Sonntag, 3. Juli 2016

Nochmal Paraguay



Trümmerfrau :-)

Weil uns dieses Land beim ersten Teil der Reise sehr gut gefallen hatte, sind  wir schnell 

durch Argentinien gehuscht, das in diesem Bereich eh ein wenig langweilig ist. Und das Wetter war auch noch nicht sonderlich freundlich. Bei Posados, ganz im Süden, wollten wir dann nach Paraguay einreisen. Wäre uns auch fast auf Anhieb gelungen, hätte man uns nicht die Einreise verweigert. Da hatte doch der nette Typ in Argentinien vergessen,  mir den Ausreise-Stempel in den Pass zu drücken. Also nochmal ein paar Kilometer über die große Paranà-Brücke zurück und den Stempel einfordern. Aber dann war alles gut und wir konnten in Encarnaciòn erst mal tanken und einkaufen. Beides ist in Paraguay ungleich kostengünstiger, drum haben wir quasi mit dem letzten Tropfen Diesel und sehr reduzierten Nahrungsmitteln die Grenze überquert.
Und dann haben wir uns ein kleines Programm ausgeguckt. Viel Spektakuläres gibt es nicht, drum auch wenig Tourismus.  Aber es ist ein Land mit durchaus schöner Natur und einer recht interessanten Geschichte. Ja klar, man hat von der Diktatur unter dem
deutschstämmigen Stroessner gehört, aber was weiß man sonst? Nix! Nun aber haben wir ein wenig mehr über die Ureinwohner erfahren und das ist wirklich spannend.  Paraguay ist das einzige amerikanische Land, in dem die Sprache der Indigenen, der Guaranì, erhalten und die zweite Staatssprache ist - der überwiegende Teil der Bevölkerung spricht sie noch heute.

Und das ist wohl nicht zuletzt den Jesuiten zu verdanken, die für die Guranaì diese Siedlungen, die Reduktionen, gebaut haben.  Und so den "Indianern" ein Überleben sichern und ihre Kultur erhalten konnte. Drum sind wir nach Trinidad, ein wenig östlich von
Encarnaciòn,  gefahren, um eine dort noch recht gut erhaltene Reduktion anzusehen. Sehr beeindruckend! Es war zwar nicht ganz einfach, dahin zu finden, denn es ist nicht wirklich ausgeschildert, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Und wir durften auf dem Parkplatz für die Nacht bleiben - kein Problem. 
Dann stand uns der Sinn nach ein wenig Natur, wovon es auch Genügend gibt. Weiter
nordwestlich fanden wir einen hübschen Naturpark, in dem es erst mal im 19. Jahrhundert eine Eisengießerei gab.  Nun gut, das wollten wir eigentlich nicht so genau wissen, war dann aber doch ganz interessant - wenn man schon Zeit hat, guckt man sich das an.

Über einen sehr holprigen Weg haben wir uns dann in den Ybycui-Park gearbeitet und der ist wirklich nett. Wir waren erst mal alleine und ein wenig frustriert, weil der versprochene
Camping-Platz natürlich gar nix für uns war. Putzig für Zelte, aber völlig ungeeignet für Wohnmobile. Also erst mal parken und die Gegend angucken. Und die ist ziemlich schön. Über einen schmalen Dschungel-Pfad haben wir uns zu einem Wasserfall gearbeitet - viel Stolpern über Wurzelwerk und Klettern über glitschige Steine überm Bach. Als wir eine arge Engstelle unfallfrei passiert hatten, gab es der Mühe Lohn. Ein wirklich idyllischer, kleiner Wasserfall. Kaum hatten wir den genossen und die
entsprechenden Bilder konserviert, brach eine Horde Schuldkinder ein. Waren die süß! Sie grüßten äußerst höflich, tobten herum und hatten einfach nur viel Spaß. Die Aufsichtspersonen ließen sie gewähren und trugen im Wesentlichen Sorge um ins Wasser gefallenen Smartphones.

Wieder im Zuhause 2.0


Nach einem erfolgreichen Heimaturlaub in der Immobilie sind wir Anfang Juni wieder in Montevideo gelandet. Der Flug nach Deutschland war einigermaßen kommod - Klaus hatte beim Einsteigen die Damen, die gerade beim Schampus-Einschenken für die Business-Class waren, angemacht und schon hatten wir jeder auch ein Glas in der Pfote.  Und dann die nächste freudige Überraschung: wir bekamen die Plätze gleich hinter der Business-Class, was bedeutet: viiiel Platz für die Beine, was vor allem bei einem langen Nachtflug mehr als angenehm ist. Auch für kurzbeinige Leute wie mich.

Weniger schön war der Rückflug: absolute Enge inmitten der Holzklasse und ein Catering, das an Körperverletzung grenzte. Aber wir haben es überlebt, konnten in Uruguay wieder in die mobile Zweitwohnung klettern und zum nächsten Teil der Reise aufbrechen. Die uns recht schnell Richtung Westen und vor allem Norden trieb, denn hier ist es Winter und unten an der Küste stürmte es heftig, war kalt und regnerisch. Weshalb wir uns einen ausführlicheren Aufenthalt in Montevideo geschenkt, nur die nötigsten Vorräte aufgefüllt haben. Aber ein Abstecher nach Colonia musste schon sein, das ist die angeblich romantischste Stadt Südamerikas und da könnte was dran sein - es ist ein wirklich nettes altes Städtchen mit sehr viel Flair. Da auch das Wetter ein wenig freundlicher wurde und die Sonne hervor kam, machte ein Spaziergang viel Spaß.

So richtig viel weiß man gar nicht über Uruguay, ich habe noch ein wenig Literatur aufgetrieben und da erfahren, dass  in Fray Bentos  Justus Liebig seinen Fleischextrakt produziert hat. Wer hätte das gedacht: die Brühwürfel kamen aus Uruguay! Aber klar: jede Menge Rinder, aus denen man - ausgepresst - lecker Suppe machen kann. Jedenfalls, glaubt man der Literatur, wäre die industrielle Revolution nicht so erfolgreich gewesen, hätte es nicht Herrn Liebig gegeben, der die Arbeiter mit seinem Extrakt gekräftigt hat. Übrigens auch im
Krieg die Soldaten mit seinen Produkten verköstigt hat. Jedenfalls waren die Herren seinerzeit richtig innovativ, denn in der Fabrik in Fray Bentos leuchtete die erste Glühbirne des Kontinents,  in Montevideo erst 3 Jahre später. Nun gut, in der Fabrik, die nun Museum ist, war die Beleuchtung leider sehr, sehr spärlich, wohl nicht viel besser als vor 150 Jahren.  Aber interessant war  der Besuch dennoch. Wir waren zwar die einzigen Neugierigen, obwohl am Dienstag, an dem wir da waren, der Eintritt frei ist. Aber Touristen, die es nach Fray Bentos verschlägt, wollen nur über die Brücke nach Argentinien. Und ob die Uruguayer so sehr interessiert sind? Stelle ich mal in Frage...

Aber im Zuge der Geschichte um diese Fabrik habe ich einiges über die jüngere Geschichte gelernt. Da viele der Einwanderer arme Leute waren, die eine neue Perspektive suchten, wählten sie sozial-liberal.  Und das funktionierte lange Zeit, bis in die 50er Jahre des letzen Jahrhunderts. Da brach die Wirtschaft ein, nicht zuletzt wegen geringerem Rinder-Export und weniger Absatz des Liebig'schen Fleischextrakt. Es bekamen die konservativen Großgrundbesitzer eine
Chance und schon gingen die Sozial-Leistungen zurück, es gab jede Menge Repressalien und es entstanden die Tupamaros. Erst eine Guerilla-Organisation, die Robin-Hood-artig agierte, dann aber in den Untergrund abtauchen musste, weil sie heftig verfolgt wurde. Nach etlichen Jahren des Widerstandes gab es eine Revolution und ein Anführer der Tupamaro wurde Präsident des Staates und eine neue sozial-liberale Gesellschaft konnte entstehen. Heute scheint Uruguay ein durchaus stabiles Land zu sein. Auch wenn wir keine tieferen Einblicke haben - es scheint zu funktionieren. Wir trafen einen aus Deutschland eingewanderten Arzt, der uns ein wenig erzählte. So soll auf 1000 Einwohner ein Arzt kommen. Haben wir so eine Quote in Deutschland? Und haben wir preiswerte öffentliche, funktionierende Verkehrsmittel?  Ist schon spannend zu sehen, wie es woanders zugeht.

Montag, 25. April 2016

Zurück zum Anfang

Nach so viel geballter Natur war mal wieder Kultur angesagt und wir sind alte Steine gucken
gefahren. Hier im Grenzgebiet von Paraguay, Argentinien und Brasilien lebten die Guaraní, ein wohl ganz cleverer und tüchtiger Volksstamm. Sie hatten nur die Angewohnheit, Menschenfleisch zu essen. Als die Jesuiten kamen, landeten zwar auch noch einige von ihnen im Kochtopf, aber dann konnten sie die Guaraní überzeugen, dass auch Schweine ganz lecker sind und haben ihnen so das Menschen-essen abgewöhnt. Zwar haben die Jesuiten auch missioniert, aber sie haben für die Indianer Siedlungen - die sog. Reduktionen - gebaut,
ihnen alle möglichen Handwerke beigebracht und sie weitgehend selbst bestimmt und
autonom leben lassen. Da die Indianer sehr tüchtig und erfolgreich waren, passte das den Großgrundbesitzern ringsum gar nicht und sie brachten den Papst dazu, die Jesuiten wieder abzuziehen. Weil sie die fleißigen Arbeiter als Sklaven haben wollten. Aber Pech gehabt: die Jesuiten konnten die Guaraní noch warnen und die sind flugs in die Wälder geflüchtet. Nix wars mit billigen Sklaven. Wenigstens mal ein Beispiel für gelungenen Widerstand gegen die Eroberer.




Bis Buenos Aires gibt es nicht mehr viele Highlights, das Gebiet zwischen Rio Uruguay und dem Paranà ist ziemlich sumpfig, aber es gibt noch einen kleinen Naturpark am Uruguay, El Palmar. Tatsächlich jede Menge Palmen, so muß es früher weit und breit ausgesehen haben. Das Besondere hier sind die Carpinchos, auf deutsch Wasserschweine. Wasser stimmt schon, sie liegen da gerne drin herum, aber mit Schweinen haben sie nichts zu tun, es sind Nagetiere, die größten, die es gibt. Es gibt noch andere, ähnliche Nager, die Vizcachas, die aber sind nachtaktiv, man hörte sie nur quieken und herumrennen, hie und da konnte man im Schein der Taschenlampe eins sehen.

Und dann gab es nur noch Regen, den ganzen Weg bis Buenos Aires war es nass. Einen Nachmittag mit ein wenig Sonne haben wir für einen kleinen Stadtbummel und einen Kaffee an der Straße nutzen können. Aber da war noch die Einladung von Oscar & Alicia zu einem Asado. Das sind die mit dem lustigen Rundhauber-Bus, die wir bei Bariloche unvermittelt getroffen hatten. Die Klaus auf seiner ersten Südamerika-Reise kennen gelernt hatte und ein Kontakt geblieben ist. Sie leben in einem Vorort von Buenos Aires, nur dorthin zu finden, gestaltete sich ein wenig abenteuerlich.

Das Navi kannte die Straße, konnte aber keine Hausnummern identifizieren. Es ist eine sehr tückische Straße. Mittendrin kehrt sich die Einbahn-Regelung um, was aber das Navi nicht weiß. Und dann hört sie auch noch auf, um irgendwo anders weiter zu gehen. Das ist doch unerhört! Als wir schon einigermaßen verzweifelt waren, sah ich einen Briefträger bei einem Haus. Den kann man fragen! Und schon hatte ich Klaus hinaus gejagt, er kriegt Fragerei besser geregelt als ich. Zurück kam er mit einer perfekten, vom Briefträger angefertigten Skizze und selbstredend war das Haus exakt eingezeichnet, er kannte Oscar.Und wir hatten 2 sehr nette Tage dort.

Als wir dann Buenos Aires verlassen wollten (sehr viel Regen!) stoppte uns eine gesperrte Ausfallstraße. Taxler hatten sie blockiert, um gegen Uber zu demonstrieren. Das kann man gut verstehen und da übt man sich schon in Geduld.
 
Je weiter wir uns Uruguay näherten, desdo
nasser wurde es, es muss ein gewaltiges Unwetter getobt haben, von dem wir aber nur ein wenig Gewitter mitbekommen haben. Ein kleiner Ort kurz hinter der Grenze war von einem Tornado schrecklich verwüstet und weiter des Weges waren
Brücken weggespült, Straßen unpassierbar. Wir mussten einen großen Umweg fahren, um nach Montevideo zu kommen. Und nun sind wir im Urlaubsquartier fürs große Auto angekommen. Hier in einer netten Ferienanlage, die ein Schweizer Paar errichtet hat, gibt es einen großen Stellplatz für WoMos, der gerne von zwischenzeitlich heim Reisenden frequentiert wird. Es ist aber auch komfortabel, denn mit einem Bus ist man in einer knappen Stunde am Flughafen von Montevideo. Das Auto ist innen und außen wieder sauber, die ganze Wäsche ist gewaschen, so können wir Anfang Juni gleich wieder weiter fahren.
 

Viel fallendes Wasser






Es war ein netter Platz bei René und Marion, deutsche Gesellschaft dort - lustigerweise
auch Leute, die wir ca. 3 Jahre zuvor schon in Kanada getroffen hatten. Und es gab einen Einkaufstrip in einen nahe gelegenen Ort, in dem deutschstämmige Siedler Markt halten, Brot, Wurst, Kuchen etc. verkaufen. Nett soweit, aber unser Heimweh hält sich in Grenzen, ich habe nur sehr verhalten dort eingekauft. In Südamerika brauchen wir eher keine Thüringer (???) Bratwürste und Schwarzwälder Brot. Nach einem Abend in großer geselliger Runde sind wir am Ostersonntag Richtung Iguazù-Fälle aufgebrochen.

Unterwegs haben wir in einem Öko-Park Station gemacht, bei Itaipu, wo sich das wohl weltweit größte Wasserkraftwerk befindet. Weil unglaublich viel Land dafür verbraucht wurde, bekam die Betreiber-Gesellschaft die Auflage, im Gegenzug Natur-Reservate einzurichten. Haben sie gemacht und alles dort ist völlig kostenfrei! In Tati Yupi gibt es ein super-schönes Tourist-Resort. Man muss sich nur bei der Betreiber-Gesellschaft ein Permit holen und dann hat man 3 Tage feinster Natur mit jeglichem Komfort. Großzügige und sehr gepflegte sanitäre Einrichtungen, heiße Duschen und sogar (völlig ungewöhnlich ) Toilettenpapier , Strom, Küchen-Spülbecken und gar, wenn man sich vors Auto gehockt hat, hie und da Internet. Wir haben dort zwei deutsche Mädels getroffen, die hatten einen Bungalow für eine Nacht, auch völlig umsonst.
Weil es gar so schön war, haben wir die 3 Tage ausgenutzt, ehe wir uns auf den Weg zu den sensationellen Wasserfällen gemacht haben. Da wir nicht per Straße den Zacken über Brasilien fahren wollten - der bedeutet: wieder neue Stempel in den schon recht vollen Pässen - haben wir uns für die Fähre über den Paranà von Paraguay direkt nach
 
  
Argentinien entschieden. Sehr lustig, das Gefährt! Nur eine Plattform, die von einem angehängten Boot geführt wird. Aber es erfüllt seinen Zweck, funktioniert offensichtlich bestens. Und bei den Fällen angekommen, gab es gleich das nächste lustige
 
 
Transportmittel: eine Schmalspurbahn, die einen zu den Sensationen bringt. Weil wir schon relativ spät dran waren, sind wir gleich bis zum Garganta del diablo, dem Teufelsschlund,
 
 
 
durchgefahren. Das ist eine hufeisenförmige Abbruchkante, über die sich unglaubliche Wassermassen hinunter stürzen. Um dorthin zu kommen, trabt man von der Bahnstation
noch ca. 1 Km auf Stegen über den Iguazù-Fluss, mit ordentlich Coati-Gegenverkehr. Und
    
   
immer mehr allerbuntester Schmetterlingen drumrum. Und dann sieht man schon die Gischt-Fahnen, die einen bald ziemlich durchnässen. Was aber bei den Temeraturen durchaus angenehm ist. So viel tosendes Wasser auf einen Haufen, da kann man nur staunen.



Am nächsten Tag haben wir uns das ganz große Panorama angeguckt. Sind tapfer zu Fuß gelaufen und haben dabei die auch versprochenen Affen gesehen.
 
 Wenn die mal nicht für die Touristen inszeniert waren:-) Die hockten so malerisch in den Bäumen, da kam ich um den Gedanken nicht umhin. Affen sind schlau, im Gegensatz zu den Coatis (Waschbär-Verwandte), die nur gefrässig sind. Zur Mittagszeit wollten wir einen Imbiss nehmen, es gab auch ein durchaus passables Angebot. Aber es war nicht ratsam, die draußen großzügig aufgestellten Tische und Stühle zu nutzen. Unverzüglich wurde man von marodierenden Coati-Horden angegriffen, sobald man mit seinem Futter die Imbiss-Bude verlassen hatte. Was ist denn das für eine schräge Geschäftsidee?? Gut, ihr blöden Touristen kriegt Nahrung, die ihr aber unverzüglich den fetten Pelztieren abzutreten habt...? Na ja, immerhin taugte es zu einiger Belustigung. Und ich hatte mal einen Coati auf der Schulter, der sich die Tüte mit den Empanaden greifen wollte. Notgedrungen haben wir unseren Imbiss in der Verkaufs-Hütte verzehrt, mit einigen anderen Leuten, die auch hungrig und nicht bereit waren, ihr Mittagsmahl mit den diebischen Ringelschwänzen zu teilen. Selbst als wir gesättigt auf einer Bank saßen, wollte sich so ein frecher Kerl an unserem Getränk vergreifen, hat aber von Klaus mächtig eins auf die Schnauze gekriegt. Ja, so soll es sein - der Mann beschützt das Weib gegen die Feinde :-)))



Aber die Wasserfälle sind grandios, da kann man nicht meckern. Eleonar Roosevelt soll bei diesem Anblick "poor Niagara" gesagt haben und damit könnte sie recht haben. Es rauscht und tost und es ist unfassbar, wieviel Wasser da unaufhörlich hinunter stürzt. Sind immerhin die 2.größten Fälle der Welt und wirklich imposant, wurden schon als das 8. Weltwunder bezeichnet.


 

Und weil wir noch nicht genug Wasser gesehen hatten, sind wir danach zu den Moconà-Fällen (ein Stück südöstlich) weiter gefahren. Sicher, die sind nicht so spektakulär, aber sie sind dennoch was Besonderes. Normalerweise sürzt sich Wasser der Länge nach in den Abgrund. Hier aber rauscht es breitseitig hinab. Auf über 3 Km fällt ein Fluß der Länge nach in den Paranà. Bei hohem Wasserstand sieht man gar nix davon, bei Niedrigwasser sind es gut 12 Meter Höhenunterschied - wir haben ein Mittelmaß erwischt. Per Boot wird man dort entlang geschippert und das ist schon eine tolle Sache. Da es unglaublich gurgelt, sprudelt und wirbelt, wird man ordentlich durchgeschüttelt, schlimmer als auf einer Straße voller riesiger Schlaglöcher. Da hätte ich es nicht gerne gehabt, wäre das Boot gekentert, obwoh ich ganz gut schwimmen kann - die Überlebenschancen sind sicher sehr gering. Aber alles noch mal gut gegangen, wir sind heil und ziemlich trocken wieder an Land geklettert.

 

 


Donnerstag, 24. März 2016

Und noch ein Pass

 






Zur Abwechslung haben wir uns mal für eine landschaftlich sehr schöne Strecke :-), durch die Calchaquí- Täler, entschieden, im Wesentlichen die Ruta nacional 40 Richtung Norden. Weinstöcke, soweit das Auge reicht, und allmählich wird die Vegetation subtropisch. Nach dem Wein kamen die riesigen Kakteen.
Bei einem kleinen Ort namens Londres gibt es Inka-Ruinen - denkt man gar nicht, dass die Inka soweit nach Süden gekommen sind. Es ist nur eine sehr kleine Siedlung, aber man kriegt einen Eindruck davon, wie sie seinerzeit gelebt haben. Natürlich spazierten stilecht einige Lamas dort herum.
Leider war das Wetter nicht so toll.

 

Und gleich wieder alte Steine - der Indio-Stamm der Kilmes (Quilmes)  wurde von den spanischen Eroberern ausgehungert und vertrieben. Sie sind bis zur La-Plata-Mündung geflohen und haben da ihr eigenes Aussterben beschlossen. Ziemlich tragischer Teil der Eroberung der Neuen Welt.

Nach ein wenig Hausputz und Autobasteln auf einem Campingplatz haben wir uns in Cafayte auf die (vergebliche) Suche nach einer Wäscherei begeben, dabei etwas von diesem netten, aber recht touristischen, Städtchens gesehen und einen Kaffee an der Plaza genossen. Nun war die Qual der Wahl, denn es gibt zwei sicher
gleichermaßen reizvolle Straßen weiter nach Norden. Wir haben die westliche (ungeteerte) Straße genommen, weil wir uns die chilenisch-argentinische Eisenbahn durch die Berge anschauen wollten.
Immer noch viel Wein, aber auch jede Menge Gemüse-Anbau, Lehmziegel-Häuser, haufenweise der riesigen Säulenkakteen und dann eine recht bizarre Gebirgslandschaft, die unglaublich abwechslungsreich ist. Immer wieder neue Formen und Farben - und unermüdlich ging es nun bergauf bis zur Abra del Acay, lockere 4.900 Meter hoch, bisheriger Höhenrekord. Recht sanft und auf einer ordentlichen Piste ging es dann hinab nach San Antonio de los Cobres, einem nicht sonderlich schönen Minenstädtchen. Von dort aus sind es knapp 40 Km zum Viaducto la Polverilla, das wir uns dann aber doch ein klein wenig beeindruckender vorgestellt haben. An dieser Eisenbahnstrecke soll ein gewisser Josip Broz, uns besser bekannt als Marschall Tito, mitgearbeitet haben.

Eigentlich wollten wir uns Salta anschauen, aber wie immer ist das große Auto ein Problem in Städten, so haben wir es beim Einkaufen belassen, haben uns auf den langen Weg Richtung Paraguay gemacht. Hinter der Stadt zogen sich erst noch endlose Zuckerrohr-Felder hin, bald aber wurde es rechts und links der Straße ganz eintönig. Die einzige Abwechslung waren Unmengen von kleinen weißen Schmetterlingen - gelegentlich konnte man meinen, in einen Schneeschauer geraten zu sein. Viele hunderte Kilometer schnurgerader Straße, hie und da ein Dorf, und es wurde immer heißer. Während des Fahrens war es noch auszuhalten, aber bei den Pausen und in der Nacht sind wir beinahe geschmolzen. Dazu gab es 2x abendliche Moskito-Überfälle, die es natürlich hauptsächlich auf mich abgesehen hatten.

Na ja, irgendwann war auch das vorbei und nach einem Abstecher in einen kleinen Nationalpark hatten wir die Grenze zu Paraguay erreicht. Die waren prima drauf, trotz viel Betrieb war alles in einer schlappen halben Stunde erledigt, so schnell wie noch nie. In Asuncion war erst mal Geld besorgen, Tanken und Einkaufen angesagt. Nun sind wir Millionäre, gute 6.000 Guarani sind 1 € ! Tanken ist fast so günstig wie in Chile und auch das Einkaufen war
erfreulich. Im Gegensatz zu Argentinien, das durch die galoppierende Inflation längst europäisches Preisniveau erreicht hat. Das fängt ja schon mal prima an.... Wegen begeisterter Berichte in einem Reisenden-Forum haben wir uns auf den Weg zu einem deutsch-schweizer Paar gemacht, das WoMo-Stellplätze anbietet. Perfekt! Alles da, was man zwischendrin mal braucht: Strom, Duschen, ein Pool, viel Schatten, WiFi, eine Waschmaschine (!), nette Gesellschaft. Da werden wir es sicher ein Weilchen aushalten.


 

 


Schöne Pass-Fotos

Es waren zwei herrliche Wochen im Park bei Elli und Werner, einem Paar aus dem
Badischen, das halb in Deutschland, halb in Chile lebt und damit offensichtlich sehr glücklich ist. Jedenfalls strahlten sie unglaublich viel Freundlichkeit, Wärme und Liebenswürdigkeit aus - es fiel direkt schwer, weiter zu fahren. Aber wir wollen ja noch mehr von diesem Kontinent sehen, und so brachen wir dann doch auf. Einkaufen in Temuco und dann auf die "Autobahn" Richtung Norden. Aber wir verpassten die richtige Einfahrt, die nicht wirklich beschildert war, fanden uns auf der südlichen Richtung. Ja doof, also bei der nächsten Ausfahrt 'raus. Kurz davor machte ein LKW-Fahrer, der uns überholte, hektische Handzeichen und als wir die Autostraße verlassen hatten, war klar, was war: schon wieder ein Reifen platt.
Klaus hat den tapfer neben der Straße gewechselt (gottseidank ging die Winde wieder, um den Ersatzreifen herunter zu hieven - wiegt immerhin schlappe 160 Kg) und dann aber los nach Süden. Anderntags versuchte Klaus, an einer Tanke herauszufinden, wo wir neue Reifen bekommen könnten. War alles ein wenig vage und verwirrend, bis wir in Los Angeles (nicht in USA!) fündig wurden. Nach einigen Stationen fand Klaus die Reifen, die er wollte, aber es dauerte, bis er sie bekommen würde. Also sind wir, um die Wartezeit einigermaßen angenehm zu verbringen, zum Salto Laja - nicht weit weg - gefahren. Der größte Wasserfall Chiles, der aber im Hochsommer nur ein armseliges Rinnsal ist. Egal, es war ein nettes, entspanntes Plätzchen.


Nun denn, als die Reifen da und verstaut waren, ging es wieder nach Argentinien und wir sind gemütlich dahin gegondelt. Haben ein nettes französisches Tramper-Paar mitgenommen, auf einer Rumpelpiste das Auspuffrohr verloren (schon wieder mal) und dann gab es nach einer weiteren Rumpelei ein wenig Lenk-Probleme. Klaus wusste, was es bedeutet und schon ganz :-) bald waren wir fündig in Bezug auf eine kompetente Werkstatt. Alles kein Problem, das Teil ist gleich besorgt. Aber nix wars, das gab es nicht und musste angefertigt werden. So verbrachten wir zwei recht heiße Tage in Mendoza in anheimelnden Werkstatt-Ambiente. Aber immerhin bot die Bergkette hinter uns einen Ausblick auf den Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas. Man muss die Dinge positiv sehen...

Als alles fertig war, düsten wir los und stürzten uns in einen Großeinkauf. Bedachten allerdings nicht, dass es auch in Argentinien an den Provinz-Grenzen Lebensmittel-Kontrollen gibt. Man darf quasi gar nix an frischen Sachen dabei haben. Was alles beinhaltet, was nicht eindeutig Konserve ist. Wir hatten eine Schale mit Weintrauben offen bei uns, die haben wir dem Kontrolleur präsentiert. Er motzte, Klaus motze zurück und die Strategie ging auf. Er nahm uns die Trauben ab, guckte dafür nicht weiter 'rum. Das wäre blöd für uns gewesen. Wir hatten jede Menge verbotener Sachen dabei. Gerade noch mal gut gegangen... Aber wir sollen wir uns denn bitte im Wohnmobil versorgen - vor allem in Gegenden, wo auf Hunderte von Kilometern nix, rein gar nichts ist?? Dazu kommt, dass die Versorgungslage in Chile und Argentinien völlig unterschiedlich ist. In Argentinien kriegt man, dank der vielen italienischen Einwanderer, ganz prima und recht preiswert tollen Käse und feinen Panchetta, prima Salami, wovon natürlich ordentlich gebunkert wird. Darf man aber nicht, auch wenn eingeschweißt, nach Chile mitnehmen. In Chile wiederum gibt es sehr viel besseres Gemüse und Obst, wollen die Argentinier aber nicht. Je nun, wir haben unsere Tricks entwickelt und verstecken das "Gefahrengut", was in diesem verwinkelten Auto gut geht. Unlängst hatten wir 5 (!!!!) Kontrolleure im Auto, die alles akribisch durchsucht, aber unsere Verstecke nicht gefunden haben :-) !! Wobei wir einigermaßen sicher waren, die wollten einfach nur das interessante Auto genauer sehen und sich so die Zeit mal ganz angenehm vertreiben. Viel los ist an den kleinen Grenzstationen ja nun wirklich nicht.
Nachdem wir nun schon einige Male zwischen den Ländern gependelt sind, wissen wir, was wo besser, einfacher ist und wie man sich jeweils verhält. Ist schon kurios, wie anders es dieseits und jenseits des Anden-Hauptkammes ist, über den die Grenze verläuft. Aber die Leute sind alle sehr freudlich, haben grundsätzlich Nachsicht mit doofen Touristen, die der Sprache nicht wirklich mächtig sind und hegen eine dezente Neugier. Wobei das Auto schon eine große Rolle spielt. In Argentinien gibt es noch viele LKWs dieser Sorte und da wird man immer freudig begrüßt.


So langsam ging es ins Hochgebirge und wir hatten uns eine schöne Strecke zwischen Argentinien und Chile auf der Karte ausgeguckt. Also auf zum Paso de Agua Negra, was schon richtig toll begann. Stressfreie Ausreise aus Argentinien, viele Kilometer danach gemütliche Einreise nach Chile bei einem klitzekleinen Grenzübergang. Gottseidank hatte ich alle "verbotenen" Lebensmittel gut versteckt, die junge Frau war überaus gründlich, fand natürlich gar nichts.

Wider Erwarten war die Straße zum Pass hoch schon geteert, was die Gurkerei auf den Serpentinenstraßen erheblich erleichtert. In ca. 3.500 Meter Höhe haben wir, obwohl es erst Mittag war, unser Nachtlager zwecks Akklimatisation aufgeschlagen. Hat schon mal jemand Reiberdatschi (Reibekuchen/Backes) auf 3.500 Metern gebacken? Positiv: die Gefahr des Anbrennens ist sehr gering. Negativ: es daaaaauuert, bis man sie halbwegs goldbraun kriegt. Es ging uns also noch prima, kein Problem mit dem Schnaufen, auch Schlafen klappte problemlos. Erwartungsvoll krabbelten wir am nächsten Tag weiter zur Passhöhe und die Landschaft wurde immer großartiger. Gut, mit dem Teer auf der Straße war es vorbei, aber sie war gepflegt und gut befahrbar. Wir sahen immer mal wieder bizarre Schneefelder, an die wir auf der chilenischen Seite näher herankamen. Sog. Büßerschnee, der wohl durch Winderosion entsteht.
Bergmäßig treiben die Chilenen es sehr bunt, wir waren völlig hingerissen von den bunten Gipfeln, die immer wieder unversehens auftauchten. So haben wir uns recht langsam und gemütlich wieder abwärts begeben, es gab sooo viel zu gucken.


Nach dem Pass sind wir Richtung Küste gefahren, wollten eventuell ein paar Tage am Pazifik verbringen. Aber kurz vor La Serena wurde es immer diesiger, wolkiger und auch recht kühl. So haben wir unsere Einkäufe erledigt, einen hübschen Platz unterhalb eines Dorfes direkt am Meer gefunden und da beim Abendessen einer Schar Pelikane zugeguckt, die sich ihr Abendessen fischten.
Und sind zurück in die Berge, haben uns auf den Weg zum nächsten Pass gemacht, dem Paso San Francisco, auch so gute 4.700 Meter hoch. Weil wir uns schon ein wenig der Höhe angepasst gefühlt hatten, haben wir das Nachtlager erst bei knapp unter 4.000 Metern aufgeschlagen, an einem wunderschönen Salzsee mit malerischer Bergkulisse und jeder Menge Flamingos am nächsten Morgen im See. Aber da pfiff uns der Wind ordentlich um die Ohren und nach Sonnenuntergang wurde es saukalt -
Wärmflasche und dicke Decken haben wir nicht umsonst mitgenommen! Das Schnaufen war schon ein wenig mühsamer und ich habe nicht mehr ganz so gut geschlafen. Leider ist hier noch Coca-Tee verboten, den man aber in Peru und Bolivien kriegt und der sehr gut bei der Höhenanpassung helfen soll. Nun gut - da geht es ja auch noch ein bisschen höher 'rauf.


Bei diesem Pass kriegt man schon einige 6.000er zu sehen, darunter der Ojos de Salados, den höchsten Berg Chiles (6879 Meter), ein erloschener Vulkan. Wobei die Chilenen sich noch mit den Argentiniern streiten, ob er nicht doch noch höher als der Aconcagua sei - angeblich sind die Vermessungen recht ungenau. Ein richtig schöner Berg ist der Cerro de San Francisco, direkt am Pass, immerhin auch über 6.000 Meter. Blöderweise ist das, ansonsten ganz gute Kartenmaterial, mit nur sehr wenig Höhenangaben (auch wenig
Topographie) versehen. Da wir nicht nochmal eine Nacht um die 4.000 verbringen wollten, war die Frage, wie weit wir fahren müssen, um problemlos schlafen zu können. Aber wir sind ja beide ganz gut im Kartenlesen und so haben wir uns alles genauestens angeguckt und kamen zu dem Schluß, dass es alsbald straff bergab gehen müsste. War auch so, ein weites Tal tat sich auf und etwa zu unserer gewohnten Zeit hatten wir einen schönen Platz gefunden. Ganz karg und wüstenhaft, aber sehr, sehr schöne Berge rechts und links. Und am nächsten Morgen bei der Weiterfahrt sahen wir die ersten Vicunas. Das sind die Kleinsten der Lamas, sehen aus wie Guanacos, nur eben kleiner und sie haben nicht diesen lustigen Henkel-Schwanz. Diese beiden Sorten leben nach wie vor wild, während Lamas und Alpakas domestiziert sind, meist in Herden gehalten werden.