Morgens also
die große Einkaufstour und dann, mit vollen Vorratskammern, auf zum Ticket-Kauf
für die Fähre und ab zum Hafen. Da standen wir einige Stunden herum, was immer
wieder gemütlich (?) ist. Einigermaßen pünktlich haben wir gegen 16 Uhr den
Hafen verlassen, kamen in der Dämmerung in Tanger an und bis alle Formalitäten
erledigt waren, umfing uns Finsternis.
Nur mussten
wir noch aus dem Hafen raus und vor allem Sprit fassen. Beide Autos waren quasi
leer, in Marokko ist der Diesel sehr viel billiger. Es sollte alsbald eine
Tankstelle geben, aber wie wir auf einem Autobahn-Schild sahen, war die nächste
Futterstelle erst nach 20 Km. Doof, wenn es auch noch bergauf geht. Wir
versuchten, recht eng beieinander zu bleiben, um im Notfall uns gegenseitig Hilfe
geben zu können, wir mit dem Großen
Blauen waren es dann, die mit dem buchstäblich letzten Tropfen Diesel in die
Tanke einrollten.
Wir übernachteten
auch gleich auf dem Parkplatz daneben, obwohl uns ein heftiger Geruch nach
altem Fisch entgegen schlug. Aber in der Düsternis noch einen komfortableren
Platz zu finden, erschien uns recht unwahrscheinlich. Man kann ja auch mal mit
geschlossenen Fenstern schlafen….
Der nächste
Morgen empfing uns ohne wesentlichen Geruch und mit Sonnenschein, so sind wir
frohgemut ins berüchtigte Rif-Gebirge aufgebrochen. Den freundlich winkenden,
lichthupenden Männern rechts und links der Straße haben wir ebenso nett, aber
eindeutig ablehnend geantwortet. Beim Brotkauf-Stop in einem Dorf quasselte
mich ein Cannabis-Bauer zwar in Grund und Boden, aber mein Verweis auf den
kompetenten Chef im großen Auto brachte ihn an seine Grenzen, er sah ein, dass
mit uns nix geht.
Nee, ist
nicht wirklich ein Problem, die Leute wollen ein Geschäft machen, wissen aber
auch sehr gut, wo es wenig Zweck hat, weiter zu insistieren.
So konnten
wir recht entspannt die schöne Landschaft genießen und haben einen Zacken in
die Landstraße gehauen, um einen Abstecher nach Chefchouen zu machen.
Ist
natürlich immer ein Problem, mit den großen Autos in eine kleine alte Stadt zu
fahren, aber da muss man Kompromisse finden. Und einmal mehr Kompromisse, wenn
man mit 2 dieser Kaliber unterwegs ist. Und dazu noch unterschiedliche
Bedürfnisse und Fähigkeiten der Bewohner unter einen Hut kriegen muss.
Das haben
wir sehr bravourös hingekriegt und sind entspannt durch diese faszinierende
alte Stadt geschlendert.
Dieser
Blau-Farbenrausch! Wieso braucht man dazu noch Cannabis?
Derart
positiv motiviert sind wir weiter südlich gefahren und landeten in einer
größeren Ortschaft, die auf der Karte meines Vertrauens ü-ber-haupt nicht
verzeichnet ist. Verzeihung, Herr Michelin, aber das nehme ich übel!
Inzwischen
allerdings denke ich, wir haben Bielefeld entdeckt, das es bekanntermaßen nicht
gibt. Jedenfalls habe ich das mal handschriftlich in der Karte nachgetragen…
Wobei man
Bielefeld durchaus empfehlen kann. Der Markt war zwar matschig unter den Füßen,
aber die Stände überzeugten durch Vielfalt und Frische im Angebot. Da
Mittagszeit, ließen wir uns Brouchettes bruzzeln, was köstliche, gegrillte Fleischstückchen
sind. Die kriegt man dann mit einigen Gemüsen serviert, ohne Teller und
Besteck. Man klaubt das Zeugs einfach mit reichlich gebotenem Brot auf und
stopft es sich in den Mund. Gar köstlich!
Moulay
Idriss, eine wichtige moslemische Pilgerstätte, wollten wir eigentlich ansehen,
aber da war wieder das Problem mit den großen Autos in einer engen alten Stadt,
so haben wir den Versuch abgebrochen und sind nach Volubilis gefahren. Da
konnten wir unten am Fluss stehen bleiben, um am nächsten Morgen gemütlich
durch die Reste der Römer-Siedlung zu laufen. Recht windig war es, aber
wenigstens trocken.
Da es in
Meknes keine passable Lösung für uns und die großen Autos gab, sind wir weiter
nach Fes gefahren, dort gibt es einen Campingplatz in Stadtnähe, den wir schon
einmal frequentiert hatten.
Unsere
Erfahrung von vor zwei Jahren bestätigte sich: die Fassi können wesentlich
besser hupen als Auto fahren. Wir mussten quer durch die Stadt und ständig blockierte
irgendein Hirni irgendwas. Vor einem Kreisverkehr schritt die Polizei energisch
ein, weil ein LKW und ein PKW, der Frau und Kind in 2. Reihe einladen wollte,
absolut alles blockierte. Mit deutlichem Hinweis auf unsere 2 großen Autos
dahinter machten die Polizisten die Fahrer so richtig rund. Wir haben amüsiert
das Spektakel beobachtet und hatten alsbald wieder freie Fahrt.
Für den
nächsten Tag hatten wir eine Fes-Besichtigung ins Auge gefasst, aber das Wetter
war gar nicht danach. Kalt, Regen – nur ungemütlich. So haben wir das auf den
nächsten Tag verschoben, was nur gut war.
Da schien
die Sonne und wir brachen auf. Durch die Medina mit Führer, was sinnvoll ist,
denn ansonsten würde man sich dort hoffnungslos verlaufen, weil so riesig, eng
und unübersichtlich.
Der Führer
hatte nicht mit unserer Kauf-Resistenz gerechnet, wir widerstanden den
Mosaiken, dem Leder und den Teppichen. Dabei hatte er uns so dringend davon
überzeugen wollen, wie wichtig es ist, den Touristen die Handwerkskunst als
wesentliches Kulturgut präsentieren zu müssen. Wobei er sicher Provisionen
kassiert hätte, wenn wir dem Kaufrausch erlegen wären, da konnten wir mühelos
widerstehen.
Aber
entsprechend frostig verabschiedete er sich.
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