sich gleich eine „Expertenrunde“, die versuchte, das Problem in den Griff zu kriegen. Als Klaus seinen ersten Schreck überwunden und einen klaren Blick für die Situation bekommen hatte, schickte er sich an, sich durch diesen Engpass zu arbeiten und es gelang tatsächlich, es war Millimeterarbeit.

Blöd nur für Hilmar hinter uns, sein Auto ist 2 Zentimeter breiter. Aber inzwischen hatte sich der Besitzer eines der links parkenden Autos gefunden, der es wegfahren und die fehlenden 2 Zentimeter spendieren konnte. Die so entstandene Lücke reichte dann, um ebenfalls unbeschadet die Gasse zu passieren. Das war eine Bravourleistung der Jungs, was Nervenstärke und Fahrfähigkeit angeht, denn für mindestens 1 Stunde hatten wir den Innenstadt-Verkehr lahm gelegt.

Aber die Leute trugen es weitgehend mit Fassung und wir konnten uns anschließend – zu Fuß – durchaus ohne große Papiertüte über dem Kopf in die Stadt wagen.

Weil das Wetter nicht wirklich toll war, beschlossen wir, recht zügig Richtung Marokko weiter zu fahren. Es war noch dies und das zu erledigen, was prima klappte und wir wollten dann von Tarifa aus übersetzen. Scheiterte nur am Sonntag. Denn die Vorräte, vor allem die Flüssigen, mussten noch aufgefüllt werden. Aber leider hatten hier, entgegen der nördlicheren Gebiete, die Supermärkte sonntags zu. So sind wir weiter nach Algeciras gefahren, auch da war alles zu, aber wir haben einen nicht unkommoden Parkplatz für die Nacht gefunden. Mit einem netten kleinen Restaurant gegenüber, in dem wir uns ein ganz feines, lustiges Europa-Abschiedsessen gegönnt haben. Mit anschließendem Absacker im blauen 911er.


 


Wieder unterwegs


 


Nach einem Jahr Zwangspause darf sich das große blaue Auto wieder über artgerechte Haltung freuen, wir sind nun auf der Straße, unterwegs nach Süden. Über Frankreich, durch Spanien und Portugal wollen wir weiter mit – erst mal - Endziel Marokko.

Zuerst haben wir liebe Freunde in Griesheim und Darmstadt besucht, waren dann nahe Speyer bei Udo, der unseren Ami-Camper gekauft hatte. Und mit dem er offensichtlich genau so zufrieden ist wie wir es waren.

In der Nähe gibt es ein Technik-Museum, mit dem wir die Reisesaison endgültig eröffnet haben. Flugzeuge, Schiffe, U-Boote und jede Menge toller alter Autos gibt es zu sehen, darunter ein wunderschön restaurierter Detroit electric, wie die fortschrittliche Oma Duck einen fährt.

Nach einer so langen Zeit des immobilen Wohnens muss man sich erst wieder an das Laster-Leben gewöhnen. Alles ist aufs Notwendige reduziert und die Tagesstruktur ist eine ganz andere. Aber schön ist es schon…

Das Wetter wurde immer besser, je weiter wir nach Süden kamen und eigentlich wollten wir ganz gemütlich nach Lézignan zu Klaus’ Bruder tuckern und unterwegs ein paar Sachen ansehen, vielleicht auch ein wenig mit dem neuen Kanu fahren, das wir auf das Dach des Mercedes gehievt hatten.

Nachdem wir die kühne Brücke von Herrn Eiffel bestaunt und uns im Informationscenter des Viadukts von Millau

schlau gemacht hatten, stellten wir fest: die Hinterachse ist inkontinent. Da haben wir dann lieber auf eine kleine Tour durchs Massif Cental verzichtet und sind gleich bis Lézignan durchgefahren.

Klaus hatte zu tun, das Rad und allen sonstigen Kram abzubauen und natürlich dauerte es ein paar Tage, bis dieser Schaden behoben war.

Derweil musste ich noch mal schnell  wegen einer wichtigen Unterschrift heim fliegen. Wegen des Pilotenstreiks haben wir uns nicht getraut, bei Lufthansa zu buchen, die einen Direktflug Toulouse-München hat. Bei Air France musste ich in Paris umsteigen, was auf dem Hinflug einfach war. Zurück aber war Ankunft Charles-de-Gaulle, Abflug Orly. Das heißt: quer durch die Stadt und erst mal herauskriegen, wie man das am besten bewerkstelligt. Vor allem, wenn man nicht allzu viel Zeit hat. Aber alles hat prima geklappt und 3 Tage später hat Klaus mich in Toulouse wieder aufgesammelt und wir konnten endlich losfahren.

 
Mit einem Abstecher nach Carcassonne ging es zunächst nach Andorra, dem Auto jede Menge preiswerten Treibstoff zuführen und ein wenig für uns einkaufen. Auf dem Parkplatz für die Nacht waren wir von Weißware umringt und kriegten einen heftigen Lachanfall, als der linke Nachbar nicht etwa wegfuhr, sondern noch näher an uns heranrückte. Der rechte Nachbar derweil entfernte sich eine Wagenbreite von uns. Wie absurd!!!

Bei herrlichem Wetter sind wir dann ein wenig in den Pyrenäen herumgekrabbelt, haben uns die Berge auf und ab geschraubt und das in der Sonne leuchtende Herbstlaub genossen.

Damit auch die Kultur nicht zu kurz kommt, wollten wir in Bilbao den Ableger des New Yorker Guggenheim-Museums besuchen. Das scheiterte leider am fehlenden Parkraum für unser etwas groß geratenes Auto. Trotz mehrerer Umrundungen des Museums gelang es uns nicht, es einigermaßen sozial- und umweltverträglich abzustellen, die Tiefgaragen + Parkhäuser sind eh völlig ungeeignet.

So haben wir unsere Einschränkungen akzeptiert und sind weiter gefahren. Es gab dann nur noch eine Unterführung, bei der wir bei den angegebenen 3,5 Metern ein wenig skeptisch wurden. Weil ja das Kanu noch auf dem Dach ist und wir das nicht nachgemessen haben. Also bin ich rasch vorher aus dem Auto gehüpft, um die Lage zu sichten. Aber da waren die Spanier sehr, sehr großzügig, es war noch jede Menge Platz, es gab keine Schäden. Weder am Kanu noch an der Brücke. Und der nachfolgende Verkehr hatte volles Verständnis für unsere etwas behindernden Vorsichtsmaßnahmen.