Donnerstag, 24. März 2016

Und noch ein Pass

 






Zur Abwechslung haben wir uns mal für eine landschaftlich sehr schöne Strecke :-), durch die Calchaquí- Täler, entschieden, im Wesentlichen die Ruta nacional 40 Richtung Norden. Weinstöcke, soweit das Auge reicht, und allmählich wird die Vegetation subtropisch. Nach dem Wein kamen die riesigen Kakteen.
Bei einem kleinen Ort namens Londres gibt es Inka-Ruinen - denkt man gar nicht, dass die Inka soweit nach Süden gekommen sind. Es ist nur eine sehr kleine Siedlung, aber man kriegt einen Eindruck davon, wie sie seinerzeit gelebt haben. Natürlich spazierten stilecht einige Lamas dort herum.
Leider war das Wetter nicht so toll.

 

Und gleich wieder alte Steine - der Indio-Stamm der Kilmes (Quilmes)  wurde von den spanischen Eroberern ausgehungert und vertrieben. Sie sind bis zur La-Plata-Mündung geflohen und haben da ihr eigenes Aussterben beschlossen. Ziemlich tragischer Teil der Eroberung der Neuen Welt.

Nach ein wenig Hausputz und Autobasteln auf einem Campingplatz haben wir uns in Cafayte auf die (vergebliche) Suche nach einer Wäscherei begeben, dabei etwas von diesem netten, aber recht touristischen, Städtchens gesehen und einen Kaffee an der Plaza genossen. Nun war die Qual der Wahl, denn es gibt zwei sicher
gleichermaßen reizvolle Straßen weiter nach Norden. Wir haben die westliche (ungeteerte) Straße genommen, weil wir uns die chilenisch-argentinische Eisenbahn durch die Berge anschauen wollten.
Immer noch viel Wein, aber auch jede Menge Gemüse-Anbau, Lehmziegel-Häuser, haufenweise der riesigen Säulenkakteen und dann eine recht bizarre Gebirgslandschaft, die unglaublich abwechslungsreich ist. Immer wieder neue Formen und Farben - und unermüdlich ging es nun bergauf bis zur Abra del Acay, lockere 4.900 Meter hoch, bisheriger Höhenrekord. Recht sanft und auf einer ordentlichen Piste ging es dann hinab nach San Antonio de los Cobres, einem nicht sonderlich schönen Minenstädtchen. Von dort aus sind es knapp 40 Km zum Viaducto la Polverilla, das wir uns dann aber doch ein klein wenig beeindruckender vorgestellt haben. An dieser Eisenbahnstrecke soll ein gewisser Josip Broz, uns besser bekannt als Marschall Tito, mitgearbeitet haben.

Eigentlich wollten wir uns Salta anschauen, aber wie immer ist das große Auto ein Problem in Städten, so haben wir es beim Einkaufen belassen, haben uns auf den langen Weg Richtung Paraguay gemacht. Hinter der Stadt zogen sich erst noch endlose Zuckerrohr-Felder hin, bald aber wurde es rechts und links der Straße ganz eintönig. Die einzige Abwechslung waren Unmengen von kleinen weißen Schmetterlingen - gelegentlich konnte man meinen, in einen Schneeschauer geraten zu sein. Viele hunderte Kilometer schnurgerader Straße, hie und da ein Dorf, und es wurde immer heißer. Während des Fahrens war es noch auszuhalten, aber bei den Pausen und in der Nacht sind wir beinahe geschmolzen. Dazu gab es 2x abendliche Moskito-Überfälle, die es natürlich hauptsächlich auf mich abgesehen hatten.

Na ja, irgendwann war auch das vorbei und nach einem Abstecher in einen kleinen Nationalpark hatten wir die Grenze zu Paraguay erreicht. Die waren prima drauf, trotz viel Betrieb war alles in einer schlappen halben Stunde erledigt, so schnell wie noch nie. In Asuncion war erst mal Geld besorgen, Tanken und Einkaufen angesagt. Nun sind wir Millionäre, gute 6.000 Guarani sind 1 € ! Tanken ist fast so günstig wie in Chile und auch das Einkaufen war
erfreulich. Im Gegensatz zu Argentinien, das durch die galoppierende Inflation längst europäisches Preisniveau erreicht hat. Das fängt ja schon mal prima an.... Wegen begeisterter Berichte in einem Reisenden-Forum haben wir uns auf den Weg zu einem deutsch-schweizer Paar gemacht, das WoMo-Stellplätze anbietet. Perfekt! Alles da, was man zwischendrin mal braucht: Strom, Duschen, ein Pool, viel Schatten, WiFi, eine Waschmaschine (!), nette Gesellschaft. Da werden wir es sicher ein Weilchen aushalten.


 

 


Schöne Pass-Fotos

Es waren zwei herrliche Wochen im Park bei Elli und Werner, einem Paar aus dem
Badischen, das halb in Deutschland, halb in Chile lebt und damit offensichtlich sehr glücklich ist. Jedenfalls strahlten sie unglaublich viel Freundlichkeit, Wärme und Liebenswürdigkeit aus - es fiel direkt schwer, weiter zu fahren. Aber wir wollen ja noch mehr von diesem Kontinent sehen, und so brachen wir dann doch auf. Einkaufen in Temuco und dann auf die "Autobahn" Richtung Norden. Aber wir verpassten die richtige Einfahrt, die nicht wirklich beschildert war, fanden uns auf der südlichen Richtung. Ja doof, also bei der nächsten Ausfahrt 'raus. Kurz davor machte ein LKW-Fahrer, der uns überholte, hektische Handzeichen und als wir die Autostraße verlassen hatten, war klar, was war: schon wieder ein Reifen platt.
Klaus hat den tapfer neben der Straße gewechselt (gottseidank ging die Winde wieder, um den Ersatzreifen herunter zu hieven - wiegt immerhin schlappe 160 Kg) und dann aber los nach Süden. Anderntags versuchte Klaus, an einer Tanke herauszufinden, wo wir neue Reifen bekommen könnten. War alles ein wenig vage und verwirrend, bis wir in Los Angeles (nicht in USA!) fündig wurden. Nach einigen Stationen fand Klaus die Reifen, die er wollte, aber es dauerte, bis er sie bekommen würde. Also sind wir, um die Wartezeit einigermaßen angenehm zu verbringen, zum Salto Laja - nicht weit weg - gefahren. Der größte Wasserfall Chiles, der aber im Hochsommer nur ein armseliges Rinnsal ist. Egal, es war ein nettes, entspanntes Plätzchen.


Nun denn, als die Reifen da und verstaut waren, ging es wieder nach Argentinien und wir sind gemütlich dahin gegondelt. Haben ein nettes französisches Tramper-Paar mitgenommen, auf einer Rumpelpiste das Auspuffrohr verloren (schon wieder mal) und dann gab es nach einer weiteren Rumpelei ein wenig Lenk-Probleme. Klaus wusste, was es bedeutet und schon ganz :-) bald waren wir fündig in Bezug auf eine kompetente Werkstatt. Alles kein Problem, das Teil ist gleich besorgt. Aber nix wars, das gab es nicht und musste angefertigt werden. So verbrachten wir zwei recht heiße Tage in Mendoza in anheimelnden Werkstatt-Ambiente. Aber immerhin bot die Bergkette hinter uns einen Ausblick auf den Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas. Man muss die Dinge positiv sehen...

Als alles fertig war, düsten wir los und stürzten uns in einen Großeinkauf. Bedachten allerdings nicht, dass es auch in Argentinien an den Provinz-Grenzen Lebensmittel-Kontrollen gibt. Man darf quasi gar nix an frischen Sachen dabei haben. Was alles beinhaltet, was nicht eindeutig Konserve ist. Wir hatten eine Schale mit Weintrauben offen bei uns, die haben wir dem Kontrolleur präsentiert. Er motzte, Klaus motze zurück und die Strategie ging auf. Er nahm uns die Trauben ab, guckte dafür nicht weiter 'rum. Das wäre blöd für uns gewesen. Wir hatten jede Menge verbotener Sachen dabei. Gerade noch mal gut gegangen... Aber wir sollen wir uns denn bitte im Wohnmobil versorgen - vor allem in Gegenden, wo auf Hunderte von Kilometern nix, rein gar nichts ist?? Dazu kommt, dass die Versorgungslage in Chile und Argentinien völlig unterschiedlich ist. In Argentinien kriegt man, dank der vielen italienischen Einwanderer, ganz prima und recht preiswert tollen Käse und feinen Panchetta, prima Salami, wovon natürlich ordentlich gebunkert wird. Darf man aber nicht, auch wenn eingeschweißt, nach Chile mitnehmen. In Chile wiederum gibt es sehr viel besseres Gemüse und Obst, wollen die Argentinier aber nicht. Je nun, wir haben unsere Tricks entwickelt und verstecken das "Gefahrengut", was in diesem verwinkelten Auto gut geht. Unlängst hatten wir 5 (!!!!) Kontrolleure im Auto, die alles akribisch durchsucht, aber unsere Verstecke nicht gefunden haben :-) !! Wobei wir einigermaßen sicher waren, die wollten einfach nur das interessante Auto genauer sehen und sich so die Zeit mal ganz angenehm vertreiben. Viel los ist an den kleinen Grenzstationen ja nun wirklich nicht.
Nachdem wir nun schon einige Male zwischen den Ländern gependelt sind, wissen wir, was wo besser, einfacher ist und wie man sich jeweils verhält. Ist schon kurios, wie anders es dieseits und jenseits des Anden-Hauptkammes ist, über den die Grenze verläuft. Aber die Leute sind alle sehr freudlich, haben grundsätzlich Nachsicht mit doofen Touristen, die der Sprache nicht wirklich mächtig sind und hegen eine dezente Neugier. Wobei das Auto schon eine große Rolle spielt. In Argentinien gibt es noch viele LKWs dieser Sorte und da wird man immer freudig begrüßt.


So langsam ging es ins Hochgebirge und wir hatten uns eine schöne Strecke zwischen Argentinien und Chile auf der Karte ausgeguckt. Also auf zum Paso de Agua Negra, was schon richtig toll begann. Stressfreie Ausreise aus Argentinien, viele Kilometer danach gemütliche Einreise nach Chile bei einem klitzekleinen Grenzübergang. Gottseidank hatte ich alle "verbotenen" Lebensmittel gut versteckt, die junge Frau war überaus gründlich, fand natürlich gar nichts.

Wider Erwarten war die Straße zum Pass hoch schon geteert, was die Gurkerei auf den Serpentinenstraßen erheblich erleichtert. In ca. 3.500 Meter Höhe haben wir, obwohl es erst Mittag war, unser Nachtlager zwecks Akklimatisation aufgeschlagen. Hat schon mal jemand Reiberdatschi (Reibekuchen/Backes) auf 3.500 Metern gebacken? Positiv: die Gefahr des Anbrennens ist sehr gering. Negativ: es daaaaauuert, bis man sie halbwegs goldbraun kriegt. Es ging uns also noch prima, kein Problem mit dem Schnaufen, auch Schlafen klappte problemlos. Erwartungsvoll krabbelten wir am nächsten Tag weiter zur Passhöhe und die Landschaft wurde immer großartiger. Gut, mit dem Teer auf der Straße war es vorbei, aber sie war gepflegt und gut befahrbar. Wir sahen immer mal wieder bizarre Schneefelder, an die wir auf der chilenischen Seite näher herankamen. Sog. Büßerschnee, der wohl durch Winderosion entsteht.
Bergmäßig treiben die Chilenen es sehr bunt, wir waren völlig hingerissen von den bunten Gipfeln, die immer wieder unversehens auftauchten. So haben wir uns recht langsam und gemütlich wieder abwärts begeben, es gab sooo viel zu gucken.


Nach dem Pass sind wir Richtung Küste gefahren, wollten eventuell ein paar Tage am Pazifik verbringen. Aber kurz vor La Serena wurde es immer diesiger, wolkiger und auch recht kühl. So haben wir unsere Einkäufe erledigt, einen hübschen Platz unterhalb eines Dorfes direkt am Meer gefunden und da beim Abendessen einer Schar Pelikane zugeguckt, die sich ihr Abendessen fischten.
Und sind zurück in die Berge, haben uns auf den Weg zum nächsten Pass gemacht, dem Paso San Francisco, auch so gute 4.700 Meter hoch. Weil wir uns schon ein wenig der Höhe angepasst gefühlt hatten, haben wir das Nachtlager erst bei knapp unter 4.000 Metern aufgeschlagen, an einem wunderschönen Salzsee mit malerischer Bergkulisse und jeder Menge Flamingos am nächsten Morgen im See. Aber da pfiff uns der Wind ordentlich um die Ohren und nach Sonnenuntergang wurde es saukalt -
Wärmflasche und dicke Decken haben wir nicht umsonst mitgenommen! Das Schnaufen war schon ein wenig mühsamer und ich habe nicht mehr ganz so gut geschlafen. Leider ist hier noch Coca-Tee verboten, den man aber in Peru und Bolivien kriegt und der sehr gut bei der Höhenanpassung helfen soll. Nun gut - da geht es ja auch noch ein bisschen höher 'rauf.


Bei diesem Pass kriegt man schon einige 6.000er zu sehen, darunter der Ojos de Salados, den höchsten Berg Chiles (6879 Meter), ein erloschener Vulkan. Wobei die Chilenen sich noch mit den Argentiniern streiten, ob er nicht doch noch höher als der Aconcagua sei - angeblich sind die Vermessungen recht ungenau. Ein richtig schöner Berg ist der Cerro de San Francisco, direkt am Pass, immerhin auch über 6.000 Meter. Blöderweise ist das, ansonsten ganz gute Kartenmaterial, mit nur sehr wenig Höhenangaben (auch wenig
Topographie) versehen. Da wir nicht nochmal eine Nacht um die 4.000 verbringen wollten, war die Frage, wie weit wir fahren müssen, um problemlos schlafen zu können. Aber wir sind ja beide ganz gut im Kartenlesen und so haben wir uns alles genauestens angeguckt und kamen zu dem Schluß, dass es alsbald straff bergab gehen müsste. War auch so, ein weites Tal tat sich auf und etwa zu unserer gewohnten Zeit hatten wir einen schönen Platz gefunden. Ganz karg und wüstenhaft, aber sehr, sehr schöne Berge rechts und links. Und am nächsten Morgen bei der Weiterfahrt sahen wir die ersten Vicunas. Das sind die Kleinsten der Lamas, sehen aus wie Guanacos, nur eben kleiner und sie haben nicht diesen lustigen Henkel-Schwanz. Diese beiden Sorten leben nach wie vor wild, während Lamas und Alpakas domestiziert sind, meist in Herden gehalten werden.
 

Donnerstag, 11. Februar 2016

Waldarbeiten in Chile

Über den Paso de Icalma sind wir wieder nach Chile 'rüber. Ausreise war schnell erledigt,
bei der Einreise war ein großer Stau. Aber die Wartezeit haben wir dann ganz angenehm wegen eines Plauschs mit einer argentinischen Familie verbracht. Eine junge Frau konnte passabel englisch und so war das mit radebrechen, übersetzen und Zeichensprache möglich, all' ihre neugierigen Fragen zu beantworten. Scheint keine Gegend zu sein, in der sich viele Europäer herumtreiben. Jedenfalls waren dem recht jungen Genzer unsere Pässe etwas fremd, er hatte ein wenig Mühe, damit klar zu kommen. Der Kollege, der das Auto inspizieren sollte, aber war völlig hingerissen, guckte sich begeistert drinnen um und verstand sofort, dass das unsere Wohnung ist - zeigte also den nötigen Respekt vor unserer Privatsphäre, latschte auch nicht mit Schuhen durchs "Haus". Und war noch mehr entzückt, als er einen Australien-Aufkleber in einer der Türen entdeckte. Er hatte 2 1/2 Jahre dort verbracht, war hin und weg, dass wir da auch schon waren. Zwar hatte alles insgesamt
einige Zeit gekostet, es war aber dennoch der bisher entspannteste und amüsanteste Grenzübergang. Auch in Chile schien die Sonne, es war warm, wenig windig und die Landschaft sanft, freundlich alpin. Am Lago Gualletue fanden wir einen superschönen Platz und nette Gesellschaft von einem chilenischen Gefängniswärter aus Santiago, der am See mit Familie urlaubte.


An Hand von Karten und einem (alten) Reiseführer haben wir uns eine Tour ausgeguckt, die sich richtig toll anbot. War sie auch, wenn auch ein wenig anders als gedacht. Den Kontakt mit der Natur hatten wir uns etwas anders, nicht ganz so intensiv, vorgestellt. Von Lonquimay aus gibt es zwei
kleine Straßen Richtung Norden. Die Östliche sollte entlang des wildromatischen Rio BioBio die Westliche zum (noch aktiven) Vulkan Lonquimay führen. Klaus wollte Vulkan, ich wollte Rio. Klar - wir nehmen die Straße zum Vulkan. Gerieten dann aber doch auf die östliche Straße, die alsbald keine mehr war. Natürlich nicht geteert, aber erst mal recht kommod. Es wurde eng beim Überqueren eines Bächleins, war aber noch kein Problem mit diesem Auto. Wir haben uns noch nicht viel dabei gedacht. Und dann kam es Schlag auf Schlag. Alle paar hundert Meter ein neues Hindernis. Umgefallene Bäume im Weg, dicke Äste unter Wagenhöhe, Brückchen über Bäche, die zu schmal für uns waren, sehr steile, enge Auffahrten nach Bachdurchfahrung. Tapfer haben wir alle Hindernisse überwunden, aber es hätte eh kaum noch eine Chance zur Umkehr gegeben. Also war Einsatz von Hirn und Werkzeug
vonnöten.


Störendes Holz wurde niedergesägt, die zu schmalen Brückchen mit Steinen, Sand, Holz und zur Not mit den eigenen Sandblechen verbreitert, die zu steile Auffahrt nach einem Bach abgegraben - irgendwie ging es schon immer weiter. Bis wir vor einem riesigen, mehrstämmigen Baum standen, der abgebrochen und über den Weg gefallen war, zwar abgesägt, aber viel zu wenig. Keine Chance, dran vorbei zu kommen. Abgesehen von viel manueller
Sägearbeit war dann auch die strategische Überlegung angesagt, dem Baum nicht die Stabilität im Liegen zu nehmen. Hätten wir ihm eine seiner wesentlichen Stützen gekappt, wäre uns das Monstrum aufs Hirn gefallen.

Nööö, das war ja noch nicht alles, bis zu einem einigermaßen gemütlichen Schlafplatz war noch einiges aus dem Weg zu räumen. Als wir ziemlich die Schnauze voll hatten, bot sich ein Platz an der Sonne - den wir mehr als dankbar annahmen. Es wären nur noch schlappe 5 Km bis zu einer halbwegs passablen Straße gewesen, aber da alle paar Hundert Meter ein Hindernis lauerte, konnten wir uns ausrechnen, wie lange wir dafür brauchen würden. Und darauf hatten wir einfach keine Lust mehr - besser am nächsten Tag ausgeruht erneut ans Werk gehen.


Und wirklich war noch einiges an Waldarbeit zu tun - das Ärgste war ein dickes Trumm Baumstamm, das auf dem Weg lag. Manuell bekamen wir das nicht bewegt, dann also mit dem Auto wegziehen. Eigentlich eine gute Idee, aber der Gurt riß. Nun doch manuell arbeiten, mit Hebel-Einsatz. Wir kriegten den Stamm dann soweit weg bewegt, dass das Auto haarscharf dran vorbeikam. Ein paar kleinere Bäume mussten noch entsorgt werden und nach ca. 2 Stunden hatten wir es geschafft, konnten in eine offensichtlich befahrene Straße einbiegen. Aber man soll sich natürlich nie zu früh freuen. War der Waldarbeiter-Job erledigt, wartete nun einer als Panzerknacker auf uns.
Denn wir standen nach ca 1 Km vor einem Tor, das mit einer Kette und einem sehr stabilen Schloß versperrt war. Da das "Privat"-Schild außen war, waren wir doch ein wenig erstaunt, denn wir kamen auf einem öffentlichen Weg, der in allen Karten und im Navi verzeichnet war. Umkehren? Nie im Leben! So hat Klaus sich als Schloßknacker versucht, aber das Ding war nicht zu sprengen. Da kam die Eisensäge zum Einsatz, mit der es gelang, eines der Kettenglieder durchzukriegen. Und dann war es endlich geschafft, wir konnten auf die andere Straße abbiegen, die wir eigentlich nehmen wollten.


Na ja, es war schon eine sehr schöne Strecke hinter uns, aber wir hatten eigentlich nicht viel Zeit, die Natur in ihrer ganzen Pracht zu bewundern, wir waren zu sehr damit beschäftigt, uns einen Weg zu bahnen. Aber in solchen Dingen sind wir ja schon recht erprobt und ein gutes Team. Es ist wohl so, dass wir beide in kritischen Situationen zur Hochform auflaufen, beide lösungsoriertiert und mit viel Improvisationstalent gesegnet sind. Ein klein wenig stolz waren wir aber schon, dass wir alten, eigentlich faulen, Säcke das so gut hingekriegt haben. Und dann musste natürlich alles nochmal analysiert werden. Was war das Ärgste, das Schwierigste, das Kritischte? Und natürlich waren wir auch froh um das schöne Wetter, denn hätte es geregnet, wäre der Weg sehr rutschig gewesen und so manches hätte nicht mehr funktioniert, hätte böse ausgehen können.


Alles noch mal gutgegangen, der Flurschaden, den wir hinterlassen haben, hält sich in Grenzen, die Schäden am Auto sind zu verschmerzen. Alle Rücklichter kaputt, einiges verbogen, Abwasserschlauch-Verbindung ist weg, natürlich jede Menge dicker Kratzer und das Blödeste: eines der Hörner auf dem Dach ist abgefatzt. Klaus hat es retten können, aber es ist wohl eine doofe Arbeit, das wieder anzubringen.

So ist Klaus dann doch noch zu seinem Vulkan gekommen, die westliche Straße zurück führte direkt zum Lonquimay. Die Umgebung ist vom Ausbruch 1988/89 noch komplett geprägt: nur Asche und Lavabrocken ringsum, eine recht unwirtliche, aber sehr faszinierende Landschaft. Am Fuß des Berges haben wir einen netten Platz für die Nacht gefunden und erst mal ausgiebig unser Badezimmer unter Wasser gesetzt, eine Dusche war dringend nötig.

Da wir von Vulkanen noch nicht genug hatten, sind wir durch den nächsten Nationalpark weiter südlich gefahren, da gibt es den Conguillo zu sehen und den Llarma, der noch aktiv ist. Dieses riesige Asche- und Geröllfeld zu seinen Füßen ist schon recht beeindruckend.


Weiter auf dem Weg nach Temuco, wo Klaus eine Werkstatt für die Beseitigung der diversen Schäden am Auto suchen wollte, war einfach kein Platz für die Nacht zu finden - alles recht zersiedelt und eingezäunt. Aber dann entdeckte er ein "Campingplatz"-Schild, auf dem auch noch ein deutsches Fähnchen zu sehen war. Also abgebogen, aber der Weg schien uns ins Nichts zu führen, nach Campingplatz sah es jedenfalls gar nicht aus. Da keine Chance zum Wenden bestand, fuhr Klaus weiter und dann: eröffnete sich ein wunderschöner parkähnlicher, sehr, sehr großer Platz. Der
tatsächlich von einem deutschen Paar betrieben wird. Zwar sind sie nicht unbedingt auf so große Autos ausgerichtet, aber wir konnten uns zwischen Bäumen durch auf eine Wiese stellen und einer der Bäume war dann auch bald abgesägt. Ein genau so großes Auto hatte schon den einzigen geeigneten Platz belegt und das gehört einem ebenfalls deutschen Paar, das schon seit 7 Jahren unterwegs ist.

Eigentlich wollten wir höchstens 2 Tage bleiben, haben dann aber schnell
umdisponiert. Sind nach Temuco gefahren, Lebensmittel eingekaufen und Klaus hat alles besorgt, was er zum Herrichten des Autos brauchte. Auf dem schönen Platz konnte er das auch alles gut selbst machen. Ich durfte die Waschmaschine von Elli benutzen, konnte mal wieder gründlich das Haus putzen - so sind aus den 2 Tagen dann tatsächlich 2 Wochen geworden. Was will man auch mehr? Nette Gesellschaft, ein paar lustige Grillabende gemeinsam mit unseren "Landlords" Elli und Werner, dazu herrliches Sommerwetter und ab und an ein Hüpfer in den Swimmingpool.



 

Anden-Schlendrian

Den wohl schönsten Teil der Carretera Austral hatten wir nun abgefahren und es stand ein
großer Service für das Auto an. Was in Argentinien besser geht, da mehr LKWs dieser Art unterwegs sind. Wir haben wieder einen netten kleinen Grenzübergang gefunden und uns dann auf die Suche nach einer Werkstatt gemacht. Nach ein paar Versuchen in einigen Städten wurde Klaus in El Bolsón fündig. Ein netter Mensch, der ziemlich alles an Groß- und Kleinvieh richtet. So manches war ein wenig unsortiert, aber er konnte ein Kupplungsproblem lösen, das Klaus schon länger genervt hatte und bisher niemand lösen konnte. So war der Aufenthalt ein wenig länger als gedacht, aber es hat sich wohl rentiert, denn die Kupplung fluppt nun wie nix.


Nachdem wir die Vorräte aufgefüllt hatten, sind wir in die "Argentinische Schweiz" aufgebrochen, eine wirklich wunderschöne Berglandschaft mit vielen Seen. Und sehr angenehmem Klima - zumindest jetzt im Hochsommer. Aber Bariloche, eines der touristischen Zentren, hat uns nicht wirklich begeistert. Eine eigentlich schön gelegene Stadt an einem See, die sich einen Hang hinaufzieht. Aber alles war recht verlottert, die Stadt hat kein Gesicht - alles wirkte improvisiert, sehr unkoordiniert. Die Suche
nach einem Campingplatz war total erfolglos. Was es - mühsam genug zu finden - gab, war für uns gänzlich ungeeignet. Viel zu eng und zu schief. Und der eine Platz, auf den wir uns hätten quetschen können, war astronomisch teuer. Aber dann haben wir doch noch einen schönen, kostenlosen Platz am See gefunden. Von dem aus man sogar zu Fuß in die Stadt gehen konnte. Aber nix von dem, was wir besorgen wollten, bekamen wir. Und in der Wäscherei hat man mir dann auch noch einen meiner schönen Stoff-Wäschebeutel unterschlagen. Da hinein stopfe ich die Wäsche, gebe das so ab und habe bisher immer alles, mitsamt dem gewaschenen Beutel, zurückbekommen. Als wir schon wieder unterwegs waren, fiel mir auf, dass der Wäschebeutel fehlt. Ärger....Der war so praktisch.


Also nix wie weg aus der Stadt und weiter nach Norden. Ein Weilchen hinter der Stadt fanden wir einen schönen Platz neben der Straße, machten es uns gemütlich. Und nahmen einen alten Rundhauber-Bus wahr, der ein Stück vor uns parkierte. Überraschung! Überraschung!! Es war Oscar mit seiner (halben) Familie, den Klaus auf seinem Südamerika-Trip vor 9 Jahren kennengelernt hatte. Dessen Sohn Alejandro inzwischen in München lebt und uns schon in Adlitz besucht hatte. War das ein großes Hallo!! Aber leider hatten die nicht so viel Zeit, aber es gab noch ein nettes Geplauder und Zeit genug für die nächsten Verabredungen.

Montag, 4. Januar 2016

Wind oder Regen ??

Wären am nächsten Morgen die Berge weiterhin wolkenfrei gewesen, wären wir noch geblieben. Aber leider war schon wieder alles zugezogen, und auch eine Tour ein Stück weiter nördlich brachte nicht mehr viel, außer wolkenverhangenen Bergen und kein sichtbarer Fitzroy. Nun gut, also auf Richtung Chile. Auch, weil uns der heftige Wind langsam auf den Wecker ging, allerdings war uns auch klar: die Alternative bedeutet Regen. Der Wind kommt von Westen, also vom Pazifik. Die Wolken bleiben an den Anden hängen und regnen sich in Chile ab. Und der Wind pfeift dann ungehindert nach Osten, also Argentinien.


Aber man könnte ja auch mal Glück haben und ein paar trockene Tage erwischen. Auf dem Weg fanden wir zauberhafte Plätze nahe unglaublich türkis-farbenen Seen, wie sie zuhauf am Andenrand liegen. Sehr malerisch, allerdings wurden wir noch immer heftig vom Wind durchgeschüttelt. Für den Weg nach Chile haben wir uns für einen ganz kleinen Grenzübergang (Paso R. Roballos) entschieden, weil wir uns eine schöne Strecke erhofft haben.
Zwei kleine Häuschen standen unvermittelt in der Landschaft, das Erste, für die Grenze zuständige, besetzt mit immerhin 3 Mann. Allerdings ohne modernes Gerät wie Kopierer oder gar Computer. Alle relevanten Daten wurden ordentlich in dicke Kladden eingetragen, wobei dem Jüngsten (offensichtlich noch Lehrling) von den anderen beiden Männern sorgfältig assistiert wurde. Auffinden der Motor-Nummer, des Fabrikats etc. in einer deutschen Zulassung und das Eintragen in die richtige Spalte zeigte ihm der Mittlere, während der ältere Mann dazukam, die Stempel bedächtig neu einstellte und ordentlich auf dem Schreibtisch drapierte. Es war ein herrliches Schauspiel! Und allen hatte es offensichtlich Spaß gemacht.


Wir dachten, das nächste Häuschen wäre der chilenische Grenzposten, aber weit gefehlt - das war nur die argentinische Polizeistation, die vermutlich die 3 Männer auch bevölkern, wenn es sein muß. Es ging noch viele Kilometer durch ein unglaublich schönes Tal auf rumpeliger Schotterpiste, ehe wir nach Chile einreisen konnten.Wir sind ja keine Schön-Wetter-Touristen, so haben wir zwar ordentlich auf das Mist-Wetter geschimpft, aber dann doch den Reiz der Landschaft entdeckt. Wolkenverhangene Berge, Nebelfetzen, gefilterter Blick durch Nieselregen - das ergibt bei einer wirklich grandiosen Landschaft eine sehr eigene Stimmung. Nöö, ich bin wahrlich kein Fantasy-Fan, aber bei der Landschaft und der Stimmung wäre ich beinahe Tolkien anheim gefallen.


Wie schön, dass wir ungefähr bei Cochrane auf die Carretera Austral getroffen sind. Das ist eine Straße, die längs durch Süd-Chile geht und bei der man besser vergisst, dass sie seinerzeit das Militär unter Pinochet in die Landschaft gefräst hat. Sie ist einfach nur schön. Klar: ungeteert mit üblem Wellblech und zeitweise gigantischer Ansammlung von Schlaglöchern mit ein bisschen Straße drumherum. Aber entlang des Rio Baker zum Lago General Carrera war nur Begeisterung im Auto. Da schlängelt sich ein unfassbar türkisfarbiger Fluß durch eine grandiose Gebirgslandschaft und man folgt dem bis zu einem noch viel tükiseneren See.
Na klar, sieht bei herrlichem Sonnenschein viel doller aus, man kann bei "unserer" Wetterlage nicht die Super-Fotos machen. Aber wir haben, denke ich, eine Landschaft erlebt, die atemberaubend schön ist. Regenwald - heißt nicht umsonst so, es regnet. Aber wie schön kann das sein! Vor allem, weil es dann doch nicht permanent geregnet hat. Die Vegetation überschlägt sich vor Wachstumsfreude und ich bin noch immer nicht fertig damit, alles zu identifizieren. Wilde Rosen, Lupinen, Digitalis, Eisenhut -kennt man von daheim,
mehr oder weniger in freier Wildbahn. Aber dann kamen die Fuchsien! Was wir daheim mühevoll in Töpfen hegen, wuchert hier in übermannsgroßen Büschen in Überfülle. Menno, sind die schön!!


Mehr und mehr sahen wir am Wegesrand riesige Blätter, die wie unser Rhabarber anmuteten. Nur viel größer. Ist aber tatsächlich so was Ähnliches. Kann man essen, schmeckt aber mehr nach Apfel und hat vor allem nicht die Oxalsäure. Und zerfällt nicht ganz so wie unser Rhabarber.
Nach einem Test-Kochen weiß ich nun, worauf man achten muss. Weiter nördlich fuhren wir durch den Nationalpark Queulat, wo die Dinger unglaubliche Ausmaße erreichen. Sie heißen "Pangue", die essbaren Stengel "Nalca", wie mir ein junger chilenischer Radfahrer bestätigte, den ich beim Sammeln traf. Radfahrer hat es übrigens auf der Carretera Austral unglaublich viele - Stücker 20 - 30 trifft man leicht pro Tag. Verständlich, weil es eine wirklich wunderschöne Landschaft hat.


So nimmt es nicht Wunder, wenn ein guter Teil der Stecke zu einem Nationalpark wurde. Und der NP Queulat ist ein Regenwald-Wunderland. Höhepunkt ist der Ventisquero Colagante, der "hängende" Gletscher. Aber erst mal hingen wir. Und zwar auf der Zufahrt mit einem sehr platten Hinterreifen. Klaus hatte sich noch gar nicht richtig von einer heftigen Erkältung mit diversen Problemen erholt und bei mir war gerade was Adäquates im Anzug. Super!!! Da hat man Lust auf derlei Komplikationen. Aber es gab unweit einen schönen Campingplatz, zu dem wir humpeln und dann alles wieder richten konnten. Und hatten danach doch noch einen lustigen Silvester-Abend nach getaner Arbeit. Der nächste Morgen war Belohnung - wolkenloser Himmel, strahlende Sonne und sicher der wunderbare Anfang eines tollen neuen Jahres. Also sind wir - quasi gleich nach dem Aufwachen - zum Gletscher
gestapft. Wunderbare Hohlwege durch den Regenwald, eine lustige Brücke und ein grandioser Pfad führten uns zu einigen wunderschönen Aussichtspunkten.