Mittwoch, 11. November 2015

Auf Columbus' Spuren

Eigentlich wollten wir Indien - und einiges mehr von Asien - entdecken. Aber es ging uns wie Columbus: wir landen in Amerika. Was heutzutage nur ein wenig einfacher und vorhersehbarer ist. Das große Auto wird auf ein RoRo-Frachtschiff verladen, wir fahren mit und wissen, wo wir ankommen. In ein paar Wochen rollen wir entspannt in Montevideo/Uruguay von Bord.

Haus und Hof wurde winterfest gemacht, dem Mercedes eine Rundum-Erneuerung spendiert und los gings, nach Hamburg zum Hafen. Auf dem Weg dahin haben wir noch bei einigen lieben Leuten vorbei geguckt und konnten uns wieder an das mobile Leben gewöhnen.

Blöd war nur, dass wir keinen exakten Abfahrtstermin wussten. Was daran lag, dass die Agentur, über die Klaus die Passage gebucht hatte, kurz zuvor Insolvenz angemeldet hatte. Es war ein wenig nervig, aber dann ging doch noch alles gut. Wir wurden, zusammen mit einem Schweizer Paar, mit einem "follow-me-car" auf Deck 6 der Grande Brasile geleitet, wo die Autos festgezurrt wurden und wir unsere kleinen, fensterlosen Kabinen auf Deck 12 beziehen konnten.

Nun ja, das ist keine Kreuzfahrt auf dem Traumschiff, es ist ein Frachter. Vollgeladen mit Containern, jede Menge neuer, etlichen alten Autos, riesigen Arbeits-Geräten und sonstigem Gedöns. Es riecht nach Diesel, Öl, Dreck und Arbeit.


Offensichtlich hatten wir eine Discounter-Linie gebucht - nein, wir hatten nur das Pech, eines der wenigen schwedischen Schiffe - unter der Flagge von Gibraltar - der eigentlich italienischen Reederei zu erwischen. Was in erster Linie bedeutet: ziemlich lausiges Essen. Es ist nur unwesentlich besser als zu Columbus' Zeiten, denke ich, nur ohne Schiffszwieback. Der Koch sowie die Besatzung unter Deck sind Philippinos, die restliche Mannschaft besteht aus Osteuropäern. Also keine italienische Küche, eher kommen ziemlich mißhandelte Lebensmittel auf den Tisch. Das Ganze ist recht fleischlastig und man fragt sich täglich, was die armen Tiere dem Koch getan haben, um derart malträtiert zu werden. Aber irgendwas ist dann immer doch noch essbar. Nöö, nicht gerade ein kulinarisches Highlight, aber wir sind auch nicht zum Vergnügen hier. Wir sind nur Fracht.


Das Wetter in Hamburg war mäßig, die Ausfahrt durch die Elbe am späten Nachmittag war dennoch ganz beeindruckend, man kriegte einiges von der Stadt zu sehen. Die nächste Station war Tilbury, der Hafen von London, der östlich in der Themse-Mündung liegt. Da genug Zeit war, konnten wir von Bord und sind mit einem Vorortzug in die Stadt gefahren. Wir wollten keinen Streß mit Sightseeing , sind einfach nur zum Tower und nämlicher Bridge gebummelt, was richtig Spaß machte. Es war Sonntag, die Sonne schien in Strömen, es war warm und die ganze Stadt war auf den Beinen. Zurück auf dem Schiff fanden wir neue Reise-Genossen vor. Ein Schotte mit seiner brasilianischen Frau, die eine geruhsame Reise zur südamerikanischen Familie machen. Ohne Auto, dafür mit Unmengen von Gepäck, wofür sie die Eigner-Kabine gebucht hatten. Die ist ein wenig luxoriöser als unsere winzigen Kajüten, hat vor allem Fenster und ein ordentliches Doppelbett - wir müssen mit schmalen Stockbetten vorlieb nehmen.

Weiter gings (kurioserweise wieder zurück) nach Antwerpen und auch da konnten wir in die Stadt. Nun zu 6t, aber leider bei ziemlich miesem Wetter. Grau, kalt, windig, regnerisch. Schade, denn wir hätten gerne ein wenig mehr von der Stadt gesehen. Für einen entspannten Bummel war es einfach zu ungemütlich. Aber einen traumhaften Schokoladen-Laden haben wir doch noch gefunden.

Danach war unsere Reisegesellschaft komplett. Es kamen noch zwei französische und ein niederländisches Paar an Bord. Der Kapitän und einige der Offiziere wechselten, was für uns insofern erfreulich war, als dass der Kapitän, ein älterer Kroate, gerne kocht, isst und Party macht. Ab sofort wurde das Essen um Einiges geniessbarer. Nun gab es keinen Stop mehr in einem europäischen Hafen, der Nächste war erst im Senegal, in Dakar.

Da lag unserem Frachter gegenüber ein riesiges deutsches Kreuzfahrtschiff und man staunte sich gegenseitig an. Der Lärm der diversen Discos an Bord schallte zu uns herüber, wir konnten an ihrem Bordkino - eine riesige Leinwand auf dem obersten Deck - teilhaben, aber neidisch auf Komfort und Entertainemnt war von uns niemand. Wir haben den Luxus von sehr viel Zeit und müssen uns nicht unterhalten lassen. Wir können ungehindert auf dem ganzen Schiff herumlaufen, auf der Brücke herumlungern und in den Häfen beim Ein- und Ausladen zugucken, was alles recht spannend ist. Da genug Zeit war, sind wir in Dakar von Bord gegangen und in die Stadt gelaufen. Die ist nicht wirklich spektakulär, wir hatten auch nur einen Vormittag Zeit, aber es reichte, um einen kleinen Eindruck zu bekommen.

Inzwischen wurde das Schiff "Afrika-fest" gemacht. Seitlich der großen Rampe, die zum Laden herunter gelassen wird, hing Stacheldraht, um zu verhindern, dass blinde Passagiere an Bord klettern. Auf dem obersten Deck wurden die Feuerwehrschläuche aktiviert, um eventuelle Eindringlinge damit abwehren zu können. Alles wurde abgeschlossen und wir bekamen jede Menge schicker Gimmicks. Malaria-Prophylaxe, später dann Mundschutz, Handschuhe, Desinfektionsmittel wg. Ebola. Sehr fürsorglich, aber die Infektions-Gefahr ist für uns ziemlich gering, so haben wir davon keinen Gebrauch gemacht.

Ein wenig aufwendiger waren unsere Nachtwachen in den nächsten Häfen. Unsere Autos standen in einem bisher abgeschlossenen Bereich, der inzwischen mit vielen LKWs für Conakry/Guinea aufgefüllt wurde. Wie uns der Kapitän sagte, könne man nicht für die Sicherheit der Autos garantieren, wenn das Deck offen ist. Da niemand von uns die tatsächliche oder nur vermeidliche Gefahr einschätzen konnte, haben wir eine abwechselnde Wache organisiert. Im Stunden-Rythmus waren immer 2 Leute von uns unten bei den Autos. Was in Conakry ziemlich abenteuerlich war. Auf unserem Deck stand ein großer LKW, den die afrikanischen Jungs einfach nicht von Bord bekamen. Nachdem
sie zuvor schon einen LKW ziemlich ramponiert hatten, haben sie mit diesem Auflieger wahrlich keine Heldentaten vollbracht. Lilo, die Schweizerin, und ich hatten Dienst, als sie versuchten, das Ding herunter zu bekommen. Zwar bin ich kein LKW-Profi, aber dass der Fahrer ständig falsch eingeschlagen hatte, konnte selbst ich erkennen. Mit dem Ergebnis, dass das Gefährt sich völlig verkeilt hatte. Mit einem großen Gabelstapler haben sie ihn irgendwie in die Spur gezogen, dann wurde wieder falsch gelenkt, mit einer Kette an einer Zugmaschine ging es auch nicht wirklich - es dauerte ca 3,5 Stunden, bis das Trumm endlich unten war. Und dann konnte der Rest der Fahrzeuge entladen werden, was aber auch ewig dauerte. Es war eine sehr lange Nacht für uns....

Da war es in Freetown/Sierra Leone doch entspannter, die Jungs hatten es wesentlich besser drauf. Wir kamen am Nachmittag an, die ganze Nacht wurde ent- und beladen und am nächsten Morgen waren wir schon wieder unterwegs. Und dann gins auf Hohe See, rüber nach Südamerika. Unterwegs hatten wir eine Menge Spaß, ständig war Party. Der Kapitän stand immer mal mit ein paar Flaschen da, kochte für alle und man saß beieinander. Marisa, die Brasilianerin, wurde unterwegs Großmutter und schmiss eine Runde Schampus, Allan, ihr schottischer Ehemann, hatte Geburtstag, der gebührend gefeiert wurde. Als wir Afrika hinter uns hatten, gab es eine große Grillparty an Deck für die gesamte Mannschaft. Und der Swimming Pool - naja, eher eine größere Badewanne - wurde aktiviert. Den Äquator haben wir leider in der Nacht überquert, so gab es dafür keine Festivität, aber am nächsten Tag bekamen wir eine schicke Urkunde.


Diese sehr langsame Art zu reisen ist fabelhaft. Alle paar Tage kommt eine Durchsage, dass die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden sollen - also kein Streß mit Jetlag. Stiegen wir aufs Schiff mit Pullovern und Jacken, konnte man langsam auf mehr und mehr wärmende Kleidung verzichten, sich an andere Temperaturen gewöhnen. Und man guckt um den Äquator herum den Fliegenden Fischen von Deck aus zu...

Nach 6 Tagen auf See schlugen wir dann in Brasilien auf - der erste Hafen war Vitoria. Die Einfaht ist wirklich toll, es geht durch einen recht engen, sehr schönen Fjord zum Pier, was bei wunderbarem Wetter ein Genuß war. Nur in die Stadt zog es uns nicht, es war sehr heiß, man hätte in praller Sonne ziemlich weit laufen müssen. Wofür? Wir kriegen noch genug Brasilien zu sehen. Es ging weiter Richtung Rio de Janeiro und das Wetter wurde immer schlechter. Für die Stadt hatte der Kapitän einen Agenten kontaktiert, der eine Stadttour für uns organisieren sollte. Der Preis dafür erschien uns nur ein wenig zu hoch. So sind Klaus und ich am Ankunftstag in Rio sehr, sehr früh aufgestanden, um mit dem Mann zu verhandeln. Erfolgreich, so ist der ganze Trupp nach dem Frühstück in den Kleinbus geklettert, um einen Eindruck von Rio zu bekommen.

Na ja.... so richtig begeistert war ich nicht. Gut, das Wetter war nicht toll, aber Slums und Obdachlose sehen auch bei Sonnenschein nicht besser aus. Der berühmte Karneval ist in der Realität auch nicht so glitzernd und exotisch. Es gibt riesige Betontribünen in einem recht schäbigenViertel, durch das dann die Samba-Schulen tanzen. Und die Preise auf den Tribünen sind exorbitant - also nix für Otto Normalverbraucher. Ganz lustig ist die futuristische Kirche und die Treppe mit unglaublich vielen Kacheln aus aller Welt war einfach zu lang, um alles im Detail angucken zu können. Natürlich wollten wir auf den Corcovado zur berühmten Christus-Statue. Aber da hatten wir Pech, der war überwiegend im Nebel. Für winzige Momente war er mal zu sehen, ich habe ihn nur halbwegs von der Rückseite erwischt. Die letzte Station der Rio-Tour war die Copacabana. Ein netter Strand mit schicken Wellen und unfassbar vielen negroiden Menschen, die einem Sonnenbrillen, abenteuerliche Bikinis, Selfie-Sticks, Strandtücher, Erdnüsse, Musik und sonstigen Kram verhökern wollten. Das Verhältnis von Strandbesuchern und Verkäufern war ungefähr 1 : 1. Eigenartig: wenn man viel reist, relativieren sich die Dinge. Und ich denke, mit Rio habe ich nicht wirklich was im Leben verpasst. So hielt sich die Enttäuschung in engen Grenzen, weil wir es nicht mehr nach Ipanema geschafft hatten. Und auf die vielen Kirchen hatten wir eh keine Lust. Und sonst... nicht wirklich beeindruckend.

Am nächsten Tag waren wir in Santos, wo Allan und Marisa von Bord gingen, um ihre Familie in Sao Paulo zu sehen. Es gab einen umfangreichen, rührenden Abschied, denn die Beiden waren wirklich fantastische Reisegenossen. Brasilianisches Temperament und britisches Unterstatement - eine großartige Mischung!

 

 


Dienstag, 13. Januar 2015

Schönes neues Jahr


Auf dem Weg nach Zagora kam uns ein Auto entgegen, von einer einheimischen Werkstatt. Klaus erklärte ihm, dass wir schon Kunde bei Mohamed Gortido seien und kurz drauf kam er selbst uns entgegen. Die Buschtrommeln bestehen zwar heutzutage sicher auch hier aus Mobiltelefonen, die Kontakte klappen aber immer noch bestens. Der Kollege hatte offensichtlich die zwei nahenden Kunden angekündigt. Gleich waren Termine ausgemacht und Hilmar konnte die Bestellung für seinen benötigten Filter aufgeben. Und war einigermaßen begeistert von derartigem Kundendienst.

Die beiden Autos bekamen in den nächsten Tagen ihre nötige Wartung und auch noch kleine Spielzeug-Gesellen.

In Zagora hat sich ein findiger Marokkaner darauf verlegt, aus Palmholz Modelle von diesen individuellen Autos zu schnitzen – ganz allerliebst! Damit es auch authentisch wird, hat Klaus eine Dose Original-Lack mitgebracht.

Ein wenig künstlerische Freiheit muss man zugestehen, aber viele Details sind wirklich pfiffig und originell umgesetzt. Sogar das Boot ist auf dem Dach – und abnehmbar! Damit war das Thema „Weihnachtsgeschenke“ bestens erledigt.

Ein paar Tage – eben die um Weihnachten – haben wir auf einem heimeligen Campingplatz unter Palmen zugebracht. Mit einer niederländischen Großfamilie als Nachbarn, die heimisches Brauchtum pflegte und eine Palme weihnachtlich dekoriert hatte.

Da wir weiter ins Erg Chegaga wollten und Hilmar erst mal genug vom Schaufeln und Blecheinsatz hatte, sind wir alleine weiter gefahren.

Unterwegs und erst recht im Erg war der Teufel los, es ging zu wie am Stachus. Offensichtlich ist es der Hit, den Jahreswechsel in der Wüste zu erleben. Ein riesiger Pulk von spanischen Geländefahrzeugen – Autos und Motorrädern – war unterwegs, dazu zahllose andere Autos, die Touristen zu Hotels und „Nomaden“-Zeltlagern brachten. Überhaupt waren wir von den Socken, wie erschlossen das Gebiet mittlerweile ist.

Sogar per Hubschrauber wurden Leute eingeflogen.

Wenigstens war die Wüste wieder Sand, nicht mehr Schlamm. Was uns aber gleich wieder ein paar Blechsoli einbrachte.

Weil uns der Betrieb ein wenig zu viel wurde, sind wir an Silvester doch weiter nach Foum-Zguid gefahren. Und das sollte sich als eine gute Idee herausstellen, denn da trafen wir auf ein nettes deutsches Paar, mit dem wir einen lustigen Abend vor der Stadt verbrachten. In Ermangelung von Feuerwerk fielen uns die Knicklichter ein, die schon länger im Auto herumliegen. Die kamen nach Mitternacht zum Einsatz, wir haben draußen damit herumgeblödelt, grad lustig war’s.

Am nächsten Tag hatten wir einen lauschigen Übernachtungsplatz frequentiert, den wir schon kannten. Oberhalb eines Oueds und gegenüber einer Ortschaft. Zwar nervte erst eine Kinderhorde, die Klaus dann aber mit höchst qualifiziertem Pädagogen-Einsatz (und einigen Bonbons) zur Raison brachte und wir dann einen ruhigen, wenn auch kühlen, Abend genießen konnten.

Als wir im Bett lagen, kam Wind auf und die recht verbogenen Sandbleche an der Rückseite des Schlafzimmers begannen, eine muntere Serenade zu klappern.

Hör mal, Schatzi, sie spielen unser Lied!

Aber gänzlich unromantisch sprang Klaus aus dem Bett und knebelte die Musiker.

Dafür wurde ich am nächsten Morgen früh um 6 vom Gebrüll des Muezzin geweckt. Ich weiß ja nicht, was das kleinere Übel war…

Wenn man in abgelegenen Gegenden unterwegs ist, ist die Stille etwas, das man wahrnimmt und genießt.  Danach fällt einem jedes Geräusch offensichtlich umso deutlicher auf.

 

 

 

Mayers Abenteuer-Reisen – mit uns erleben sie das blaue Wunder !


Nach einigen Tagen in Merzouga mit großer Wäsche, Internet-Nutzung und Einkäufen haben wir uns auf den Weg nach Westen mit Zwischenziel Zagora aufgemacht. Selbstredend nicht über die Straße, das hätten die Autos ja übel genommen. Kurz nachdem wir bei Taouz munter auf der Piste dahinfuhren, hielt uns ein Motorradfahrer auf und erklärte sehr wort- und gestenreich, dass wir auf keinen Fall auf diesem Wege weiterkämen, da alles noch viel zu matschig. Er zeichnete uns eine Karte mit einem passierbaren Umweg in den Sand und wir wurden ein wenig skeptisch. Kann man ihm glauben? Wie aktuell sind seine Informationen? Will er sich nur ein wenig dazuverdienen, indem er sich uns als Führer andient? Man kann nie wissen….

Angesichts der bisher recht überschwemmten Wüste entschieden wir uns, ihm erst mal zu glauben und sind seinem empfohlenen Umweg gefolgt. Natürlich ohne ihn als Führer und das ging auch prima. Es hetzt uns ja nix, ein Umweg erschließt neue Welten. Wir gerieten in ein sehr schönes Tal, in dem nichts los war, außer unglaublichem LKW-Verkehr. In den Bergen wird Quarz abgebaut, der abtransportiert wird – die Fahrer haben sich vermutlich sehr gewundert, was wir dort wollen, die meisten haben aber sehr freundlich gegrüßt.

Als wir das Nachtlager abseits der Piste aufgeschlagen hatten, kamen einige Fahrer angerannt, in der Hoffnung, Bier und/oder Zigaretten schnorren zu können, waren aber auch nicht frustriert, als wir uns da wenig freigiebig gezeigt hatten. Die Dopes brauchen wir selbst viel zu nötig. Die anderen Fahrer grüßten freundlich, indem sie beim Vorbeifahren den Warnblinker einschalteten.

Alles ging bestens dahin, wir kamen nördlich von Ramlia aus, beinahe da, wo wir uns das gedacht hatten. Und das ohne viel Matsch & Modder, mit nur 1x Steckenbleiben im Sand.

Frohgemut haben wir uns den Weg weiter gesucht – und auch gefunden. Bis sich dann die große Frage erhob, wo die Piste nach Zagora sein könnte. Da, wo sie hätte sein sollen, erstreckte sich eine weites Wasser- und Matsch-Gebiet. Weil aber jemand zuvor sagte, die Piste sei ganz prima, bog Klaus da ein, wo sie hätte sein sollen. Nur war das ein recht verwüstetes Schlachtfeld mit tief eingegrabenen Spuren und unglaublichen Hubbeln. Für ihn sah das fahrbar aus und die vielen Spuren dorthin deuteten auf eine mögliche Passage.

Tja, das hat man davon, wenn man seinen eigenen Maximen nicht folgt: unbedingt Pausen machen, um die Mittagszeit ist man erschlafft und es passieren die blödesten Sachen.

Und ich sach noch: lass uns erst Brotzeit machen, dann sehen wir weiter….

Es ging ca. 300 Meter, dann war Schluss mit Lustig, es ging nichts mehr. Wenigstens konnte man, wenn auch ein wenig tricky, wenden, denn rückwärts zurück wäre es eine echte Herausforderung, nahezu unmöglich, gewesen.

Hilmar war uns, trotz größter, sehr berechtigter Zweifel, gefolgt und auch er musste dann wenden. Was nur gut war, denn als Klaus den Rückweg antrat, steckte er so richtig fest, dazu noch in Schieflage, gelehnt an einer gemauerten Befestigung. Der Blech-Einsatz führte nur dazu, dass eines sich unterhalb des Autos völlig verkeilte – ein richtig schönes Desaster.

Inzwischen hatte sich die männliche Jugend des nahen Ortes eingefunden und war begeistert ob des Spektakels.

Es blieb nichts anderes übrig, als dass Hilmar mit Hilfe seiner neuen, schicken lila Bergegurte das Blaue Auto, nach hinten ziehend, befreien musste.

Ich denke mal, er hat sich die gebuchte Tour mit Mayers Abenteuerreisen ein wenig anders vorgestellt. Bleibt zu hoffen, die Regress-Forderungen halten sich in Grenzen….

Andererseits: wer kriegt schon eine solche Gelegenheit, sich selbst und sein Material derart extrem zu testen?

Und: extra-großes Kompliment !!! Wer schafft das schon auf Anhieb mit solcher Bravour..?

Ich weiß, wovon ich rede. Mit Mayers Abenteuer-Reisen muss man seine Nerven daheim lassen und eiserne Ruhe bewahren. Schließlich bin ich mit dem Veranstalter schon einige Jahre unterwegs.

Es kommt sowieso immer anders als man denkt. Klaus ist schon sehr oft in der Sahara gewesen, aber so viel 

Wasser und Matsch hat er noch nie erlebt. Ja, auch wir hatten von den jüngsten, heftigen Regenfällen in Marokko gehört, konnten uns nur nicht vorstellen, in wie weit das auch unsere Reiseroute betreffen würde. Das jedenfalls hatten wir in keiner Weise erwartet. Aber vielleicht doch irgendwie geahnt, weil wir das Boot mitgenommen haben, weswegen wir öfter mal verspottet wurden. Fahren die in die Wüste mit einem Kanu auf dem Dach – hahaha!

Aber wo wir fast 3 Jahre zuvor durch weite Sandwüste gefahren sind, erstrecken sich nun Seen, da hätte man bestimmt die eine oder andere Paddeltour machen können.

 

 

 

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Nasse Wüste


In Memoriam unserer Reise-Maus haben wir ein neues Rezept kreiert:

Pizza Erwin.

Mit verbesserter Rezeptur. Jetzt neu: ohne Maus.

Angesichts der kleinen Fladenbrote, die man hier überall kriegt, kam ich auf die Idee, die Unterseite davon als Pizzaboden zu verwenden. Geht prima und schmeckt nicht schlecht.

Bei einer abendlichen Blödelei bekam sie ihren Namen und wird sicher ein fester Bestandteil unserer Reise-Gerichte werden. Hoffentlich weiterhin ohne Maus. Aber wir haben die schöne Falle von Mouloud behalten dürfen – wer weiß, wann man die mal wieder braucht.

 

Nach einigen gemütlichen Tagen in der Source bleu sind wir ins Erg Chebi aufgebrochen, um endlich das richtige Sahara-Gefühl zu bekommen – jede Menge schöner Sanddünen.

Da hat sich seit den letzten 2 Jahren, als wir dort waren, jede Menge verändert. Musste man früher nach Ende der Teerstraße einfach durch die Pampa fahren, gab es nun eine trassierte Schotterpiste, die sicher bald auch asphaltiert sein wird. Die Hotels am Rande des Erg haben sich vervielfacht, wir haben nur gestaunt, was sich alles getan hat. Und bei soviel touristischen Angebot ist es klar, dass es bald eine anständige Straße dorthin geben muss.  

Aber unseren alten Platz in den Dünen haben wir wieder gefunden, Klaus wollte schwungvoll noch ein Stückchen rein fahren und schon saßen wir fest. Nur die Oberfläche war trockener Sand, darunter war es recht feucht, was ordentlich bremste. Schon war der erste Sandleiter-Einsatz nötig und es dauerte einige Zeit, bis das Auto wieder festen Grund unter den Rädern hatte. Nix war es mit dem Genießen eines romantischen Sonnenuntergangs in der Wüste, es war schon dunkel, als die Befreiungs-Aktion beendet war.

Am nächsten Tag wollten wir um die Dünen auf die Rückseite des Erg fahren, was ordentliche Umwege zur Folge hatte. Auch hier hatte es sehr viel geregnet, so dass regelrechte Seen entstanden sind, die weiträumig umfahren werden mussten. So kamen wir nicht sehr weit, fanden aber einen schönen, trockenen Übernachtungsplatz.

Und hatten einen erstklassigen Sternenhimmel über uns.

Anderen Tags ging es weiter mit befahrbaren Wegen suchen. Ging es einigermaßen eben dahin, wurde es schnell wieder recht feucht und es blieb nur der Weg durch die Dünen. Schick, so eine Achterbahn-Fahrt mit Sandhaufen-Hopsen, aber die war nicht so ganz nach Hilmars Geschmack. Und schon war es passiert: eine Düne im falschen Winkel und wohl auch im falschen Gang angefahren und er steckte fest. Das Auto stand auch noch bedenklich schief. Aber das konnte recht flott wieder gerade gebracht werden und weiter gings.

In einem sehr breiten Oued wollten wir uns einen Platz fürs Nachtlager suchen, Hilmar fand eine nette Stelle, Klaus fuhr, ohne weiteren Test, hinein und schon steckte das blaue Auto fast bis zu den Achsen im dicksten Matsch. Alle Bleche kamen zum Einsatz, es war eine Mords-Schufterei, bis es endlich befreit war.

Wir sahen aus wie die Schweine! Und bekleckert hatten wir uns auch noch. Vollgemoddert bis in die Haarspitzen!.

Was für ein Glück, dass wir eine recht alberne, lustige Party sind, so haben wir die ganze Zeit herumgeblödelt und niemand hat den großen Frust gekriegt. Es hat ja auch keinen Sinn, über solche Dinge zu lamentieren. So was passiert halt und man kann nur versuchen, das Beste draus zu machen. Und fürs nächste Mal draus zu lernen.

Danach ging es aber ohne jeglichen Zwischenfall weiter bis zur Teerstraße nach Merzouga. Wo wir einen netten Campingplatz frequentiert haben. Erst mal große Wäsche, Hausputz, entspannen und auf die nächste Etappe vorbereiten.

Und Touristen gucken, die sich von hier aus auf Kamelen durch die Dünen tragen lassen. Wir haben begeistert einem Trupp Amis zugeguckt, wie sie sich – in „passender“ Wüstenmontur, auf die Tiere haben hieven lassen, um dann, aneinander angebunden, das echte Nomaden-Feeling zu genießen. Einer sagte: „they are laughing at us“. Falls er uns damit gemeint hat, hatte er nicht unrecht. Auch im Falle der Kamele mag er nicht ganz falsch gelegen haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

Erwin, der blinde Passagier


Irgendwie ist es einer Maus gelungen, sich in unser Auto zu schleichen. Klaus vermutet, sie hat sich mit Gemüse-Einkaufstüten eingeschmuggelt. Jedenfalls hörten wir verdächtige Geräusche und tatsächlich war in unserer Vorrats-Schublade eine Nudeltüte angeknabbert. Also war das große Umräumen angesagt, alle Lebensmittel mussten Mäuse-sicher verstaut werden.

In der Pampa, in der wir noch unterwegs waren, war an den Kauf einer Mausefalle gar nicht zu denken, so lebten wir einige Tage mit dem Nager, den wir inzwischen „Erwin“ getauft hatten. Er tobte ordentlich durch den hinteren Teil des Autos, wir hörten ihn immer wieder huschen, hopsen und rascheln. In Er Rachidia kamen wir leider am Freitag an, da waren viele Läden geschlossen, auch der Eisenwarenhandel, wo wir sicher eine Falle bekommen hätten.

In der Source bleu brachte uns Mouloud, einer der Händler und inzwischen Klaus’ Freund, eine tolle marokkanische Falle, die dann 2 Tage später „Schnapp“ machte und Erwin war erlegt. Tags zuvor hatte das gewitzte Mäuslein noch den Camembert von der Falle geschleckt, ohne sich erwischen zu lassen. Dann aber war Hartkäse und Klaus’ Befestigungstechnik dem Nager doch überlegen.

Für die zahlreichen Katzen auf dem Campingplatz war das ein kulinarischer Abend allererster Kajüte. Bekamen sie zu den Überresten unserer Lammkoteletts auch noch frische Maus.

Ein paar Ruhetage an einem schönen, festen Platz braucht man hie und da, nicht nur, um die ungebetenen Gäste zu entsorgen.

An den Autos musste das Eine oder Andere gerichtet werden, das bei der sehr rumpeligen Piste in Mitleidenschaft gezogen wurde, und das ging nicht ganz so einfach wie gedacht.

Unsere Reisebegleiter sind das erste Mal in Marokko und sie sind natürlich übervoll mit neuen Eindrücken, die einige Zeit zur Verarbeitung brauchen, auch dafür sind ein paar Tage an einem Platz ganz gut.

Und dann ist da Mouloud, ein ganz liebes marokkanisches Schlitzohr, das hier auf dem Campingplatz einen Laden betreibt, ansonsten afrikanische Musik macht und „Klausiklaus“ seit einigen Jahren ganz fest in sein Herz geschlossen hat.

Gleich am ersten Abend waren wir 4 bei ihm daheim zum Essen eingeladen, es gab natürlich eine köstliche marokkanische Tajine. Das ist schon eine feine Sache, ein schöner Platz mit Familienanschluss und einem spannenden Programm. Vor allem für unsere Reisegenossen, die so etwas alleine, auf eigene Faust, sicher nicht erlebt hätten. Denn es gab auch noch einen Ausflug zu der mit Mouloud befreundeten Berber-Familie, die nomadisch inmitten der Wüste lebt. Vollgeladen mit Fleisch (junges Kamel), Brot, Getränken, Obst und Keksen sind wir allesamt mit unserem Auto hingefahren, denn unterwegs musste noch jemand eingesammelt, zurück noch wer mitgenommen werden. Da war mehr Platz vonnöten, als Moulouds Auto zu bieten hätte. Es war ein sehr vergnüglicher Nachmittag mit Futtern, Trommeln, Tanz und Gesang im Nomadenzelt.

So was kann man sicher nicht bei einem Reiseveranstalter buchen und falls doch, ist es nicht das richtige Leben.

 

 

 

 

 


 

Erste Pisten


Noch immer sind wir zu viert unterwegs, niemand hat eine feste Route, einen Plan, das machen wir täglich neu aus. Je nach Wetter, Lust und Laune. Und nach Fes begann das eigentliche Abenteuer. Wohin jetzt? Wir haben uns – angesichts des Winters im Atlas – für die östliche Umgehung entschieden. Wettertechnisch ist es noch nicht der Hit, recht kühl und etwas unbeständig, aber wenigstens kein Schnee.

Für uns ist das Gebiet genau so neu wie für unsere Reisegenossen - so ist es sicher richtig: gemeinsam Neues entdecken.

Wir haben ein Walky-Talky, das sogar tatsächlich funktioniert, so können wir uns auch während der Fahrt verständigen. Kurzfristige Stops anmelden, „nach rechts oder links“ klären, auf Schönes am Wegesrand hinweisen und natürlich jede Menge Witze machen.

Der Osten von Marokko ist nicht das touristische Highlight und entsprechend kartentechnisch nicht sonderlich zuverlässig. Wir hatten eine Vorstellung von einer schönen Route, die wir aber ständig revidieren mussten.

Macht ja nix, man kommt immer irgendwo an. Und ist überrascht, was sich bietet.

Ein ganzes Stück östlich von Fes ist eigentlich nur noch plattes, ödes Land, aber es gibt einen kleinen Flecken  Bergland, der sehr schön sein soll. Es gelang uns auch, dort hin zu finden, wobei wir erst einmal auf einer „Straße“ landeten, die in einem Dorf endete. Die Bewohner wiesen uns den richtigen Weg, aber wir kamen nicht sehr weit, die unbefestigte Straße war durch einen Bergrutsch ziemlich blockiert. Leider also Umkehr und erst mal wieder zurück zur befestigten Straße Richtung Midelt.

Die wir hinter Missour wieder verlassen haben, um auf kleinen Sträßchen durch die Ausläufer des Hohen Atlas zu fahren. Da wir zu einer in der Karte grün gekennzeichneten Straße wollten, gerieten wir in ein ganz wunderschönes Tal, in dem wir das Nachtlager aufschlugen. Wir dachten, am nächsten Tag in Er Rachidia zu sein, aber für die vielleicht 30 Km durch das Tal brauchten wir den ganzen nächsten Tag.

Die Piste ist offensichtlich sehr wenig benutzt, in einem grausigen Zustand, durch viel Regen zuvor noch übler. Ständig gab es Auswaschungen, die entweder weiträumig umfahren oder tatsächlich gequert werden mussten.

Natürlich kamen in dieser menschenleeren Gegend sofort Leute angerannt – wir waren die Sensation des Tages, wenn nicht gar des Jahres. Unsere Aktionen waren sicher das ganz große Kino für sie.

Aber sie hielten nicht nur Maulaffen feil, ein paar Jungs hatten eine gute Idee, eine besonders böse Stelle doch noch passieren zu können. Ein Stück abseits der Piste konnte man die Böschung zu einem trockenen Flussbett hinab fahren, musste über heftiges Geröll hoppeln und konnte dann nach einer Biegung wieder die Böschung hinaufkrabbeln. Nicht einfach, aber machbar.

Für Hilmar war es die erste ernsthafte Piste in freier Wildbahn, aber er hat es sehr bravourös und tapfer geschafft.

So war es eigentlich nicht vorgesehen, es sollte eine leichte Tour zum Üben werden, aber er bekam gleich das

volle Programm geliefert, das Mensch und Material sehr viel abverlangte.



Als Belohnung war dann aber die anvisierte „grüne“ Straße tatsächlich ganz wunderschön und - geteert!!! Selten wohl wurde Teer so freudig begrüßt…

Endlich dann doch in Er-Rachidia angekommen, haben wir uns ein feines Mittagessen und einen großen Karton mit dem köstlichen marokkanischen Gebäck gegönnt, ehe wir uns in der Source bleu de Meski fürs erste installiert haben.

 

 

 

 



 

Nun aber Afrika


Morgens also die große Einkaufstour und dann, mit vollen Vorratskammern, auf zum Ticket-Kauf für die Fähre und ab zum Hafen. Da standen wir einige Stunden herum, was immer wieder gemütlich (?) ist. Einigermaßen pünktlich haben wir gegen 16 Uhr den Hafen verlassen, kamen in der Dämmerung in Tanger an und bis alle Formalitäten erledigt waren, umfing uns Finsternis.

Nur mussten wir noch aus dem Hafen raus und vor allem Sprit fassen. Beide Autos waren quasi leer, in Marokko ist der Diesel sehr viel billiger. Es sollte alsbald eine Tankstelle geben, aber wie wir auf einem Autobahn-Schild sahen, war die nächste Futterstelle erst nach 20 Km. Doof, wenn es auch noch bergauf geht. Wir versuchten, recht eng beieinander zu bleiben, um im Notfall uns gegenseitig Hilfe geben zu können,  wir mit dem Großen Blauen waren es dann, die mit dem buchstäblich letzten Tropfen Diesel in die Tanke einrollten.

Wir übernachteten auch gleich auf dem Parkplatz daneben, obwohl uns ein heftiger Geruch nach altem Fisch entgegen schlug. Aber in der Düsternis noch einen komfortableren Platz zu finden, erschien uns recht unwahrscheinlich. Man kann ja auch mal mit geschlossenen Fenstern schlafen….

Der nächste Morgen empfing uns ohne wesentlichen Geruch und mit Sonnenschein, so sind wir frohgemut ins berüchtigte Rif-Gebirge aufgebrochen. Den freundlich winkenden, lichthupenden Männern rechts und links der Straße haben wir ebenso nett, aber eindeutig ablehnend geantwortet. Beim Brotkauf-Stop in einem Dorf quasselte mich ein Cannabis-Bauer zwar in Grund und Boden, aber mein Verweis auf den kompetenten Chef im großen Auto brachte ihn an seine Grenzen, er sah ein, dass mit uns nix geht.

Nee, ist nicht wirklich ein Problem, die Leute wollen ein Geschäft machen, wissen aber auch sehr gut, wo es wenig Zweck hat, weiter zu insistieren.

So konnten wir recht entspannt die schöne Landschaft genießen und haben einen Zacken in die Landstraße gehauen, um einen Abstecher nach Chefchouen zu machen.

Ist natürlich immer ein Problem, mit den großen Autos in eine kleine alte Stadt zu fahren, aber da muss man Kompromisse finden. Und einmal mehr Kompromisse, wenn man mit 2 dieser Kaliber unterwegs ist. Und dazu noch unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten der Bewohner unter einen Hut kriegen muss.

Das haben wir sehr bravourös hingekriegt und sind entspannt durch diese faszinierende alte Stadt geschlendert.

Dieser Blau-Farbenrausch! Wieso braucht man dazu noch Cannabis?

Derart positiv motiviert sind wir weiter südlich gefahren und landeten in einer größeren Ortschaft, die auf der Karte meines Vertrauens ü-ber-haupt nicht verzeichnet ist. Verzeihung, Herr Michelin, aber das nehme ich übel!

Inzwischen allerdings denke ich, wir haben Bielefeld entdeckt, das es bekanntermaßen nicht gibt. Jedenfalls habe ich das mal handschriftlich in der Karte nachgetragen…

Wobei man Bielefeld durchaus empfehlen kann. Der Markt war zwar matschig unter den Füßen, aber die Stände überzeugten durch Vielfalt und Frische im Angebot. Da Mittagszeit, ließen wir uns Brouchettes bruzzeln, was köstliche, gegrillte Fleischstückchen sind. Die kriegt man dann mit einigen Gemüsen serviert, ohne Teller und Besteck. Man klaubt das Zeugs einfach mit reichlich gebotenem Brot auf und stopft es sich in den Mund. Gar köstlich!

Moulay Idriss, eine wichtige moslemische Pilgerstätte, wollten wir eigentlich ansehen, aber da war wieder das Problem mit den großen Autos in einer engen alten Stadt, so haben wir den Versuch abgebrochen und sind nach Volubilis gefahren. Da konnten wir unten am Fluss stehen bleiben, um am nächsten Morgen gemütlich durch die Reste der Römer-Siedlung zu laufen. Recht windig war es, aber wenigstens trocken.

Da es in Meknes keine passable Lösung für uns und die großen Autos gab, sind wir weiter nach Fes gefahren, dort gibt es einen Campingplatz in Stadtnähe, den wir schon einmal frequentiert hatten.

Unsere Erfahrung von vor zwei Jahren bestätigte sich: die Fassi können wesentlich besser hupen als Auto fahren. Wir mussten quer durch die Stadt und ständig blockierte irgendein Hirni irgendwas. Vor einem Kreisverkehr schritt die Polizei energisch ein, weil ein LKW und ein PKW, der Frau und Kind in 2. Reihe einladen wollte, absolut alles blockierte. Mit deutlichem Hinweis auf unsere 2 großen Autos dahinter machten die Polizisten die Fahrer so richtig rund. Wir haben amüsiert das Spektakel beobachtet und hatten alsbald wieder freie Fahrt.

Für den nächsten Tag hatten wir eine Fes-Besichtigung ins Auge gefasst, aber das Wetter war gar nicht danach. Kalt, Regen – nur ungemütlich. So haben wir das auf den nächsten Tag verschoben, was nur gut war.

Da schien die Sonne und wir brachen auf. Durch die Medina mit Führer, was sinnvoll ist, denn ansonsten würde man sich dort hoffnungslos verlaufen, weil so riesig, eng und unübersichtlich.

Der Führer hatte nicht mit unserer Kauf-Resistenz gerechnet, wir widerstanden den Mosaiken, dem Leder und den Teppichen. Dabei hatte er uns so dringend davon überzeugen wollen, wie wichtig es ist, den Touristen die Handwerkskunst als wesentliches Kulturgut präsentieren zu müssen. Wobei er sicher Provisionen kassiert hätte, wenn wir dem Kaufrausch erlegen wären, da konnten wir mühelos widerstehen.

Aber entsprechend frostig verabschiedete er sich.