Montag, 12. September 2016

Bummelei durch Paraguay

Weil wir nun (hoffentlich) unendlich Zeit haben, sind wir noch eine ganze Weile in Paraguay hängen geblieben,  es gab viele gute Gründe dafür. Es ist ein noch sehr unentdecktes Land, das gerade deshalb so viel Spaß macht. Nein, nichts ist wirklich spektakulär, aber es ist toll, einfach herum zu fahren, Land und Leute kennen zu lernen. Fixpunkt immer wieder war "Nudelhausen", der schöne Platz in Altos, wo Marion & René neben Bungalows und dem WoMo-Stellplatz noch eine kleine Nudelmanufaktur (sehr köstlich die mit Chili!) betreiben.  Das ist wie zuhause auf Reisen, also Potenz des Wohlfühlens. Ganz liebe Gastgeber, Komfort rundum, tolle Mit-Reisende, die man dort trifft und viel Spaß beim abendlichen Grillfeuer hat.




Wir haben noch einen weiteren Ausflug ins Chaco, dieses Mal ganz nach Norden, bis an die bolivianische Grenze, unternommen. Zielpunkt war erst mal der Cerro Leon, der höchste Berg mit - lt. Karten - 1.000 Metern, real wohl nur ein wenig über 600 Metern. Auch nicht gerade aufregend, aber die karge, dornige Landschaft hat einen sehr eigenen Reiz. Hier ist die Heimat der "Königin der Nacht" dem legendären Kaktus mit den tollen Blüten. Natürlich waren wir zu früh dran, aber man wird kaum Gelegenheit bekommen, die Blütezeit tatsachlich zu erleben, denn die öffnen sich erst mit Beginn der Regenzeit und dann sind die Wege völlig unpassierbar. Wie wir ein paar Tage später selbst erfuhren.

 Als wir unterwegs waren, war noch alles trocken und die Pisten staubten, was nur ging. In der Sahara musste ich nur täglich die Sanddünen aus dem Auto kehren, hier aber kam  man gegen den puderfeinen Staub, der überall seinen Weg fand,  gar nicht mehr an. Alles, wirklich alles, im Inneren des Autos war mit einer beige-braunen Staubschicht bedeckt. Und wir haben alsbald gehustet und geschnieft wie die letzten Tbc-Kranken. Natürlich ereilte uns auch noch am heißesten Tag das Schicksal eines platten Reifens. Ein Dorn hatte sich (auch noch innen!) in die Flanke
gebohrt und wenn man die Reifen von unserem Auto kennt, kann man sich das Ausmaß der Dornen vorstellen, die sowas hinkriegen. Selbstredend ging die Winde für den Reifen mal wieder nicht und so ging ein ganzer Tag für Reparatur und Reifenwechsel drauf.
Am nächsten Tag aber konnten wir  flott weiter nach Osten fahren und die
Landschaft wurde ein wenig freundlicher, da nicht mehr ganz so trocken. Es blühte wieder, die Fauna nahm zu. Wieder viele Vögel, wie diese lustigen  Jabirus (viel größer als Störche) und eine tolle Schlange sonnte sich am Wegesrand. Ich habe sie erst erwischt, als sie sich schon verzog, bin ziemlich sicher, dass es eine Anaconda war.
Als wir endlich in Bahia Negra, einem 
Suchbild mit Schlange
netten Ort am Rio Paraguay, ankamen, wurden wir dort äußerst freundlich begrüßt, allerdings fiel unsere Wohnzimmer-Dachluke einer viel zu tief hängenden - und von uns nicht gesehen - Stromleitung zum Opfer. Nun gut, die Abdeckung der Luke war abgefetzt, aber immerhin haben wir nicht für einen größeren Stromausfall im Ort gesorgt, die Leitung war stärker. Unsere (natürlich Klaus') Idee war, mit einem Schiff stromabwärts weiter zu fahren. Die Option mit den Vieh-Transportschiffen erschien nicht attraktiv, es sollte aber auch eine Personenfähre geben. Es dauerte seine Zeit, alle Informationen zu bekommen und da es keine offiziellen Tarife für Fälle wie uns
gibt, fragte man den Kapitän nach dem Preis. Der wollte tatsächlich 10 Millionen Guaranì, was gute 1.600 € entspricht. Neee, das war absurd und so haben wir doch die Straße vorgezogen. Im Zickzack vom Nordosten Paraguays in den Südwesten. Und da eben ereilte uns der Regen. Erst mal war es nur ein wenig glitschig, aber nach einem neuerlichen heftigen nächtlichen Guss war anderntags die Piste nur noch Modder. Wir haben eine ganze Weile abgewartet, bis Klaus meinte, es könnte nun gehen. Ca. 2 Kilometer kamen wir, dann rutschte das Auto unaufhaltsam in den Graben. Aber wir waren in guter Gesellschaft, jeder LKW hing irgendwo im Matsch. Und dann kam auch schon ein Caterpillar, um die Havariertern heraus zu ziehen. Es war noch ein wenig Geschlidder und Gerutsche, aber wir kamen dann doch heil in trockeneren  Gefilden an.







Sonntag, 7. August 2016

Chaco


Mehr und mehr erliegen wir der Faszination von Paraguay. Ein Land, über das man nicht
Lapachos, die für Paraguay typischen Bäume

viel weiß, das von Südamerika-Reisenden meist links liegen gelassen wird, weil es (vermeintlich) nichts Spektakuläres zu bieten hat. Stimmt auch erst mal - keine sensationellen Berge, Gletscher, Wasserfälle. Um so spannender ist es, denn  es ist ein
noch recht unentdecktes Naturparadies. Fauna und Flora sind unglaublich artenreich und man muss nicht Unsummen für Naturpark-Eintritte zahlen, um dann doch nicht die versprochenen Tiere/Pflanzen sehen zu können. Schon der gemütliche Aufenthalt in Altos bei René und Marion (wo wir schon mal waren) bot einige tolle Sachen. Ich guckte versonnen aus dem Autofenster und da saß ein Tukan im Baum über uns. Natürlich war er weg, ehe ich den Fotoapparat 'rausgekramt hatte.

Dann kam René mit Früchten, die jeder eindeutig als Mandarinen  bezeichnet hätte. Sahen so aus, benahmen sich so - farb- und schalentechnisch. Sind aber Zitronen, wie ein Geschmackstest eindeutig ergab. Allerdings hat der Saft etwas durchaus mandariniges und ist auch orange.  Was mich gleich auf die Idee brachte, daraus marokkanische Salzzitronen zu machen. Sie sind in Arbeit und ich bin sehr gespannt. ob das was wird!

Nachdem wir unser Auto-Reparatur + Wasch-und Putzprogramm erledigt hatten, sind wir nach Norden, ins Chaco, aufgebrochen. Das ist eine eigentlich unwirtliche, aber sehr spannende Gegend, die von Mennoniten urbar gemacht wurde. Fernheim ist eine Siedlung, die von Russland-Deutschen gegründet wurde, die Ende der 20er Jahre aus Russland vertrieben wurden, zuerst in Deutschland Aufnahme fanden und für die Hindenburg eine Lösung fand. Sie konnten nach Paraguay, weil die gegenseitigen Bedingungen erfüllt werden konnten. Wenn sie  - die
Mennoniten - das Chaco urbar machen, müssen sie keinen Wehrdienst leisten, genießen Religionsfreiheit. Und das ist offensichtlich sehr gut gelungen.  Man staunt nur, wenn man sieht, was hier aufgebaut worden ist. Propere Siedlungen, die eine funktionierende Gemeinschaft managt und in der es sich offensichtlich recht gut leben lässt. Sehr viele, auch recht junge Leute, sprechen noch Deutsch, meist ein wenig altmodisch und mit deutlich hörbaren russischen Akzent. Aber das erleichtert uns die Kommunikation erheblich.
Touristen gibt es hier nicht all zu viele, also werden auch wir viel angesprochen und endlich kann man sich ausgiebiger austauschen. Wir fragen viel und nur allzu gerne erzählen die Leute. Sind uns andererseits außerordentlich behilflich. So haben wir nun z.B. superschicke Sitzauflagen aus Wasserschwein-Leder. Eigentlich wollte Klaus welche aus Schaffell nähen lassen, aber es waren keine Schaffelle aufzutreiben. Dafür bot man uns das Wasserschwein an. Ist eine prima Alternative.

Im Chaco typisch und heimisch ist der Flaschenbaum, den es zwar woanders auch gibt, aber wohl nicht so ausgeprägt wie hier. Jedenfalls haben wir hier die bisher schönsten  Exemplare gesehen. Auf dem Weg nach Filadelfia (Siedlung Fernheim) gab es schon jede Menge davon. Und auf dem Weg sahen  wir etliche Ameisenbären. Leider die meisten überfahren am Straßenrand, nur einen Lebendigen. Die tapferen Gesellen stellen sich bei Gefahr aufrecht mit ausgebreiteten Vorderpfoten
dem Gegner entgegen. Klappt nur leider bei Autos gar nicht. Da sollte der Herr Darwin ein wenig nachbessern, denn die Tiere sind leider inzwischen ziemlich selten geworden.
Die Laguna Capitán wurde uns warm empfohlen, nach ein wenig Fragerei haben wir auch den Weg dahin gefunden, denn sie ist auf keiner Karte eingezeichnet, wir wussten nicht mal genau die Lage. Das war ein toller Tip, wir sind einige Tage dort geblieben. Bekannt ist die Laguna für die zahlreichen  chilenischen Flamingos, die im Winter ankommen. Die gab es nicht, aber Flamingos haben wir nun wirklich schon viele gesehen, da war das zu verschmerzen. Es
gab genug anderes Geflügel, unglaublich viele Arten und die in jeweils  großen Mengen. Tapire soll es dort geben, wir haben allerdings nur etliche Spuren von ihnen am Ufer gesehen. Aber wenigstens haben wir die Kaimane entdeckt, die im See direkt neben uns wohnten.



Sonntag, 3. Juli 2016

Nochmal Paraguay



Trümmerfrau :-)

Weil uns dieses Land beim ersten Teil der Reise sehr gut gefallen hatte, sind  wir schnell 

durch Argentinien gehuscht, das in diesem Bereich eh ein wenig langweilig ist. Und das Wetter war auch noch nicht sonderlich freundlich. Bei Posados, ganz im Süden, wollten wir dann nach Paraguay einreisen. Wäre uns auch fast auf Anhieb gelungen, hätte man uns nicht die Einreise verweigert. Da hatte doch der nette Typ in Argentinien vergessen,  mir den Ausreise-Stempel in den Pass zu drücken. Also nochmal ein paar Kilometer über die große Paranà-Brücke zurück und den Stempel einfordern. Aber dann war alles gut und wir konnten in Encarnaciòn erst mal tanken und einkaufen. Beides ist in Paraguay ungleich kostengünstiger, drum haben wir quasi mit dem letzten Tropfen Diesel und sehr reduzierten Nahrungsmitteln die Grenze überquert.
Und dann haben wir uns ein kleines Programm ausgeguckt. Viel Spektakuläres gibt es nicht, drum auch wenig Tourismus.  Aber es ist ein Land mit durchaus schöner Natur und einer recht interessanten Geschichte. Ja klar, man hat von der Diktatur unter dem
deutschstämmigen Stroessner gehört, aber was weiß man sonst? Nix! Nun aber haben wir ein wenig mehr über die Ureinwohner erfahren und das ist wirklich spannend.  Paraguay ist das einzige amerikanische Land, in dem die Sprache der Indigenen, der Guaranì, erhalten und die zweite Staatssprache ist - der überwiegende Teil der Bevölkerung spricht sie noch heute.

Und das ist wohl nicht zuletzt den Jesuiten zu verdanken, die für die Guranaì diese Siedlungen, die Reduktionen, gebaut haben.  Und so den "Indianern" ein Überleben sichern und ihre Kultur erhalten konnte. Drum sind wir nach Trinidad, ein wenig östlich von
Encarnaciòn,  gefahren, um eine dort noch recht gut erhaltene Reduktion anzusehen. Sehr beeindruckend! Es war zwar nicht ganz einfach, dahin zu finden, denn es ist nicht wirklich ausgeschildert, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Und wir durften auf dem Parkplatz für die Nacht bleiben - kein Problem. 
Dann stand uns der Sinn nach ein wenig Natur, wovon es auch Genügend gibt. Weiter
nordwestlich fanden wir einen hübschen Naturpark, in dem es erst mal im 19. Jahrhundert eine Eisengießerei gab.  Nun gut, das wollten wir eigentlich nicht so genau wissen, war dann aber doch ganz interessant - wenn man schon Zeit hat, guckt man sich das an.

Über einen sehr holprigen Weg haben wir uns dann in den Ybycui-Park gearbeitet und der ist wirklich nett. Wir waren erst mal alleine und ein wenig frustriert, weil der versprochene
Camping-Platz natürlich gar nix für uns war. Putzig für Zelte, aber völlig ungeeignet für Wohnmobile. Also erst mal parken und die Gegend angucken. Und die ist ziemlich schön. Über einen schmalen Dschungel-Pfad haben wir uns zu einem Wasserfall gearbeitet - viel Stolpern über Wurzelwerk und Klettern über glitschige Steine überm Bach. Als wir eine arge Engstelle unfallfrei passiert hatten, gab es der Mühe Lohn. Ein wirklich idyllischer, kleiner Wasserfall. Kaum hatten wir den genossen und die
entsprechenden Bilder konserviert, brach eine Horde Schuldkinder ein. Waren die süß! Sie grüßten äußerst höflich, tobten herum und hatten einfach nur viel Spaß. Die Aufsichtspersonen ließen sie gewähren und trugen im Wesentlichen Sorge um ins Wasser gefallenen Smartphones.

Wieder im Zuhause 2.0


Nach einem erfolgreichen Heimaturlaub in der Immobilie sind wir Anfang Juni wieder in Montevideo gelandet. Der Flug nach Deutschland war einigermaßen kommod - Klaus hatte beim Einsteigen die Damen, die gerade beim Schampus-Einschenken für die Business-Class waren, angemacht und schon hatten wir jeder auch ein Glas in der Pfote.  Und dann die nächste freudige Überraschung: wir bekamen die Plätze gleich hinter der Business-Class, was bedeutet: viiiel Platz für die Beine, was vor allem bei einem langen Nachtflug mehr als angenehm ist. Auch für kurzbeinige Leute wie mich.

Weniger schön war der Rückflug: absolute Enge inmitten der Holzklasse und ein Catering, das an Körperverletzung grenzte. Aber wir haben es überlebt, konnten in Uruguay wieder in die mobile Zweitwohnung klettern und zum nächsten Teil der Reise aufbrechen. Die uns recht schnell Richtung Westen und vor allem Norden trieb, denn hier ist es Winter und unten an der Küste stürmte es heftig, war kalt und regnerisch. Weshalb wir uns einen ausführlicheren Aufenthalt in Montevideo geschenkt, nur die nötigsten Vorräte aufgefüllt haben. Aber ein Abstecher nach Colonia musste schon sein, das ist die angeblich romantischste Stadt Südamerikas und da könnte was dran sein - es ist ein wirklich nettes altes Städtchen mit sehr viel Flair. Da auch das Wetter ein wenig freundlicher wurde und die Sonne hervor kam, machte ein Spaziergang viel Spaß.

So richtig viel weiß man gar nicht über Uruguay, ich habe noch ein wenig Literatur aufgetrieben und da erfahren, dass  in Fray Bentos  Justus Liebig seinen Fleischextrakt produziert hat. Wer hätte das gedacht: die Brühwürfel kamen aus Uruguay! Aber klar: jede Menge Rinder, aus denen man - ausgepresst - lecker Suppe machen kann. Jedenfalls, glaubt man der Literatur, wäre die industrielle Revolution nicht so erfolgreich gewesen, hätte es nicht Herrn Liebig gegeben, der die Arbeiter mit seinem Extrakt gekräftigt hat. Übrigens auch im
Krieg die Soldaten mit seinen Produkten verköstigt hat. Jedenfalls waren die Herren seinerzeit richtig innovativ, denn in der Fabrik in Fray Bentos leuchtete die erste Glühbirne des Kontinents,  in Montevideo erst 3 Jahre später. Nun gut, in der Fabrik, die nun Museum ist, war die Beleuchtung leider sehr, sehr spärlich, wohl nicht viel besser als vor 150 Jahren.  Aber interessant war  der Besuch dennoch. Wir waren zwar die einzigen Neugierigen, obwohl am Dienstag, an dem wir da waren, der Eintritt frei ist. Aber Touristen, die es nach Fray Bentos verschlägt, wollen nur über die Brücke nach Argentinien. Und ob die Uruguayer so sehr interessiert sind? Stelle ich mal in Frage...

Aber im Zuge der Geschichte um diese Fabrik habe ich einiges über die jüngere Geschichte gelernt. Da viele der Einwanderer arme Leute waren, die eine neue Perspektive suchten, wählten sie sozial-liberal.  Und das funktionierte lange Zeit, bis in die 50er Jahre des letzen Jahrhunderts. Da brach die Wirtschaft ein, nicht zuletzt wegen geringerem Rinder-Export und weniger Absatz des Liebig'schen Fleischextrakt. Es bekamen die konservativen Großgrundbesitzer eine
Chance und schon gingen die Sozial-Leistungen zurück, es gab jede Menge Repressalien und es entstanden die Tupamaros. Erst eine Guerilla-Organisation, die Robin-Hood-artig agierte, dann aber in den Untergrund abtauchen musste, weil sie heftig verfolgt wurde. Nach etlichen Jahren des Widerstandes gab es eine Revolution und ein Anführer der Tupamaro wurde Präsident des Staates und eine neue sozial-liberale Gesellschaft konnte entstehen. Heute scheint Uruguay ein durchaus stabiles Land zu sein. Auch wenn wir keine tieferen Einblicke haben - es scheint zu funktionieren. Wir trafen einen aus Deutschland eingewanderten Arzt, der uns ein wenig erzählte. So soll auf 1000 Einwohner ein Arzt kommen. Haben wir so eine Quote in Deutschland? Und haben wir preiswerte öffentliche, funktionierende Verkehrsmittel?  Ist schon spannend zu sehen, wie es woanders zugeht.

Montag, 25. April 2016

Zurück zum Anfang

Nach so viel geballter Natur war mal wieder Kultur angesagt und wir sind alte Steine gucken
gefahren. Hier im Grenzgebiet von Paraguay, Argentinien und Brasilien lebten die Guaraní, ein wohl ganz cleverer und tüchtiger Volksstamm. Sie hatten nur die Angewohnheit, Menschenfleisch zu essen. Als die Jesuiten kamen, landeten zwar auch noch einige von ihnen im Kochtopf, aber dann konnten sie die Guaraní überzeugen, dass auch Schweine ganz lecker sind und haben ihnen so das Menschen-essen abgewöhnt. Zwar haben die Jesuiten auch missioniert, aber sie haben für die Indianer Siedlungen - die sog. Reduktionen - gebaut,
ihnen alle möglichen Handwerke beigebracht und sie weitgehend selbst bestimmt und
autonom leben lassen. Da die Indianer sehr tüchtig und erfolgreich waren, passte das den Großgrundbesitzern ringsum gar nicht und sie brachten den Papst dazu, die Jesuiten wieder abzuziehen. Weil sie die fleißigen Arbeiter als Sklaven haben wollten. Aber Pech gehabt: die Jesuiten konnten die Guaraní noch warnen und die sind flugs in die Wälder geflüchtet. Nix wars mit billigen Sklaven. Wenigstens mal ein Beispiel für gelungenen Widerstand gegen die Eroberer.




Bis Buenos Aires gibt es nicht mehr viele Highlights, das Gebiet zwischen Rio Uruguay und dem Paranà ist ziemlich sumpfig, aber es gibt noch einen kleinen Naturpark am Uruguay, El Palmar. Tatsächlich jede Menge Palmen, so muß es früher weit und breit ausgesehen haben. Das Besondere hier sind die Carpinchos, auf deutsch Wasserschweine. Wasser stimmt schon, sie liegen da gerne drin herum, aber mit Schweinen haben sie nichts zu tun, es sind Nagetiere, die größten, die es gibt. Es gibt noch andere, ähnliche Nager, die Vizcachas, die aber sind nachtaktiv, man hörte sie nur quieken und herumrennen, hie und da konnte man im Schein der Taschenlampe eins sehen.

Und dann gab es nur noch Regen, den ganzen Weg bis Buenos Aires war es nass. Einen Nachmittag mit ein wenig Sonne haben wir für einen kleinen Stadtbummel und einen Kaffee an der Straße nutzen können. Aber da war noch die Einladung von Oscar & Alicia zu einem Asado. Das sind die mit dem lustigen Rundhauber-Bus, die wir bei Bariloche unvermittelt getroffen hatten. Die Klaus auf seiner ersten Südamerika-Reise kennen gelernt hatte und ein Kontakt geblieben ist. Sie leben in einem Vorort von Buenos Aires, nur dorthin zu finden, gestaltete sich ein wenig abenteuerlich.

Das Navi kannte die Straße, konnte aber keine Hausnummern identifizieren. Es ist eine sehr tückische Straße. Mittendrin kehrt sich die Einbahn-Regelung um, was aber das Navi nicht weiß. Und dann hört sie auch noch auf, um irgendwo anders weiter zu gehen. Das ist doch unerhört! Als wir schon einigermaßen verzweifelt waren, sah ich einen Briefträger bei einem Haus. Den kann man fragen! Und schon hatte ich Klaus hinaus gejagt, er kriegt Fragerei besser geregelt als ich. Zurück kam er mit einer perfekten, vom Briefträger angefertigten Skizze und selbstredend war das Haus exakt eingezeichnet, er kannte Oscar.Und wir hatten 2 sehr nette Tage dort.

Als wir dann Buenos Aires verlassen wollten (sehr viel Regen!) stoppte uns eine gesperrte Ausfallstraße. Taxler hatten sie blockiert, um gegen Uber zu demonstrieren. Das kann man gut verstehen und da übt man sich schon in Geduld.
 
Je weiter wir uns Uruguay näherten, desdo
nasser wurde es, es muss ein gewaltiges Unwetter getobt haben, von dem wir aber nur ein wenig Gewitter mitbekommen haben. Ein kleiner Ort kurz hinter der Grenze war von einem Tornado schrecklich verwüstet und weiter des Weges waren
Brücken weggespült, Straßen unpassierbar. Wir mussten einen großen Umweg fahren, um nach Montevideo zu kommen. Und nun sind wir im Urlaubsquartier fürs große Auto angekommen. Hier in einer netten Ferienanlage, die ein Schweizer Paar errichtet hat, gibt es einen großen Stellplatz für WoMos, der gerne von zwischenzeitlich heim Reisenden frequentiert wird. Es ist aber auch komfortabel, denn mit einem Bus ist man in einer knappen Stunde am Flughafen von Montevideo. Das Auto ist innen und außen wieder sauber, die ganze Wäsche ist gewaschen, so können wir Anfang Juni gleich wieder weiter fahren.
 

Viel fallendes Wasser






Es war ein netter Platz bei René und Marion, deutsche Gesellschaft dort - lustigerweise
auch Leute, die wir ca. 3 Jahre zuvor schon in Kanada getroffen hatten. Und es gab einen Einkaufstrip in einen nahe gelegenen Ort, in dem deutschstämmige Siedler Markt halten, Brot, Wurst, Kuchen etc. verkaufen. Nett soweit, aber unser Heimweh hält sich in Grenzen, ich habe nur sehr verhalten dort eingekauft. In Südamerika brauchen wir eher keine Thüringer (???) Bratwürste und Schwarzwälder Brot. Nach einem Abend in großer geselliger Runde sind wir am Ostersonntag Richtung Iguazù-Fälle aufgebrochen.

Unterwegs haben wir in einem Öko-Park Station gemacht, bei Itaipu, wo sich das wohl weltweit größte Wasserkraftwerk befindet. Weil unglaublich viel Land dafür verbraucht wurde, bekam die Betreiber-Gesellschaft die Auflage, im Gegenzug Natur-Reservate einzurichten. Haben sie gemacht und alles dort ist völlig kostenfrei! In Tati Yupi gibt es ein super-schönes Tourist-Resort. Man muss sich nur bei der Betreiber-Gesellschaft ein Permit holen und dann hat man 3 Tage feinster Natur mit jeglichem Komfort. Großzügige und sehr gepflegte sanitäre Einrichtungen, heiße Duschen und sogar (völlig ungewöhnlich ) Toilettenpapier , Strom, Küchen-Spülbecken und gar, wenn man sich vors Auto gehockt hat, hie und da Internet. Wir haben dort zwei deutsche Mädels getroffen, die hatten einen Bungalow für eine Nacht, auch völlig umsonst.
Weil es gar so schön war, haben wir die 3 Tage ausgenutzt, ehe wir uns auf den Weg zu den sensationellen Wasserfällen gemacht haben. Da wir nicht per Straße den Zacken über Brasilien fahren wollten - der bedeutet: wieder neue Stempel in den schon recht vollen Pässen - haben wir uns für die Fähre über den Paranà von Paraguay direkt nach
 
  
Argentinien entschieden. Sehr lustig, das Gefährt! Nur eine Plattform, die von einem angehängten Boot geführt wird. Aber es erfüllt seinen Zweck, funktioniert offensichtlich bestens. Und bei den Fällen angekommen, gab es gleich das nächste lustige
 
 
Transportmittel: eine Schmalspurbahn, die einen zu den Sensationen bringt. Weil wir schon relativ spät dran waren, sind wir gleich bis zum Garganta del diablo, dem Teufelsschlund,
 
 
 
durchgefahren. Das ist eine hufeisenförmige Abbruchkante, über die sich unglaubliche Wassermassen hinunter stürzen. Um dorthin zu kommen, trabt man von der Bahnstation
noch ca. 1 Km auf Stegen über den Iguazù-Fluss, mit ordentlich Coati-Gegenverkehr. Und
    
   
immer mehr allerbuntester Schmetterlingen drumrum. Und dann sieht man schon die Gischt-Fahnen, die einen bald ziemlich durchnässen. Was aber bei den Temeraturen durchaus angenehm ist. So viel tosendes Wasser auf einen Haufen, da kann man nur staunen.



Am nächsten Tag haben wir uns das ganz große Panorama angeguckt. Sind tapfer zu Fuß gelaufen und haben dabei die auch versprochenen Affen gesehen.
 
 Wenn die mal nicht für die Touristen inszeniert waren:-) Die hockten so malerisch in den Bäumen, da kam ich um den Gedanken nicht umhin. Affen sind schlau, im Gegensatz zu den Coatis (Waschbär-Verwandte), die nur gefrässig sind. Zur Mittagszeit wollten wir einen Imbiss nehmen, es gab auch ein durchaus passables Angebot. Aber es war nicht ratsam, die draußen großzügig aufgestellten Tische und Stühle zu nutzen. Unverzüglich wurde man von marodierenden Coati-Horden angegriffen, sobald man mit seinem Futter die Imbiss-Bude verlassen hatte. Was ist denn das für eine schräge Geschäftsidee?? Gut, ihr blöden Touristen kriegt Nahrung, die ihr aber unverzüglich den fetten Pelztieren abzutreten habt...? Na ja, immerhin taugte es zu einiger Belustigung. Und ich hatte mal einen Coati auf der Schulter, der sich die Tüte mit den Empanaden greifen wollte. Notgedrungen haben wir unseren Imbiss in der Verkaufs-Hütte verzehrt, mit einigen anderen Leuten, die auch hungrig und nicht bereit waren, ihr Mittagsmahl mit den diebischen Ringelschwänzen zu teilen. Selbst als wir gesättigt auf einer Bank saßen, wollte sich so ein frecher Kerl an unserem Getränk vergreifen, hat aber von Klaus mächtig eins auf die Schnauze gekriegt. Ja, so soll es sein - der Mann beschützt das Weib gegen die Feinde :-)))



Aber die Wasserfälle sind grandios, da kann man nicht meckern. Eleonar Roosevelt soll bei diesem Anblick "poor Niagara" gesagt haben und damit könnte sie recht haben. Es rauscht und tost und es ist unfassbar, wieviel Wasser da unaufhörlich hinunter stürzt. Sind immerhin die 2.größten Fälle der Welt und wirklich imposant, wurden schon als das 8. Weltwunder bezeichnet.


 

Und weil wir noch nicht genug Wasser gesehen hatten, sind wir danach zu den Moconà-Fällen (ein Stück südöstlich) weiter gefahren. Sicher, die sind nicht so spektakulär, aber sie sind dennoch was Besonderes. Normalerweise sürzt sich Wasser der Länge nach in den Abgrund. Hier aber rauscht es breitseitig hinab. Auf über 3 Km fällt ein Fluß der Länge nach in den Paranà. Bei hohem Wasserstand sieht man gar nix davon, bei Niedrigwasser sind es gut 12 Meter Höhenunterschied - wir haben ein Mittelmaß erwischt. Per Boot wird man dort entlang geschippert und das ist schon eine tolle Sache. Da es unglaublich gurgelt, sprudelt und wirbelt, wird man ordentlich durchgeschüttelt, schlimmer als auf einer Straße voller riesiger Schlaglöcher. Da hätte ich es nicht gerne gehabt, wäre das Boot gekentert, obwoh ich ganz gut schwimmen kann - die Überlebenschancen sind sicher sehr gering. Aber alles noch mal gut gegangen, wir sind heil und ziemlich trocken wieder an Land geklettert.