Freitag, 28. November 2014

1822


Das Wetter wurde leider immer unfreundlicher, grau, regnerisch und kühl, so sind wir recht zügig Richtung Portugal gefahren. Wo es erst nur auch nicht sehr viel besser war. Immerhin hatten wir einen schönen Sonnentag, als wir den Parque Nacional do Bucaco besucht haben – eine wunderschöne Anlage mit Bäumen aus der ganzen Welt und einem herrlich kitschigen ehemaligen Sommerpalast der königlichen Familie, heute ein Luxushotel.

Südlich von Coimbra gibt es bei Conimbriga römische Ausgrabungen, die uns nicht gerade umgehauen haben, aber dieses Fußboden-Mosaik ist dann doch ganz toll.

Vor Óbidos sahen wir seltsames Bauwerk, das sich dann doch als Kirche entpuppe. Ein Paar stand davor und die gehörten offensichtlich dazu, erklärten und zeigten uns das Gebäude und auf unsere Frage, ob wir auf dem Platz davor nächtigen dürfen, wiesen sie uns den Weg zu einem kommunalen WoMo-Stellplatz. Der ungleich besser war, weil ganz nah der alten Stadtbefestigung, denn natürlich wollten wir uns dieses alte Städtchen gerne ansehen.

Inzwischen hatten wir Kontakt mit Iris und Hilmar, die, auch mit einem 911er, ebenso in Portugal mit Ziel Marokko unterwegs sind. Auf die Beiden haben wir südlich von Lissabon auf einem Campingplatz gewartet. Ganz schnell war ein gemeinsamer Reiseplan erarbeitet und nun sind wir als 1822 – zweimal 911 - unterwegs mit Ziel Sahara.

Die erste große Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten. Wir wollten nach Silves, einer alten und ehemals sehr wichtigen Stadt. Dummerweise konnten wir an einer Straßengabelung nicht eindeutig klären, ob rechts oder links günstiger wäre. Wir entschieden uns für links, auch das LKW-Navi war dieser Meinung. Aber das war fatal.

Denn ganz rasch steckten wir inmitten einer zauberhaften Altstadt fest. Als es schon kein „Zurück“ mehr gab, tauchten Schilder auf, die die Durchfahrt von Wohnmobilen verbot, ein LKW-Verbotsschild haben wir überhaupt nicht entdecken können. Wäre aber äußerst sinnvoll gewesen, denn um eine sehr enge rechtwinklige Kurve kamen wir gerade noch ohne Materialschäden. Aber dann: eine Gasse - einseitig zugeparkt und ein Stromkasten auf dem Gehsteig der anderen Seite! Natürlich bildete sich gleich eine „Expertenrunde“, die versuchte, das Problem in den Griff zu kriegen. Als Klaus seinen ersten Schreck überwunden und einen klaren Blick für die Situation bekommen hatte, schickte er sich an, sich durch diesen Engpass zu arbeiten und es gelang tatsächlich, es war Millimeterarbeit.

Blöd nur für Hilmar hinter uns, sein Auto ist 2 Zentimeter breiter. Aber inzwischen hatte sich der Besitzer eines der links parkenden Autos gefunden, der es wegfahren und die fehlenden 2 Zentimeter spendieren konnte. Die so entstandene Lücke reichte dann, um ebenfalls unbeschadet die Gasse zu passieren. Das war eine Bravourleistung der Jungs, was Nervenstärke und Fahrfähigkeit angeht, denn für mindestens 1 Stunde hatten wir den Innenstadt-Verkehr lahm gelegt.

Aber die Leute trugen es weitgehend mit Fassung und wir konnten uns anschließend – zu Fuß – durchaus ohne große Papiertüte über dem Kopf in die Stadt wagen.

Weil das Wetter nicht wirklich toll war, beschlossen wir, recht zügig Richtung Marokko weiter zu fahren. Es war noch dies und das zu erledigen, was prima klappte und wir wollten dann von Tarifa aus übersetzen. Scheiterte nur am Sonntag. Denn die Vorräte, vor allem die Flüssigen, mussten noch aufgefüllt werden. Aber leider hatten hier, entgegen der nördlicheren Gebiete, die Supermärkte sonntags zu. So sind wir weiter nach Algeciras gefahren, auch da war alles zu, aber wir haben einen nicht unkommoden Parkplatz für die Nacht gefunden. Mit einem netten kleinen Restaurant gegenüber, in dem wir uns ein ganz feines, lustiges Europa-Abschiedsessen gegönnt haben. Mit anschließendem Absacker im blauen 911er.


 


Wieder unterwegs


 


Nach einem Jahr Zwangspause darf sich das große blaue Auto wieder über artgerechte Haltung freuen, wir sind nun auf der Straße, unterwegs nach Süden. Über Frankreich, durch Spanien und Portugal wollen wir weiter mit – erst mal - Endziel Marokko.

Zuerst haben wir liebe Freunde in Griesheim und Darmstadt besucht, waren dann nahe Speyer bei Udo, der unseren Ami-Camper gekauft hatte. Und mit dem er offensichtlich genau so zufrieden ist wie wir es waren.

In der Nähe gibt es ein Technik-Museum, mit dem wir die Reisesaison endgültig eröffnet haben. Flugzeuge, Schiffe, U-Boote und jede Menge toller alter Autos gibt es zu sehen, darunter ein wunderschön restaurierter Detroit electric, wie die fortschrittliche Oma Duck einen fährt.

Nach einer so langen Zeit des immobilen Wohnens muss man sich erst wieder an das Laster-Leben gewöhnen. Alles ist aufs Notwendige reduziert und die Tagesstruktur ist eine ganz andere. Aber schön ist es schon…

Das Wetter wurde immer besser, je weiter wir nach Süden kamen und eigentlich wollten wir ganz gemütlich nach Lézignan zu Klaus’ Bruder tuckern und unterwegs ein paar Sachen ansehen, vielleicht auch ein wenig mit dem neuen Kanu fahren, das wir auf das Dach des Mercedes gehievt hatten.

Nachdem wir die kühne Brücke von Herrn Eiffel bestaunt und uns im Informationscenter des Viadukts von Millau

schlau gemacht hatten, stellten wir fest: die Hinterachse ist inkontinent. Da haben wir dann lieber auf eine kleine Tour durchs Massif Cental verzichtet und sind gleich bis Lézignan durchgefahren.

Klaus hatte zu tun, das Rad und allen sonstigen Kram abzubauen und natürlich dauerte es ein paar Tage, bis dieser Schaden behoben war.

Derweil musste ich noch mal schnell  wegen einer wichtigen Unterschrift heim fliegen. Wegen des Pilotenstreiks haben wir uns nicht getraut, bei Lufthansa zu buchen, die einen Direktflug Toulouse-München hat. Bei Air France musste ich in Paris umsteigen, was auf dem Hinflug einfach war. Zurück aber war Ankunft Charles-de-Gaulle, Abflug Orly. Das heißt: quer durch die Stadt und erst mal herauskriegen, wie man das am besten bewerkstelligt. Vor allem, wenn man nicht allzu viel Zeit hat. Aber alles hat prima geklappt und 3 Tage später hat Klaus mich in Toulouse wieder aufgesammelt und wir konnten endlich losfahren.

 
Mit einem Abstecher nach Carcassonne ging es zunächst nach Andorra, dem Auto jede Menge preiswerten Treibstoff zuführen und ein wenig für uns einkaufen. Auf dem Parkplatz für die Nacht waren wir von Weißware umringt und kriegten einen heftigen Lachanfall, als der linke Nachbar nicht etwa wegfuhr, sondern noch näher an uns heranrückte. Der rechte Nachbar derweil entfernte sich eine Wagenbreite von uns. Wie absurd!!!

Bei herrlichem Wetter sind wir dann ein wenig in den Pyrenäen herumgekrabbelt, haben uns die Berge auf und ab geschraubt und das in der Sonne leuchtende Herbstlaub genossen.

Damit auch die Kultur nicht zu kurz kommt, wollten wir in Bilbao den Ableger des New Yorker Guggenheim-Museums besuchen. Das scheiterte leider am fehlenden Parkraum für unser etwas groß geratenes Auto. Trotz mehrerer Umrundungen des Museums gelang es uns nicht, es einigermaßen sozial- und umweltverträglich abzustellen, die Tiefgaragen + Parkhäuser sind eh völlig ungeeignet.

So haben wir unsere Einschränkungen akzeptiert und sind weiter gefahren. Es gab dann nur noch eine Unterführung, bei der wir bei den angegebenen 3,5 Metern ein wenig skeptisch wurden. Weil ja das Kanu noch auf dem Dach ist und wir das nicht nachgemessen haben. Also bin ich rasch vorher aus dem Auto gehüpft, um die Lage zu sichten. Aber da waren die Spanier sehr, sehr großzügig, es war noch jede Menge Platz, es gab keine Schäden. Weder am Kanu noch an der Brücke. Und der nachfolgende Verkehr hatte volles Verständnis für unsere etwas behindernden Vorsichtsmaßnahmen.