Montag, 12. September 2016

Bummelei durch Paraguay

Weil wir nun (hoffentlich) unendlich Zeit haben, sind wir noch eine ganze Weile in Paraguay hängen geblieben,  es gab viele gute Gründe dafür. Es ist ein noch sehr unentdecktes Land, das gerade deshalb so viel Spaß macht. Nein, nichts ist wirklich spektakulär, aber es ist toll, einfach herum zu fahren, Land und Leute kennen zu lernen. Fixpunkt immer wieder war "Nudelhausen", der schöne Platz in Altos, wo Marion & René neben Bungalows und dem WoMo-Stellplatz noch eine kleine Nudelmanufaktur (sehr köstlich die mit Chili!) betreiben.  Das ist wie zuhause auf Reisen, also Potenz des Wohlfühlens. Ganz liebe Gastgeber, Komfort rundum, tolle Mit-Reisende, die man dort trifft und viel Spaß beim abendlichen Grillfeuer hat.




Wir haben noch einen weiteren Ausflug ins Chaco, dieses Mal ganz nach Norden, bis an die bolivianische Grenze, unternommen. Zielpunkt war erst mal der Cerro Leon, der höchste Berg mit - lt. Karten - 1.000 Metern, real wohl nur ein wenig über 600 Metern. Auch nicht gerade aufregend, aber die karge, dornige Landschaft hat einen sehr eigenen Reiz. Hier ist die Heimat der "Königin der Nacht" dem legendären Kaktus mit den tollen Blüten. Natürlich waren wir zu früh dran, aber man wird kaum Gelegenheit bekommen, die Blütezeit tatsachlich zu erleben, denn die öffnen sich erst mit Beginn der Regenzeit und dann sind die Wege völlig unpassierbar. Wie wir ein paar Tage später selbst erfuhren.

 Als wir unterwegs waren, war noch alles trocken und die Pisten staubten, was nur ging. In der Sahara musste ich nur täglich die Sanddünen aus dem Auto kehren, hier aber kam  man gegen den puderfeinen Staub, der überall seinen Weg fand,  gar nicht mehr an. Alles, wirklich alles, im Inneren des Autos war mit einer beige-braunen Staubschicht bedeckt. Und wir haben alsbald gehustet und geschnieft wie die letzten Tbc-Kranken. Natürlich ereilte uns auch noch am heißesten Tag das Schicksal eines platten Reifens. Ein Dorn hatte sich (auch noch innen!) in die Flanke
gebohrt und wenn man die Reifen von unserem Auto kennt, kann man sich das Ausmaß der Dornen vorstellen, die sowas hinkriegen. Selbstredend ging die Winde für den Reifen mal wieder nicht und so ging ein ganzer Tag für Reparatur und Reifenwechsel drauf.
Am nächsten Tag aber konnten wir  flott weiter nach Osten fahren und die
Landschaft wurde ein wenig freundlicher, da nicht mehr ganz so trocken. Es blühte wieder, die Fauna nahm zu. Wieder viele Vögel, wie diese lustigen  Jabirus (viel größer als Störche) und eine tolle Schlange sonnte sich am Wegesrand. Ich habe sie erst erwischt, als sie sich schon verzog, bin ziemlich sicher, dass es eine Anaconda war.
Als wir endlich in Bahia Negra, einem 
Suchbild mit Schlange
netten Ort am Rio Paraguay, ankamen, wurden wir dort äußerst freundlich begrüßt, allerdings fiel unsere Wohnzimmer-Dachluke einer viel zu tief hängenden - und von uns nicht gesehen - Stromleitung zum Opfer. Nun gut, die Abdeckung der Luke war abgefetzt, aber immerhin haben wir nicht für einen größeren Stromausfall im Ort gesorgt, die Leitung war stärker. Unsere (natürlich Klaus') Idee war, mit einem Schiff stromabwärts weiter zu fahren. Die Option mit den Vieh-Transportschiffen erschien nicht attraktiv, es sollte aber auch eine Personenfähre geben. Es dauerte seine Zeit, alle Informationen zu bekommen und da es keine offiziellen Tarife für Fälle wie uns
gibt, fragte man den Kapitän nach dem Preis. Der wollte tatsächlich 10 Millionen Guaranì, was gute 1.600 € entspricht. Neee, das war absurd und so haben wir doch die Straße vorgezogen. Im Zickzack vom Nordosten Paraguays in den Südwesten. Und da eben ereilte uns der Regen. Erst mal war es nur ein wenig glitschig, aber nach einem neuerlichen heftigen nächtlichen Guss war anderntags die Piste nur noch Modder. Wir haben eine ganze Weile abgewartet, bis Klaus meinte, es könnte nun gehen. Ca. 2 Kilometer kamen wir, dann rutschte das Auto unaufhaltsam in den Graben. Aber wir waren in guter Gesellschaft, jeder LKW hing irgendwo im Matsch. Und dann kam auch schon ein Caterpillar, um die Havariertern heraus zu ziehen. Es war noch ein wenig Geschlidder und Gerutsche, aber wir kamen dann doch heil in trockeneren  Gefilden an.







1 Kommentar:

  1. Das Bild mit der Matsch-Graben-Fahrt hat es auch in meinen Moskau-Blog-Bild-Bericht geschafft :-)
    http://n0by.blogspot.hu/2016/08/raus-aus-schland-10-nach-russland-ruhe.html
    In Ungarn dann Rentner gemäße Ruhe, die morgen Mima in Budapest, die mich mit dem Zug holen kommt, stören wird - wie Frauen so sind :-)

    Gruss aus Tiszafüred .... der Fahrradmann flickt noch 'nen Platten, dann geht's nach Budapest. Bleibt gesund und munter und besser auf festem Pflaster bleiben! Mich musste eine Lada-Niva-Polizei-Wagen auch schon in Russland aus dem Sumpf ziehen :-) Story:

    http://n0by.blogspot.hu/2016/08/raus-aus-schland-vierte-etappe-pskov.html

    ... wenn's interessiert :-)

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